Die beiden Frauen verbindet mehr als nur derselbe Vorname. Es verbindet sie eine jahrelange Zusammenarbeit und tiefe Freundschaft. Die Rede ist von Margrit Rubin, Aeschi b. Spiez, BE, und Margrit Stäger, Boll BE. Sie lernten sich während der Ausbildung kennen und traten gemeinsam 1977 an der Haushaltungsschule der Bergbauernschule Hondrich BE, wie das heutige Inforama Berner Oberland damals noch hiess, als Hauswirtschaftslehrerinnen ihre Stellen an. Nach 43 Jahren, in denen sich vieles verändert hat, sie sehr viel erlebt und in denen die beiden Frauen die hauswirtschaftliche Bildung am Inforama massgeblich geprägt haben, musste die Ausbildungsstätte jetzt beide praktisch zeitgleich in die Pension verabschieden.

Die Schülerinnen fehlen

Die BauernZeitung hat sich mit Margrit Rubin und Margrit Stäger zum Gespräch getroffen. Bei schönstem Sonnenschein plaudern die Hauswirtschaftslehrerinnen auf der Terrasse des Inforama Berner Oberland über die vergangenen Zeiten. So manches Müsterli, ob lustig oder traurig, möchten sie aber lieber nicht in der Zeitung lesen. Dies zum Schutz der Schülerinnen. Die Schülerinnen, den Kontakt zu den jungen Frauen sind es denn auch, was Margrit Stäger und Margrit Rubin am meisten vermissen werden. Aber auch den Hondrich werden beide vermissen. Margrit Stäger, sie, die in den 43 Jahren an allen Inforama-Standorten gearbeitet hat, betont, dass die Hondrich-Schulküche mit Abstand die Schönste im Kanton Bern sei. Auch wenn das Gespräch heiter ist, mischt sich ab und zu Wehmut ein. Der Abschied fällt beiden nicht leicht.

Ein harziger Start in jungen Jahren

Margrit Rubin bildete die angehenden Bäuerinnen in der Haushaltungsschule, wie die Schule damals hiess, in Wäscheversorgung, textilem Gestalten, Familie und Gesellschaft, Materialkunde und Berufskunde aus, schreibt das Inforama in den «Ehemaligen Nachrichten». Margrit Stägers Leidenschaft galt allen Inhalten rund um die Ernährung: Kochen, Backen, Produktverarbeitung und Ernährungslehre. Der Start sei alles andere als einfach gewesen, erinnern sie sich. «Wir kamen hierhin und ich merkte, dass ich nicht für den praktischen Unterricht gerüstet bin», erzählt Margrit Stäger. Zu theorielastig war die Lehrerinnenausbildung. Sie habe zum Glück nach der Grundschule ein Haushaltungslehrjahr gemacht. Von diesen Erfahrungen konnte sie profitieren.

Das Vertrauen der Direktorin

Auch das Führen des Internats gehörte lange zu den Aufgaben der beiden Frauen, die damals nur unwesentlich älter waren als ihre Schülerinnen. Margrit Stäger lacht und erzählt: «Wir waren damals viel zu pflichtbewusst und verkrampft gewesen. Wir wären gescheiter mit den Frauen, die sich öfters durch den Speisesaal oder den Keller hinausschlichen, in den Ausgang gegangen.» Margrit Rubin ergänzt: «Dank dem, dass wir zu zweit waren, konnten wir einander gut unterstützen.» Die Sache vereinfacht hat, dass die damalige Direktorin Käthi Gammeter grosses Vertrauen hatte und die beiden Frauen gewähren liess. «Wir genossen viele Freiheiten und konnten machen, was wir wollten. Wir waren aber auch gut», hängt Margrit Rubin an und lacht etwas verschmitzt.

Immer mit der Zeit gehen

Früher seien viel mehr Einzelentscheide gefällt worden, heutzutage werde vieles im gesamten Team besprochen und nach Lösungen gesucht, was jedoch längere Entscheidungswege zur Folge habe. Was sich auch verändert habe, sei die Zunahme von mehr Sitzungen. Etwas, das Margrit Stäger nicht vermissen wird. In all den Jahren veränderte sich auch die Form des Unterrichts. War früher Frontalunterricht das einzig Wahre, ging der Weg hin zum kompetenzorientierten Unterricht. Verändert haben sich nicht nur die Ernährungstrends, sondern auch die Technik. Margrit Stäger und Margrit Rubin mussten dabei immer auf dem neusten Stand und den Schülerinnen stets einen Schritt voraus sein.

