«Die Saatbedingungen waren bis Mitte Oktober gut. Ab dann war es nur noch einmal nass», kommentierte Beat Guyer, Präsident der Ostschweizer Saatgutproduzenten (OSP), die letztjährige Aussaat des Saatgetreides.

Ausgezeichnete Qualität

Am Mittwoch lud die OSP zu ihrer alljährlichen GV in den Gasthof Krone in Lenggenwil. Es gab einiges zu besprechen. Die Erträge des vergangenen Erntejahres seien gut, die Qualität ausgezeichnet und die Keimfähigkeit ausserordentlich hoch gewesen, fasste Guyer die Ernte 2023 zusammen.

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Viel Wechselweizen gesät

Abo  Im Anbau unterscheidet sich Wechselweizen kaum vom Winterweizen, ausser, dass er auch erst im Frühling gesät werden kann. Bild: Beat Schmid Weizen Mit Wechselweizen gegen den Klimawandel Sunday, 8. November 2020 Diese Beobachtungen teilte auch Alexander Pulfer von der UFA Samen. Auch er bestätigte die hohen Keimfähigkeiten der eingegangenen Posten, bei vielen betrage diese 100 Prozent. Der nasse Herbst habe die Nachfrage nach Sommerweizen erhöht. «Die Nachfrage nach Diavel, einem Wechselweizen, war heuer vier- bis fünfmal so hoch wie in einem normalen Jahr», bemerkte Pulfer und ergänzte, «wir waren eine der wenigen Vermehrungsorganisationen, die diese Sorte in genügend hohen Mengen bis zum Schluss an Vorrat gehabt hatten.»

Die Entwicklung bei den Getreiden und Sorten

  • Gerste, 6-Zeilig: Die Sorte Esprit hat sich gut entwickelt und bringt gute Erträge. Zusammen mit der Sorte Orbit machte sie über 50% der Anbaufläche aus. 
  • Gerste, 2-Zeilig: Hier gab es ebenfalls schöne Maximalerträge. Auffallend ist, dass die 2-Zeiligen Sorten deutlich Ertragsstabiler im Bio sind und auch die höheren Erträge lieferten.
  • Top-Weizen: Die Sorte Montalbano hat sich als am meisten angebaute Sorte etabliert. Zusammen mit CH Nara, deckt sie über 50% der angebauten Top-Weizensortenflächen ab. Die neue Sorte Axen ist gut gestartet und liegt in den Erwartungen.
  • Klasse 1-Weizen: Die Sorte Campanile entwickelt sich gut, die Sorte Hanswin nimmt im Anbau deutlich ab.
  • Klasse 2-Weizen: Sie Sorte Spontan dominiert die Anbauflächen. Sie wird auf über 90% der Flächen angebaut.
  • Futterweizen: Die 2019 eingeführte Sorte Campesino hat sich gut etabliert, Sailor hält sich überraschenderweise sehr lange.
  • Triticale: Der grösste Teil, über 70% wird mit der Sorte Balino abgedeckt. Zusammen mit Larossa und Triangoli sind es deutlich über 90%.
  • Dinkel/Korn: Die Sorten Ostro und Oberkulmer machen knapp 90% der angebauten Fläche aus. Den Rest füllen die Peter-Kunz Sorten Edelweisser, Gletscher und Copper.
  • Hafer: Beim Sommerhafer (etwa 70% der Anbaufläche) dominieren die drei Sorten Canyon, Zorro und Husky. Beim Winterhafer sind es die zwei Sorten Eagle und Snowbird.

Ausblick auf die Ernte 2024

Trotz der schwierigen Bedingungen im Herbst habe man, laut Alexander Pulfer, genügend Flächen ansäen können. Bei einigen Kulturen sei sogar deutlich mehr Fläche angesät, als benötigt wird. In einem normal guten Erntejahr könnte es darum vorkommen, dass einzelne Produzenten ihr Saatgetreide in den «normalen» Kanal kippen müssen.

