«Lassen sie sich das auf der Zunge zergehen: Die schweizweit erste Mensa wird biozertifiziert. Und sie steht selbstverständlich im Kanton Bern. Das freut mich ausserordentlich.» Regierungsrat Christoph Ammann ist am Dienstag an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften der Berner Fachhochschule (BFH-HAFL) in Zollikofen des Lobes voll. Deren Mensa erhält als erste das Label «Bio Cuisine» mit einem Stern . Die Zertifizierung der BFH-HAFL-Mensa geht auch auf die Berner Bio-Offensive 2025 zurück. Diese hat unter anderem das Ziel, dass in der Gemeinschaftsgastronomie mehr biologische Produkte eingesetzt werden.
Bio muss den Weg zu den Menschen finden
Regierungsrat Ammann erklärte: «Wir wollen von der Scholle auf den Teller.» Mit den Bioprodukten müsste der Weg dorthin gefunden werden, wo es viele Menschen habe. Und das sei in einer Mensa der Fall. Die HAFL-Mensa bekocht bei der BFH auch das Departement Wirtschaft und ab August das Departement Gesundheit. Täglich werden ab dann rund 400 bis 500 Mahlzeiten produziert.
Das Label Bio Cuisine
Bio Suisse hat Anfang Jahr das Label Bio Cuisine ins Leben gerufen. Für das Label qualifizieren können sich Restaurants und Küchen der Gemeinschaftsgastronomie, die mindestens 30 Prozent Lebensmittel in Bio-Knospe-Qualität einsetzen. Die Zertifizierung geschieht in einem Dreistufenmodell. Für den Einsatz von 30 bis 60 Prozent Bioprodukten wird ein Stern vergeben, bei 70 bis 90 Prozent gibt es zwei Sterne, und beim Anteil von mehr als 90 Prozent werden drei Sterne auf dem Zertifikat ausgewiesen. Am entsprechenden Schild an der Eingangstüre, in den Speisekarten oder auf der Website erkenne der Gast sofort, wie hoch der Anteil an Knospe-Lebensmitteln ist. Ein Bio-Cuisine-Betrieb muss zudem ein Konzept zur Reduktion von Food Waste und ein Engagement in Weiterbildung vorlegen. [IMG 2]
Das Engagement der Küche ist nötig
Laut dem Rektor der Berner Fachhochschule, Sebastian Wörwag, ist es kein Zufall, dass die HAFL-Mensa ausgezeichnet wurde. Denn die BFH lebe selbst vor, was sie erforsche und lehre. Einfach so eine Küche umstellen gehe aber nicht. Dazu brauche es einen engagierten und kreativen Küchenchef wie Jeremiah Omara. Auch die ganzen Abläufe müssten überdacht werden. Nun würde in der Küche wieder vermehrt selbst gerüstet und nicht nur ausgepackt.
Weitere Betriebe sollen folgen
Für Christian Ramseier, Co-Projektleiter der Berner Bio-Offensive, ist klar, dass diese Zertifizierung im Kanton Bern nur der Anfang ist. Er zeigte mit einigen Zahlen den Zwischenstand Gemeinschaftsgastronomie im Teilprojekt Ernährung der Bio-Offensive auf. So werden aktuell vier Betriebe begleitet, die 3100 Mahlzeiten pro Tag produzieren. Mit weiteren Betrieben laufen Abklärungen.
Regierungsrat Ammann will Bio stärken, nicht schwächen
Im Anschluss sprach die BauernZeitung Regierungsrat Christoph Ammann auf die Strategiewahl Inforama an. Auf die Frage, welches Signal die drohende Schliessung der Bioschule Schwand gegenüber Bauernfamilien und Konsumenten aussende und wie dazu der gezeigte Stolz über die Bio-Cuisine-Zertifizierung zusammenpasse, äusserte sich Ammann knapp. «Die Bioschule wird weitergeführt. Sie hat eine wichtige Bedeutung innerhalb des Inforama, egal an welchem Standort.» Weiter betonte er: «Bio soll nicht geschwächt, sondern gestärkt werden.»