Eine Waldbewirtschaftung, die sich lohnen soll, ein Klimawandel, der vielen Baumarten das Leben schwer macht und zunehmende Freizeitnutzung durch die breite Öffentlichkeit mit ihren Nebenerscheinungen – das alles sind Herausforderungen, mit denen die Waldbesitzer immer mehr konfrontiert sind. «Eine intakte Waldwirtschaft kommt nicht von ungefähr, sondern ist harte Arbeit», sagt Beat Zaugg, Präsident der Berner Waldbesitzer (BWB), am regionalen Wald-Event von letzter Woche in Bern. Davon profitieren nicht nur die Waldbesitzer, sondern auch die gesamte Öffentlichkeit. Damit dies aber möglich ist, braucht es gute Rahmenbedingungen, tiefe Schalenwildbestände und eine geordnete Freizeitnutzung im Wald.
Viele Leistungen erfüllen
Der Verband der Berner Waldbesitzer setzt sich dafür ein, dass die Leistungen, welche die rund 36 000 Waldbesitzenden mit der Waldbewirtschaftung für die breite Öffentlichkeit erbringen, wahrgenommen werden. Zusätzliche Leistungen, zum Beispiel für die Biodiversitätsförderung oder im Zusammenhang mit der Freizeitnutzung, sollen fair abgegolten werden. Um dieses Thema zu diskutieren, und den Nutzen einer Mitgliedschaft in einem Waldbesitzerverband für alle Waldeigentümer bekannt zu machen, hat der Verband der Berner Waldbesitzer gemeinsam mit allen 23 regionalen Organisationen letzte Woche vier regionale Wald-Events quer über den Kanton Bern durchgeführt. Eine Veranstaltung fand unter anderem auch im Forstzentrum Bern statt, wo die Problematik in der Waldwirtschaft von den verschiedenen Referentinnen und Referenten erläutert wurden.
Ein gesunder Wald
«Wenn man mit dem Holzen nichts mehr verdient, geht auch kein Landwirt mehr in den Wald», befürchtet Anja Leser, Geschäftsführerin BWB. Jährlich würden im Kanton Bern rund 1 Mio. Kubikmeter (m³) Holz geschlagen, was rund 20 % der inländischen Holznutzung ausmache. «Holznutzung sorgt zum Teil in stadtnahen Wäldern immer wieder einmal für erregte Gemüter. Doch mit dem Holzen muss man eine Wertschöpfung erzielen, sonst werden die Bäume stehen gelassen», sagt Leser.
Und hier verbirgt sich ein grosses Risiko: «Wenn nicht mehr geholzt wird, kann auch kein gesunder, junger Wald mehr nachwachsen», sagt die Geschäftsführerin. Ein gesunder Wald sei nicht nur förderlich für die Biodiversität, sondern habe auch eine Schutzwirkung gegenüber Steinschlag, Erosion oder Schneelawinen. «Für mich ist klar: Der Bund und die Kantone müssen hier Rahmenbedingungen schaffen, welche eine starke, unternehmerische Waldwirtschaft ermöglichen», sagt Leser.
Dass dies zum Teil geschehen ist, zeigen die zahlreichen Gründungen von Waldunternehmungen und Weiterentwicklungen von Forstbetrieben. Trotzdem werde immer noch zu wenig Schweizer Holz in öffentlichen Bauten verwendet. «Die Stimme der Waldeigentümer muss bis hinauf in die Politik gehört werden können», sagt Leser kämpferisch.
Heimisches Holz fördern
Auch für Jürg Rothenbühler, Präsident von Lignum Bern, ist klar: «Wir wollen im Kanton Bern eine starke Holzwirtschaft und wir brauchen eine Gesellschaft, die die Werte und die Waldnutzung auch in Zukunft mittragen werden», sagt Rothenbühler. So macht sich Lignum dafür stark, die Öffentlichkeit über die Waldnutzung aufzuklären. Unter dem Namen Lignum Holzwirtschaft Bern (ehemals Initiative Holz Bern und BEO Holz) haben sich die Berner Waldbesitzer, der Bernische Sägereiverband, Holzbau Schweiz Sektion Bern und Berner Oberland, der Schreinermeisterverband Bern und Berner Oberland sowie Holzenergie Kanton Bern zusammengeschlossen. Die Ziele der kantonalen Plattform der Berner Wald- und Holzwirtschaft sind die Steigerung der Nachfrage nach einheimischem Holz sowie die Erhöhung der regionalen Wertschöpfung. «Wir müssen bei der Basis Vertrauen schaffen und ihnen erklären können, warum wir den Wald nutzen müssen», sagt Rothenbühler.
Auch Ernst Wandfluh, Waldbesitzer und Nationalrat (SVP, Kandergrund), stellt fest: «Die grösste Herausforderung ist und bleibt, dass man mit der Holznutzung eine hohe Wertschöpfung erzielen kann und damit auch Geld verdient», sagt er. Leider komme immer noch viel Holz aus dem Ausland. «Preislich können wir mit der Importware nicht mithalten», bedauert er. Würde man bei einem Haus nur Schweizer Holz verwenden, würde das bei einer Bausumme von einer Million Franken nur gerade mal 4000 Franken mehr ausmachen. Wandfluh schwebt vor – analog zu Fleisch – die Importmenge auf die Inlandleistung abhängig zu machen. Das heisst, dass man zuerst eine gewisse Menge Schweizer Holz kaufen muss, bevor man welches importieren darf.
Mehr Laubhölzer
Sorgen bereitetet Ernst Wandfluh aber auch der Klimawandel. «Wegen der zunehmenden Trockenheit wird nicht nur der Krankheitsdruck höher, sondern es gibt auch eine Verschiebung von den Nadel- zu den Laubhölzern», ist Wandfluh überzeugt. Doch die Verwendung von Laubhölzern sei deutlich schwieriger als die von Nadelhölzern. Hier gelte es, für diese Hölzer noch mehr Reklame zu machen. Heute müssen sich die Waldbesitzer auch überlegen, welche Bäume sie anpflanzen wollen, von denen dann die nächste oder übernächste Generation profitieren könne.
Klare Leitplanken setzen
Für Jürg Iseli, Präsident des Berner Bauernverbandes, ist wichtig, dass die Landwirtschaft, die Waldbesitzer und die Holzverwerter alle am gleichen Strick ziehen. «Die Landwirtschaft hat immer noch einen engen Bezug zum Wald. Doch die Gesellschaft stellt immer grössere Anforderungen an die Waldbesitzer», ist er überzeugt. Viele meinen, der Wald gehöre ihnen, und alle dürften sich darin herumtummeln. «Hier müssen wir klare Leitplanken setzen, damit ein Nebeneinander funktioniert», so Iseli. Im Weiteren müsse man Grundlagen schaffen, damit die Waldnutzung weiter ihren hohen Stellenwert beibehalte.