Vernehmlassung gestartet Bundesrat: Pflichtlager für Lebensmittel ausbauen, aber weniger Proteinfutter einlagern Wednesday, 19. April 2023 Die Verwaltung werde nochmals über die Bücher gehen müssen, denn es habe sehr viel und breite Kritik gegen das «wohl unrealistische Szenario» und die hohen Kostenfolgen gegeben, meinte Ines Heer. Die neue Leiterin der Geschäftsstelle Ernährung beim Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung referierte an der Delegiertenversammlung des Dachverbandes Schweizerischer Müller (DSM) über die Vernehmlassungsergebnisse zur Änderung  der Verordnung über die Pflichtlagerhaltung. Die sah für eine bessere Versorgungssicherheit in Krisenzeiten eine markante Erhöhung der Lager auch beim Getreide vor. So unter anderem für «dualen Weizen», der grundsätzlich auch als Futtermittel, in einer Krise aber als Brotweizen verwendet werden könnte.

Szenarien anpassen

[IMG 2]DSM kritisierte in ihrer Stellungnahme, dass im Krisen-Szenario von einem langfristigen Ausfall der Einfuhr von Futter- und Nahrungsmittel ausgegangen wurde, statt von eher realistischerem temporären Ausfall. Gefordert wurde eine Flexibilisierung der Pflichtlagermengen. «Einlagerung der vollen Menge im Zeitpunkt der Ernte ist sowohl versorgungstechnisch wie auch wirtschaftlich unsinnig.»

Die Kritik, auch von Seiten der Landwirtschaft wegen drastischem Tierabbau bei Versorgungsengpässen, wurde beim Bund aufgenommen, die Revision der Verordnung in dieser Form werde wohl gestrichen, meinte Heer. Gleichwohl brauche es Anpassungen bei der Lagerhaltung. Aber auf der Basis von anderen nicht auf «worst case» ausgerichteten Szenarien und neuen Mengenberechnungen.

Die Delegierten nahmen die Erkenntnis des Bundes mit Erleichterung zur Kenntnis.

Brotwaren deklarieren

Mehr Transparenz Parlament will bessere Herkunfts-Deklaration bei importierten Lebensmitteln Friday, 18. March 2022 Sehr befriedigt sind die Müller auch, dass die schon lange geforderte Deklaration bei Brot- und Backwaren nun auf Februar 2024 gesetzlich verankert werden soll. Was beim Fleisch längst selbstverständlich ist, nämlich die Angabe des Produktionslandes, war bei Backwaren bisher nicht nötig. Mit der Deklarationspflicht soll dem zunehmenden fast zollfreien Import von Aufbackwaren und Teiglingen begegnet werden. Allerdings sei es mit der neuen Vorschrift nicht getan, es brauche nun eine Promotion dieser Deklaration bei den Verkaufsstellen und in der breiten Bevölkerung, meinte Präsident Thomas Helbling.

Verarbeitung ist sinkend

Weichweizen-Import Ständerat will mehr Spielraum für Stärke-Produzenten Tuesday, 12. September 2023 Sorge bereitet den Müllern die zunehmenden Gesuche um Zollbegünstigung für die Einfuhr von Mehl zur Verarbeitung zu Stärke. Diese Vermahlungsmenge könnte in der Schweiz verloren gehen, was bis zu 55000 t ausmachen könnte. Abnehmend ist die vermahlte Menge auch wegen der Nachfolgeregelung zum Schoggigesetz, indem Firmen die Produktion von Backwaren ins Ausland verlagern. «Insgesamt könnte eine Mahlmenge von 15 Prozent verloren gehen», meinte Geschäftsführer Lorenz Hirt.

Letztes Jahr wurden von den 34 Mitgliedern des Müllereiverbandes rund 352000 t Mehl produziert, die Marktabdeckung liegt bei 97 Prozent. Verarbeitet wurden 447000 t Brotgetreide, 24000 t weniger als im Vorjahr.  Davon stammen 82 Prozent aus dem Inland. Die Müllerei-Branche ist von starkem Strukturwandel betroffen, letztes Jahr stellten wiederum zwei Mühlen ihre Tätigkeit ein. Die sieben grössten Mühlen der Schweiz verarbeiten 90 Prozent des Getreides.

Qualität unter Druck

[IMG 3]Als weitere Herausforderungen der Branche nannte Präsident Helbling den Absenkpfad für Dünger und Pflanzenschutzmittel, das werde einen starken Einfluss auf die Quantität und Qualität der Rohstoffe haben. «Die Konsumenten müssten bereit sein, die immer nachhaltiger hergestellten Produkte zu kaufen und fair abzugelten.»

Prägend seien auch die Diskussionen um Food Waste, von den Mühlen (Reduktion von Mühlennachprodukten) bis zum Handel (nicht verkauftes Brot nach Ladenschluss). Die Frage der Mühlennachprodukte liesse sich beispielsweise auf einen Schlag lösen, wenn die Konsumenten primär Vollkornprodukte nachfragen würden, meinte Helbling. Heute ist 59 Prozent des hergestellten Mehls Weissmehl.