Die Anfrage im vergangenen Jahr von Sepp Erni, Geschäftsführer des Maschinenrings Luzern, für Winterdiensteinsätze sei ihm gerade recht gekommen, sagt Landwirt Markus Bättig aus Urswil. Er bewirtschaftet einen 20-ha-Betrieb mit Milchwirtschaft (20 Kühe) und Schweinezucht (45 Sauenplätze) mit eigener Ausmast. Auf 7 ha wird Körnermais für die Schweine produziert, auf 4 ha wachsen Getreide, auf rund 2 ha Raps, der Rest ist Grünland. Dazu werden auch Lohnarbeiten angeboten, vor allem im Pressbereich, aber auch Mähen, Dreschen und etwas Spritzen. Auf dem vielfältigen Betrieb hilft ein angestellter Bruder mit, dazu die Eltern, seine Frau Franziska sowie saisonale Aushilfen.
Winter besser auslasten
Vorher habe er noch nie Winterdienste geleistet, sagt Bättig, habe aber schon längere Zeit damit geliebäugelt, um als ausgeprägter Sommerbetrieb auch im Winter Lohnarbeiten anzubieten. So schaffte er sich einen grossen Pflug und Salzstreuer für seinen Claas-Traktor an, geeignet für die Räumung von grossräumigen Parkplätzen. Nun befreit er Industrieareale in Hochdorf und in Rothenburg von Schnee und Eis, konkret bei Lidl, Walige Shopping und Ikea. Schon im zweiten Winter sei feststellbar, dass der Arbeitsanfall sehr unterschiedlich ist, je nach Wetter. Im vergangenen Winter gab es viel zu tun, während über 25 Tagen. Heuer hält sich der Aufwand bisher in Grenzen.
«So können schweizweite Aufträge gestemmt werden.»
Roman Krummenacher zu den Vorteilen der Koordination durch den MR-Dachverband.
Zeitlich flexibel sein
Zudem seien die Kundenbedürfnisse verschieden. «Die einen verlangen konsequente Schwarzräumung ihres Areals, dort muss halt mehr gesalzen werden.» Und auch die terminlichen Ziele seien unterschiedlich. «Bei Lidl in Hochdorf muss wegen der Anlieferungen um fünf Uhr morgens geräumt sein, das heisst, wir müssen um vier Uhr starten.» Bei Ikea hingegen reiche die Räumung bis halb acht Uhr. Zeitliche Flexibilität sei nötig, die auf den frühen Morgen konzentrierten maschinellen Einsätze seien nur möglich, weil auf dem Betrieb mehrere Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. «Winterdienst für Einmannbetriebe mit Milchwirtschaft ist kaum mehr realistisch.» Für Bättig stimmen die aktuellen Einsätze, sowohl vom zeitlichen Aufwand her als auch vom Maschinenpark her habe er nicht mehr Kapazität.
Abgerechnet und organisiert werden die Dienstleistungen über den Maschinenring. Bättig rapportiert die Arbeits- und Maschinenstunden und erhält monatlich die Vergütung überwiesen. Der Maschinenring Luzern gehört dem Luzerner Verband für Landtechnik an.
Winterdienst national
In den Winterdienst sei man gemäss Roman Krummenacher, Bereichsleiter Umgebungspflege/Winterdienst erst vor einigen Jahren eingestiegen. Damals habe die Maschinenring Schweiz AG, der Zusammenschluss der regionalen Maschinenringe, die Submission für die SBB als Grosskunden gewonnen. Betreut werden rund 90 Prozent aller Bahnhöfe und Park-and-Ride-Areale. Das Interesse von Grossfirmen, den Winterdienst und die Umgebungspflege extern zu vergeben, sei spürbar, und da sei die gute Vernetzung der regionalen Maschinenringe ein grosser Vorteil. «Nur so können schweizweite Aufträge gestemmt werden.» Der Dachverband koordiniere und teile die Arbeiten den Regionen zu, abgerechnet werde zentral, die Kunden hätten so einen Ansprechpartner. Neben Grossaufträgen, welche eine Basisauslastung sichern, werden auch Dienstleistungen für kleinere regionale Kunden ausgeführt, so Winterdienst in Wohnquartieren, selbst in der Stadt Luzern.
«Winterdienst anbieten ist für Einmann-betriebe kaum realistisch.»