Personelle Änderung und neue Nachfolgerin

Abo Fenaco - Agrarzentrum «Mit Ankezüpfe und Speckwaffle»: Grösstes Saatgutlager der Schweiz eröffnet Tuesday, 31. October 2023 Zum Schluss seines Vortrags gab Pulfer bekannt, dass er in Zukunft wieder näher zu seiner Heimat, nämlich in Lyssach, arbeiten werde. Seine Nachfolgerin und neue Ansprechperson für die Landwirte wird die Landwirtin und gelernte Kauffrau Melanie Müller aus Bäretswil.

Neue Saatgutproduzenten

Neben dem Rückblick auf das vergangene Anbaujahr nahm die OSP auch zwei neue Mitglieder auf. Martina Jenzer, führt einen Ackerbaubetrieb mit 50 ha offener Ackerfläche im schaffhausischem Buch.

Neben Weizen und Dinkel baut sie auch auf sieben Hektaren Braugerste für die Brauerei Falken an. «Daraus entstehen ungefähr 1800 Hektoliter Bier, eine solche Menge wird etwa am Openair St. Gallen vernichtet», kommentierte es Jenzer.

Das zweite aufgenommene Mitglied ist Simon Peter Luzi, der vielen Anwesenden bereits als Vorstandsmitglied der OSP und Protokollführer bekannt ist. Luzi bewirtschaftet neu mit seiner Frau einen Betrieb im bündnerischen Andeer. Produziert werde hauptsächlich Käsereimilch.

Das meiste sei zwar Vollweide für seine Kiwi-Cross-Kühe. Knapp fünf Hektaren seien aber pflugfähig, Luzi plane, jährlich rund eine Hektare Dinkel und eine Hektare Sommerhafer zu produzieren.

Anbauversuch Weizen in weiter Reihe

Am Schluss der GV und vor dem Mittagessen, stellte Martin Bärtschi, vom Strickhof, die Resultate vom Versuch «Weizen in weiter Reihe» vor. Dieser wurde vom Forum Ackerbau über zwei Jahre an acht Versuchsstandorten durchgeführt. 

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Abo Saat von Wintergetreide Eckpunkte und Tipps aus der Praxis zu Getreide in weiter Reihe Wednesday, 13. September 2023 Der Versuch brachte folgende Erkentnisse:

  • Mindererträge: Tolerierbar waren je nach Verfahren 5.5dt/ha (Herbizid) resp. 10.6dt/ha (Striegel), im Vergleich zu einem «normal angebautem Weizen» mit einem Referenzertrag von 70dt/ha und Herbizideinsatz.
    Der Anbau in weiten Reihen brachte zwar weniger Ertrag, die Grenze der Mindererträge wurde aber nicht unterschritten, der Landwirt verdiente also.
  • Qualitätsmerkmale: Der in der weiten Reihe angebaute Weizen wies signifikant höhere Proteingehalte auf. Im Durchschnitt war es 0.5 % höher.

Folgende Punkte bleiben jedoch offen, resp. geben Anlass zur Diskussion:

  • Saatstärke: Was offen bleibt, ist die Frage nach der Reduktion der Saatstärke. Wird der Weizen mit gleicher Saatstärke «weit» gesät, haben die einzelnen Pflanzen nur 1,3 cm zueinander Abstand. 
  • Verunkrautung: Der Folgeeffekt durch die Zunahme der Verunkrautung wurde im Versuchsdesign nicht berücksichtigt. Hier appellierte Martin Bärtschi an die Produzenten, das System Weite Reihe nicht auf stark verunkrauteten Flächen durchzuführen.
  • Getreide/Sortenwahl: Welche Getreideart resp. Sorte ist am besten für das System geeignet, resp. mit welcher werden effektiv Hasen, Lerchen oder die Insekten gefördert. Hier ergänzte Martin Bärtschi, dass es möglicherweise sinnvoll wäre, auch den Bodenbedeckungsrad einer Getreidesorte auf die Sortenliste zu vermerken. Dies wird bereits im biologischen Landbau gemacht.

Abo Auf dem Demofeld in Egnach wurde jede Versuchsreihe separat geerntet und nachfolgend punkto Ertrag und Qualität ausgewertet. Weite Reihe im Getreide Welches Getreide, welche Sorte kompensiert am besten? Friday, 22. September 2023