Heutige Frauen haben mehr Selbstvertrauen

Für beide war der realitätsnahe Unterricht, der die verschiedenen Gegebenheiten und äusseren Umstände im Alltag der Lernenden berücksichtig, immer sehr wichtig. Veränderungen stellten sie auch bei den Schülerinnen selbst fest. Margrit Rubin erklärt: «Wir sind heute mit den Schülerinnen viel mehr auf Augenhöhe. In den vergangenen Jahren kamen Frauen mit mehr Selbstbewusstsein als früher, die sich auch getrauen, mal etwas zu hinterfragen.» Margrit Stäger ergänzt: «Sie kommen heute mit klaren Vorstellungen, Erwartungen und Zielen. Genau das war für mich, nebst dem steten Wandel der Dinge, eine gute Herausforderung.» An einer Herausforderung sei sie jedoch gescheitert. Bis heute habe sie es nicht geschafft, den Schülerinnen Innereien schmackhaft zu machen.

Aus Fehlern kann vieles gelernt werden

Aber nicht nur die Schülerinnen haben viel gelernt. Auch die beiden Hauswirtschaftslehrerinnen haben viel von ihren Schülerinnen gelernt, betonen beide. «Wir beharrten nie darauf, so wie wir es machen, ist es richtig und nicht anders», erklärt Margrit Rubin. «Es war ein steter Prozess, auch etwas Neues anzunehmen und zu sehen, dass es auch anders geht», nennt es Margrit Stäger. Sie zeigt sich stolz darüber, dass sie stets offen gegenüber neuen Ideen der Lernenden gewesen sei. Beide Lehrerinnen verraten, dass sie Freude hatten, wenn Schülerinnen Fehler gemacht haben. Dies jedoch nicht aus Schadenfreude. Aber anhand gemachter Fehler hätten sie den Schülerinnen viel Zusätzliches beibringen können. Etwa, dass eine geronnene Sauce kein Grund für den Abfallkübel ist, sondern mit ein paar Kniffen gerettet werden kann. Ihnen war jedoch wichtig, dass die Frauen dabei nie blossgestellt wurden. Dass sie selbst auch nicht immer fehlerfrei waren, wissen beide. Sie hätten jedoch immer zu ihren Fehlern offen gestanden und sich auch mal entschuldigt, sollte es nötig sein. Das sei sehr geschätzt worden.

Der leidige Dampfkochtopf

Nebst all den Veränderungen sei aber etwas in all den Jahren immer gleichgeblieben. «Alle haben immer Angst vor dem Dampfkochtopf», erzählt Margrit Stäger und ein Lachen macht sich in ihrem Gesicht breit. Margrit Rubin und Margrit Stäger sind stolz darauf, sich all die Jahre auf neue Situationen oder Lernangebote eingelassen zu haben. «In den Kursen der Hauswirtschaft haben wir die Chance, das Verständnis für andere Lebensweisen zu wecken. Wir sehen immer wieder, dass lebenslange Freundschaften entstehen und es den Kursteilnehmerinnen wichtig ist, den Kontakt weiter zu halten», betonen die beiden Frauen. Für Teilnehmerinnen aus dem nicht landwirtschaftlichen Umfeld werden die Anliegen und die Lebensweise in der Landwirtschaft nachvollziehbarer. Dies führe zu gegenseitigem Respekt und zur Wertschätzung der jeweiligen Werte und Ansichten.

Ein Wunsch zum Schluss

«Wir wünschen uns, dass die Verantwortlichen diese Chance weiterhin fördern und unterstützen», sind sich Margrit Rubin und Margrit Stäger einig. Auch wenn nun ihre gemeinsame Zeit am Inforama endet, die Freundschaft und den Kontakt zueinander wollen beide Frauen weiter halten.