«50 Jahr für öich da.» Unter diesem Motto feiert heute Samstag das Inforama Seeland in Ins sein 50 jähriges Bestehen. Seit 2002 ist Martin Freund der Standortleiter. Nach der Bedeutung dieses Jubiläums gefragt, erklärt er: «Für mich bedeutet es eine Genugtuung, konnte das Inforama Seeland so positioniert werden, dass es so schnell nicht zu ersetzen ist.» Er ist stolz, konnte die Gemüsegärtnerausbildung der deutschsprachigen Schweiz ins Seeland geholt werden. Ein wichtiger Punkt sei auch das Angebot an Beratung. Das wichtige Dreieck zwischen Bildung, Beratung und Forschung werde zudem mit der Versuchsstation Gemüse von Agroscope komplettiert.  [IMG 3]

Ein Postenlauf

Am Nachmittag stellen sich das Inforama und Partnerorganisationen den Besucherinnen und Gästen an verschiedenen Posten vor. Der offizielle Festakt und der anschliessende Festbetrieb mit Barbetrieb und DJ findet im Festzelt auf dem Pachtbetrieb Occhini statt. Umrahmt wird der Festakt von der Rüttimusik - Spiel der Ehemaligen. 

Kevin Koch und die Patina

Zahlreiche Gastredner überbringen ihre Glückwünsche. Kevin Koch, Inforama-Direktor, betont: « Das Inforama ist stolz, können wir hier so ausbilden.» Er wünscht sich, dass das Inforama Seeland mit dem Erfolgsrezept von Bildung und Forschung weiterhin unterwegs sein  und das Bildungszentrum Gemüse weiter ausgebaut werden könne. Er erinnert mit einem Bild an den einst «sterilen Bau» von vor 50 Jahren. Dieser habe mittlerweile einiges an Patina erhalten. Patina sei zwar charmant, aber auch etwas in die Jahre gekommen. «Er wünsche sich daher für die Jubilarin, das Inforama Seeland, eine Auffrischung. «Es braucht Investitionen.» Aber dafür brauche es Unterstützung vonseiten Kanton, stellt er die Forderung an die Politik. In die gleiche Kerbe schlägt Martin Freund. Er wünscht sich, dass die Patina etwas abgeschabt werden kann und die Ausbildungsstätte, vor allem im Bereich Schulhotel und Gastronomie, Anpassungen erfahren dürfe.
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Michael Gysi und der Leuchtturm im Seeland

Auch der Amtsvorsteher des Amts für Landwirtschaft und Natur (Lanat), Michael Gysi, ist unter den Gratulanten. Als erstes betont er: « Das Seeland spielt im Kanton Bern eine wichtige Rolle.» Dies auch wegen der vielen Spezialkulturen. Das Seeland gelte als nationaler Hotspot im Bereich Biodiversität. Zugleich werde  hochintensive Produktion betrieben. Damit sei das Seeland einzigartig und ein nationaler Leuchtturm. Gysi zeigt sich beeindruckt vom Engagement der Landwirte in der Zusammenarbeit mit der Forschung. «Wir dürfen stolz sein auf die Leistung des Inforama Seeland», betont er. Das oberste Ziel sei immer, den Lernenden das nötige Rüstzeug mit auf den Weg zu geben, macht er deutlich. [IMG 12]

Martin Schlup erinnert sich an seine Inforama-Zeit

Grossratspräsident Martin Schlup, besuchte 1978 die damalige Landwirtschaftsschule in Ins. Da darf eine Anekdote aus dieser Zeit natürlich nicht fehlen. Er erinnert sich, dass sie damals noch ein Kassabuch über den Inhalt des eigenen Portmonnes führen mussten. Das Nachführen ging des Öfteren vergessen. Wenn sich Schlup aber dann doch ans Nachführen machte, arbeitete er auch gleich noch vor, und führte die zwei kommenden Monate gleich mit aus. Als der Lehrer das Kassabuch eines Tages kontrollierte, war er darüber alles andere als erfreut. «Wir beide hätten damals nicht gedacht, dass ich heute als Grossratspräsident hier stehe, erzählt Martin Schlup und lacht dabei. Schlup, selbst Meisterlandwirt, weiss, dass es immer mehr Lebensmittel für immer mehr Menschen brauchen wird. Dazu seien eine gute Infrastruktur und gut ausgebildete Leute nötig. Er setze sich daher für einen Infrastrukturausbau ein. [IMG 10]

Das Brügiwagen-Taxi

Andreas Gasser, ehemaliger Inforama-Direktor, schaut auf 50 Jahre Bildung, Beratung und Forschung zurück. «Für mich unvergessen bleiben die Flurbegehungen mit dem Brügiwagen-Taxi», als die Landwirte hinten auf dem Brügiwagen stehend, zu den Standorten gefahren wurden, erzählt er aus früheren Jahren. Er beleuchtet die Anfänge des Inforama Seeland genauso wie die schwierige Zeit mit Inforama-Schulschliessungen und später der Aufbruchstimmung bis zum heutigen Kompetenzzentrum im Bereich Spezialkulturen. 

Der Blick in die Zukunft

Aber nicht nur zurück und in die Gegenwart wird beim Jubiläum geschaut. Auch ein Blick in die Zukunft wird geworfen. Diesen wagt Kevin Pfister aus Kerzers. Der 24-Jährige hat diesen Sommer die Ausbildung zum Gemüsegärtnermeister bravourös abgeschlossen. Er hat bei jungen Beufskollegen auch deren Meinung erfragt. Klar sei, dass mit der schwierigen Personalsituation, den steigenden Kosten für Betriebsmittel, den steigenden ökologischen Anforderungen, dem Wetter und nicht zuletzt mit dem Preisdruck, riesige Herausforderungen auf die künftigen Betriebsleiter warten. Aber: «Wir nehmen diese Herausforderung an», macht Pfister deutlich. Die Jungen sähen auch Chancen. Denn Gemüse brauche es immer, und sei es auch nur der Salat im Fastfood-Menü, scherzt er. Und dann wird der jungen Mann ernster und macht deutlich: « Ich will erreichen, dass meine künftigen Kinder, sollten sie mir denn vergönnt sein, so viel Freude an diesem Job haben dürfen, wie ich es habe.» [IMG 8]