Das Walliser Roggenbrot AOP hat heuer gleich zwei Gründe, um zu feiern. Einerseits das 20-Jahr-Jubiläum des Erhalts des AOP-Labels und andererseits den Fortbestand des Brotes. Denn dieser war lange Zeit ungewiss. Das Walliser Roggenbrot AOP war bedroht, da die einzige Mühle im Wallis, welche das Getreide zu Mehl verarbeitet, die Rhonemühle Naters, nach 112 Jahren Anfang Juni geschlossen wurde. Um das Label AOP zu tragen, muss jedoch Mehl aus Getreide verwendet werden, das sowohl im Wallis gewachsen als auch gemahlen wurde.

AOP-Kriterien

Walliser Roggenbrot AOP muss einige Kriterien erfüllen. Es darf nur Roggen- und Weizenmehl, Hefe, Salz und Wasser verwendet werden. Das Mehl besteht zu mindestens 90 % aus Roggen und zu maximal 10 % aus Weizen. Die Zutaten müssten aus der Region stammen, heisst es auf der Website von Walliser Roggenbrot. Das Getreide werde nachhaltig im Wallis angebaut und gemahlen. «Der Herstellungsprozess ist festgelegt, einschliesslich der Verwendung von lang fermentiertem Sauerteig, der dem Brot sein typisches rissiges Aussehen, sein spezifisches, leicht säuerliches Aroma verleiht und die Frische des Brotes verlängert», heisst es weiter. Da es im Kanton Wallis keinen Walnussanbau gibt, darf Roggenbrot, das Walnüsse enthält, das AOP-Label nicht tragen. 

Wohnungen anstelle der Mühle

Die Rhonemühle, die seit 2020 durch die Firma Groupe Minoteries SA (GMSA) betrieben wurde, muss neuen Wohnungen weichen. Denn die Firma übernahm lediglich die Betriebsgesellschaft der Mühle, die Immobilien blieben im Besitz der Gebrüder Augsburger, denen die Mühle vorher gehörte. Die GMSA, mit Sitz im Kanton Waadt, suchte lange nach einem neuen Standort, wie verschiedene Tagesmedien in der Vergangenheit übereinstimmend berichteten. Gefunden wurde schliesslich ein Standort in Riddes.

Der Knackpunkt ist das Geld

Doch dann schien das Projekt laut «Walliser Bote» am Geld zu scheitern. Und die Zeit drängte immer mehr, denn in Riddes muss zuerst eine Mühle gebaut werden. Im Februar dieses Jahres teilte die Firma dann mit: «Nach mehr als einem Jahr Projektierung wird die GMSA mit dem Bau der Mühle von Riddes beginnen. Nach mehrmonatiger Optimierungsarbeit, die darauf abzielte, die bestmögliche Investitionsvariante für eine neue Mühle für Walliser Roggenbrot AOP zu finden, sind die GMSA sowie die Vereinigung Walliser Roggenbrot AOP und alle Partner aus der Branche stolz, den Beginn dieses Projekts bekannt zu geben, das einen wichtigen Zweig der Walliser Landwirtschaft unterstützt.» Anfang April fand der Spatenstich für den Neubau statt. «Das Konzept der GMSA sieht die Wiederherstellung einer kompletten Mühle nach altem Vorbild mit mehreren Durchgängen auf verschiedenen Mühlsteinen vor. Neben der Herstellung von Roggenmehl wird es die Kombination mit alten Getreidesorten der GMSA ermöglichen, aussergewöhnliche Produkte mit besonderen Geschmacksrichtungen anzubieten», heisst es auf der Website der Firma. Die Mühle soll den Betrieb im Sommer 2025 aufnehmen können.

Eigenschaften des Walliser Roggenbrots AOP

Walliser Roggenbrot AOP sei zucker- und fettarm, reich an Ballaststoffen und enthalte zahlreiche Vitamine und Spurenelemente, wie B2 und B6, Magnesium, Eisen sowie Zink, heisst es auf der Web­site von Walliser Roggenbrot. Das Vollkornmehl wird aus dem ganzen Getreide hergestellt, also auch aus den äusseren Schichten sowie des Keims des Getreides. Dadurch würden die Vitamine und Ballaststoffe erhalten bleiben. 

Das BLW erteilt eine Sonderbewilligung 

Der alte Standort in Naters ist geschlossen, der neue befindet sich noch im Bau. Reicht denn das vorproduzierte Mehl, um ein Jahr zu überbrücken? «Nein, das wird nicht reichen», erklärte der CEO der Firma GMSA, Alain Raymond, gegenüber dem Walliser Lokalfernsehen «Kanal 9». Dies anlässlich des letzten Mühlens in Naters, das mit Behördenmitgliedern begangen wurde. Woher stammt dann in der Zwischenzeit das Mehl für das Walliser Roggenbrot AOP? Alain Raymond erklärte, dass seine Firma vom BLW die Sonderbewilligung für ein Jahr erhalten habe, dass das Walliser Roggenmehl am Waadtländer Sitz in Granges-Marnand gemahlen werden dürfe. Damit ist die Zukunft des Walliser Roggenbrotes AOP gerettet und das 20-Jahr-Jubiläum der AOP-Zertifizierung zerfällt zwischen den Mahlsteinen nicht zu Mehlstaub.