Markus Bättig kann die Arbeiten im Stall bei Bedarf delegieren.
Grosse Schwankungen
Betreut werden allein vom Maschinenring Luzern rund 100 Kunden, vom Entlebuch bis ins Seetal übers Wiggertal und auch in der Agglomeration Luzern, teils solche mit mehreren Standorten. Schweizweit betreuen die Maschinenringe über 3500 Liegenschaften. Winterdienst sei für den Maschinenring Luzern ein sehr schwankender Geschäftsbereich. Im Vorjahr wurden allein in der Region weit über eine halbe Million Franken Umsatz damit erwirtschaftet, schweizweit dürften es gegen 10 Millionen Franken gewesen sein.
Diesen Winter erreichte der Umsatz bisher erst 200 000 Franken, insgesamt werden es wohl bis zum Frühjahr rund 350 000 Franken sein, «falls der Winter etwa in diesem Stil weitergeht», meint Krummenacher. Im Einsatz stehen rund 30 Unternehmen, neben Bauern auch einige Gartenbaubetriebe. Der administrative Aufwand soll für diese möglichst klein sein. Die Dienstleister rapportieren online, im Büro wird monatlich den Kunden Rechnung gestellt, und die Bauern erhalten ihre Vergütung zu den vereinbarten Tarifen ebenfalls monatlich direkt aufs Bankkonto, je nach Betrieb die Mehrwertsteuer bereits abgerechnet.
Grünpflege für Armee
Grossaufträge konnte der Maschinenring in Luzern auch im Bereich Umgebungspflege gewinnen. So für die Armee, indem Areale wie um den Flugplatz Emmen, die Kaserne Emmen und weitere Gebiete betreut werden.
Nebst den üblichen Arbeiten wie Rasen mähen, jäten oder Sträucher schneiden spüre der Maschinenring eine grosse Nachfrage bei der Bekämpfung von Neophyten oder auch der Flachdachpflege. Mit dem Geschäftszweig Umgebungspflege wird beim Maschinenring jährlich rund eine halbe Million Franken Umsatz erreicht, ein grosser Teil vom Auftrag der Armee.
Vielfältiger Luzerner Verband für Landtechnik
Der Luzerner Verband für Landtechnik musste seine sonst traditionell am Chlausmärt Sursee vom 6. Dezember 2021 stattfindende Generalversammlung wiederum schriftlich organisieren. Daran nahmen 384 Mitglieder teil. Dank den florierenden Dienstleistungen konnte ein positiver Jahresabschluss 2021 präsentiert werden.
Mehr Traktorenkurse
Im Jahresbericht weisen Präsident Toni Moser und Geschäftsführer Sepp Erni auf die aufwendige Fahrschule hin, aufgrund der Einhaltung von Corona-Schutzkonzepten. Die Nachfrage für die Fahrkurse habe zugenommen, besonders jene für die Traktor-Theoriekurse. Anspruchsvoll seien auch die Spritzentests gewesen, weil im Vorjahr keine durchgeführt wurden und so letztes Jahr gleich zwei Prüfjahrgänge innert zwei Wochen, insgesamt 205 Pflanzenschutzspritzen, getestet wurden.
Sehr intensiv sei die Zusammenarbeit mit dem Maschinenring Schweiz. Das vergünstigte Einkaufen bei Grossfirmen werde von vielen Landwirten geschätzt. Auch die Dienstleistungen für Firmen und Gemeinden, so beim Winterdienst und der Vegetationspflege, seien stetig am Wachsen. Erni weist allerdings auf die grossen Umsatzschwankungen hin. «Die Differenzen zwischen zwei Saisons können gut eine halbe Mio Franken ausmachen.» Allerdings sollte dieses Geschäftsrisiko den Verband nicht in Schieflage bringen, weil in einem schneearmen Winter auch der Aufwand tiefer sei. Zudem könne das Risiko durch das Geschäftsfeld Grünpflege etwas aufgefangen werden. «Dort gibt es 12 Monate im Jahr Arbeit», meint Erni.
Betriebshelfer gesucht
Bei Agriwork war die Nachfrage für Betriebshelfer im Frühjahr 2021 grösser als im Vorjahr. Erfreulicherweise hätten sich aber mehr junge Landwirte für diesen Job gemeldet. Im Herbst standen zeitweise mehr als acht Betriebshelfer im Einsatz.
