Am 30. April 2022 ist in der Käserei in Oberwil bei Büren die Ära Beer zu Ende gegangen. Jakob und Ruth Beer haben den Betrieb der Käsereigenossenschaft Oberwil (KG) an Oskar Häni übergeben. Ganze 41 Jahre hat Jakob Beer in der Seeländer Käserei am Rande des Bucheggbergs, gearbeitet. Bevor er 1991 seinen Vater Alfred als Milchkäufer und Käsereimieter ablöste, arbeitet er bereits zehn Jahre mit ihm zusammen. Und bald konnte er auf die Mitarbeit seiner Frau Ruth zählen, welche während 35 Jahren an seiner Seite die Emmentaler-Käserei massgeblich mitprägte. So sagt denn Jakob Beer auch: «Ohne Ruth wäre es damals nicht gegangen.»
Die Talfahrt des Emmentalerpreises
Etliche Stürme und Herausforderungen hat das Paar erlebt, etwa die zunehmende Digitalisierung und Dokumentationspflicht. Er bemängelt: «Eine Unterschrift hat heute mehr Wert, als ein qualitativ gutes Produkt.» Schwierig zu meistern war die Talfahrt des Emmentalerpreises. «Der Tiefpunkt war erreicht, als der vom Käsehändler bezahlte Kilopreis für Emmentaler unter fünf Franken fiel», erinnert sich Jakob Beer. Heute liegt der Kilopreis inlusive Sortenbeitrag bei 9 Franken 50. Herausfordernd für den laufenden Betrieb waren auch die beiden Totalsanierungen 1977 und 2010. Doch nur durch letztere Investition der KG in Höhe von 1,5 Millionen Franken, sei es überhaupt möglich gewesen, einen Nachfolger zu finden.
Der Käser musste Unternehmer werden
Früh begann Jakob Beer Spezialitäten-Mutschli herzustellen. «Das ist sehr aufwändig», erzählt er. Aber: «Die Spezialitäten haben uns in der kritischen Zeit am Leben erhalten.» Früher sei er einfach Käser gewesen. Er musste aber auch Unternehmer werden, um bestehen zu können. Er betont, dass er mit den Bauern stets ein gutes Verhältnis hatte, auch wenn die Milchpreisverhandlungen zuweilen streng waren.
Langjährige Mitarbeiter und gute Milch tragen zum Erfolg bei
Beers haben immer erstklassigen Käse produziert. Darum konnte die Käserei regelmässig unterhalten und erneuert werden, heisst es vonseiten der KG. Zahlreiche Preise, die Jakob Beer gewann, bestätigen die hohe Qualität seiner Käse. Dies sei aber nur durch die Mithilfe der Bauern sowie der langjährigen Mitarbeitenden möglich gewesen. Einer sei ganze 20 Jahre bei ihm gewesen, erzählt Jakob Beer stolz. «Das dürfen sie ruhig so schreiben», erklärt er bestimmt.
Der Blauschimmel reift auswärts
Bei der Verarbeitung ist die Käserei Oberwil nicht ganz alltäglich unterwegs. So wird nebst konventioneller Milch auch die Milch von drei Biobetrieben verarbeitet. Möglich macht dies, da die Annahme, Lagerung und das Kessi zur Verarbeitung komplett voneinander getrennt werden können. Und noch etwas ist in Oberwil besonders. Jakob Beer stellt seit einigen Jahren Blauschimmelkäse her. Die meisten Käser lassen die Finger davon, weil die Gefahr zu gross ist, dass der Edelschimmel auf die anderen Käse übergreift. In Oberwil ermöglicht jedoch ein separater Produktionsraum mit fahrbarem Kessi die Herstellung. Gelagert wird der «Blaues Wunder» genannte Käse ausserdem in einem auswärtigen Käsekeller.
Betriebsspiegel Käsi Oberwil
Betriebsleiter: Oskar Häni
Ort: Oberwil b. Büren BE
Mitarbeitende: 180 Stellenprozente in der Produktion, 110 % im Laden und Bereitstellung
Milchlieferanten: 1 aus Lüterswil, 2 aus Rüti b. Büren, 9 aus Oberwil davon 3 Bio-Lieferanten
Verarbeitete Milchmenge: 1,6 Mio Kilogramm Milch jährlich
Käsesorten: rund 17 Sorten: Emmentaler, Blauschimmelkäse, diverse Mutschli sowie Hart- und Halbhartkäse
Die Rezepte bleiben bestehen
Zur Übergabe sagt Jakob Beer: «Ich empfinde Freude, dass es weitergeht.» Da ein Nachfolger da war, hat sich der 61-Jährige frühzeitig zurückgezogen. Pläne für die restliche Zeit bis zur Pension hat er noch keine. Einfach etwas ohne grosse Verantwortung müsse es sein, ist er sich sicher.
Und nun ist also Oskar Häni Milchkäufer und Käsereimieter. Der 35-Jährige arbeitet bereits seit 2020 bei Beers. Seine Ausbildung absolvierte er in den Käsereien Limpach und Kappelen. Verschiedene Stationen prägten seine berufliche Laufbahn, bis er in Oberwil ankam. Er wird alle Rezepturen von Jakob Beer übernehmen. Auch wenn er nicht mit dem Hintergedanken einer möglichen Übernahme in Oberwil zu arbeiten begann, erklärt er: «Ich habe Glück gehabt, dass Beers mich der Genossenschaft empfohlen haben.» Das sei ein schönes Zeichen gewesen.
Einiges wird noch digitaler
Er steigt in grosse Fussstapfen, lässt sich davon aber nicht nervös machen. Er kenne den Betrieb und die Rezepturen und empfinde das als gutes Startkapital. Auch er will an Wettbewerben teilnehmen, da Preise bei der Vermarktung helfen können. Trotzdem wird es Änderungen geben. So will Oskar Häni etwa die Betriebsführung im administrativen Bereich mehr digitalisieren. Ausserdem ist eine Internetseite im Aufbau und auch über die sozialen Medien wird künftig Werbung gemacht. Es steht also viel Arbeit an für den Vater zweier Kinder, die regelmässig bei ihm zu Besuch sind. Sie sind sein Antreiber, während seine Partnerin sein Rückhalt ist. Ausserdem wird sein Hobby, die Kaninchenzucht, ihm den nötigen Ausgleich bieten.