Wer auf der Website der Agridea etwas sucht, dem sticht neuerdings ein roter Punkt inklusive eines Figürchens ins Auge. Drückt man darauf, erfährt man, dass das Männchen Albert heisst und er der neue virtuelle Mitarbeiter der Agridea ist. Die Organisation macht erste Versuche mit einem Chatbot im Bereich der landwirtschaftlichen Beratung. Die BauernZeitung hat sich mit dem Projektverantwortlichen Dominique Dietiker und Landwirt Hansruedi Schoch über diese neue Art von Beratungsdienstleistung unterhalten.
Was ist ein Chatbot?
Einem Chatbot können während 24 Stunden an sieben Tagen pro Woche Fragen gestellt werden, via Sprachnachricht oder schriftlich.Die Antwort kommt nicht von einer Person, sondern wird durch Künstliche Intelligenz (KI) generiert. Deswegen ist ein Chatbot auch lernfähig.
Die Verarbeitung der Frage erfolgt nach dem «Wenn-Dann-Prinzip». Es wird also vorgängig definiert, welche Antworten der Chatbot auf welche Frage geben soll. Verschiedene Dienstleistungsbetriebe nutzten bereits Chatbots, z. B. Versicherungen.
Dominique Dietiker, wer ist Albert und was kann er?
Dominique Dietiker (DD): Albert ist eine virtuelle Persönlichkeit, die vor einem Chatbot steht und die mit dem landwirtschaftlichen Milieu sehr vertraut ist. Am ehesten kann man ihn mit einem Studienabgänger vergleichen, der viel weiss, aber noch nicht grosse Praxiserfahrung hat.
Zurzeit kann Albert einfache Fragen aus den Bereichen Tierhaltung und Ackerbau beantworten. Als Antwort bekommen Sie Links zu Agridea-Dokumenten. Wenn Sie ihn noch besser kennenlernen möchten, fragen Sie ihn doch gleich selber.
Sie meinen, ich kann Albert nebst fachlichen auch persönliche Fragen stellen?
DD: Ja, auf diese Weise erfahren Sie z. B., dass er eine Familie hat und wo er wohnt. Als wir Albert kreiert haben, hatten wir folgenden Hintergedanken: Wir überlegten uns, wer bei Landwirt(innen) Vertrauen erweckt. Reine Künstliche Intelligenz sicher nicht. So sind wir auf Alberts Biografie gekommen. Und etwas Spass darf doch sein (lacht).
Hansruedi Schoch, Sie haben den Chatbot für uns getestet. Was haben Sie ihn gefragt?
Hansruedi Schoch (HS): Ich fragte ihn, was mich in meinem Bauernalltag gerade so beschäftigte. Da ich den Feldsamenkatalog verlegt hatte,kamen mir bei der Saatgutbestellung für Frühjahressaaten die Saatmengen nicht geradein den Sinn. Oder beim Futterrüsten überlegte ich mir, ob es wohl eine Zusammenstellung von allen Futterbörsen der Schweiz gibt.
Und, was hat Albert darauf geantwortet?
HS: Er meinte: «Entschuldigung bitte, ich habe die Frage nicht verstanden. Bitte um eine neue Formulierung.» Darauf habe ich dann die Fragen umformuliert, bis ich nur noch Stichworte eingab. Da meinte Albert doch tatsächlich, ob es nicht etwas freundlicher gehen würde oder ob wir vielleicht aneinander vorbeireden würden (grinst).
Ok, das ist ja lustig, aber weitergeholfen hat Ihnen das ja nicht wirklich.
HS: Meine Erwartungen waren nicht allzu gross. Und mit der Zeit wusste ich, wie fragen, damit ich Links zu relevanten Dokumenten bekam.
Wäre eine Suche mittels Google nicht zielführender?
HS: Zurzeit steht es sicher noch 1 : 0 für Google. Doch bei den Google-Suchresultaten weiss ich nie so genau, ob sie fachlich abgestützt sind.
DD: Das ist genau der Punkt, weshalb wir Albert kreiert haben. Er sucht nur in fachlich validierten Dokumenten nach Antworten. Zurzeit sind das noch ausschliesslich Agridea-Dokumente. In Zukunft soll aber auf diese Weise auch Wissen von anderen landwirtschaftlichen Institutionen wie beispielsweise Agroscope oder FiBL verfügbar gemacht werden.
Weshalb soll ich mich als Landwirt(in) an eine Maschine statt an die Beratung wenden?
HS: Bei Albert kann ich sehr banale Fragen stellen. Ich frage ihn, wenn ich etwas nicht gerade weiss. Es ist ein niederschwelliges Angebot. Hier kann ich mir schnell und unverbindlich erste Informationen holten.
Rufe ich hingegen bei der Beratung an, geht es um Detailwissen und das Ganze ist schon sehr verbindlich.
Können Sie uns erklären, wie Albert besser werden kann?
DD: Zu Beginn hinterlegten wir bei Albert 800 Stichworte aus den Bereichen Ackerbau und Tierhaltung, die mit Agridea-PDFs verlinkt sind. Zweimal die Woche werten wir aus, nach welchen Stichworten gesucht wird. Das hat zur Folge, dass innerhalb der ersten Woche 200 neue dazugekommen sind.
Unser Ziel ist es, dass wir bis Ende Jahr für alle unsere Fachbereiche Stichworte hinterlegt haben und Albert auf das gesamte Agridea-Wissen zugreifen kann.
Zurzeit ist unsere Herausforderung, dass Albert sprechen lernt. Das heisst, dass er nicht nur Stichworte versteht, sondern ganze Sätze.
Ich habe letzte Woche Albert gefragt, ob Güllen im Winter erlaubt sei. Leider ohne Erfolg. Wird er die Frage diese Woche beantworten können?
DD: Ach, die Frage war von Ihnen? Eigentlich sollte er das in Zukunft beantworten können. Wichtig ist, dass möglichst viele Leute an Albert Fragen stellen. Auf diese Weise wächst sein Sprachverständnis und sein Repertoire an Schlagwörtern.
Dem Agridea-Chatbot Albert eine Frage stellen: www.agridea.ch