«Von lila Kühen und Äpfeln aus dem Tetra Pak» - Unter diesem Motto fand am 5. Oktober 2023 im Milchviehstall des Arenenberg die 9. Internationale Strohballenarena (siehe Kasten) statt. Dabei ging es um die Frage, wie es derzeit um die Wahrnehmung der Landwirtschaft bestellt ist. Der Hintergrund dazu: Immer weniger Leute sind in diesem Sektor tätig. «Daher haben auch immer weniger einen persönlichen Bezug zur Landwirtschaft», stellte Co-Moderator Michael Baldenhofer des Baden Württembergischen Förderprogramms «Leader Westlicher Bodensee» fest.

Informationsbedarf ist vorhanden

«Wird die Landwirtschaft den Leuten immer fremder?» Diese Entwicklung lässt zudem vermuten, dass die Landwirtschaft immer mehr Imagepflege und die Bevölkerung über landwirtschaftliche Zusammenhänge informieren müsse. Etwa in Form von Aktivitäten wie Schule auf dem Bauernhof oder Tag der offenen Türe.

Michael Baldenhofer und Co-Moderatorin Brigitte Frick vom Arenenberg wollten es genauer wissen und fragten drei Fachleute nach ihren Einschätzungen:

Regula Böhi: «Die Landwirtschaft hat nach wie vor ein gutes Image», ist die Präsidentin der Thurgauer Landfrauenverbandes (TLFV) überzeugt. Aber Image sei nicht gleich Wahrnehmung. Vor allem bei der städtischen Bevölkerung stellt sie ein verzerrtes Bild der Landwirtschaft fest, das von der Werbung beeinflusst wird. Böhi erzählte, dass die Thurgauer Landfrauen mit ihren Produkten in der Öffentlichkeit auftreten und die Geschichten dahinter erzählen. Beispielsweise, dass die angebotenen Teigwaren aus Eiern gemacht sind, die nicht der Norm entsprechen. «So etwas interessiert die Konsument(innen)», erklärte sie.

Sie diskutierten über den Pflanzenschutz im Obstbau (v. l. n. r.): Michael Baldenhofer, Benno Neff, Urs Müller, Bernhard Müller, Manfred Büchele, Frank Burose und Jörg Streckeisen. (Bild sgi) Strohballenarena: Obstbauern nehmen Fahrt auf Tuesday, 4. July 2017 Andreas Deyer: Das Image der Landwirtschaft sei gar nicht so schlecht, meinte auch der Kreisvorsitzende des Badisch Landwirtschaftlichen Hauptverbands (LHV) im Landkreis Konstanz (D). Auch er stellt einen Informationsverlust fest. «Die Landwirtschaftsbetriebe sind gewachsen, man ist immer beschäftigt, doch die Öffentlichkeitsarbeit kommt zu kurz», so Deyer. Er beobachte, dass man dabei auch heiklen Themen wie etwa der Pflanzenschutz aus dem Weg gegangen sei. Auch sei bei den Konsumenten zum Beispiel der Unterschied zwischen konventionell und Bio zu wenig bekannt. Um gegen die Informationsdefizite anzugehen, wäre beispielsweise mehr gemeinsame (Bildungs-)Projekte mit anderen Akteuren sinnvoll, beispielsweise mit dem Naturschutz. «Aber nur auf den Tisch hauen, das geht nicht!», sagte Deyer.

Markus Hämmerli: «Das romantische Bild der Landwirtschaft ist uns zum Verhängnis geworden», sagte der Leiter des Departements Frische/Lebensmittelsicherheit bei der Fenaco Genossenschaft. Um den Dialog zwischen Produzenten und Konsumenten zu fördern, unterstützt Fenaco beispielsweise lokale und regionale Projekte, wie etwa die Ausstellung «Von Heugabeln und Drohnen» im Verkehrshaus der Schweiz. Als Herausforderung nannte Hämmerli, Leute aus der Stadt auf das Land zu bringen sowie die Bauern mit Städtern in Kontakt zu bringen.

Jugendliche sind Konsumenten der Zukunft

Wie sich an der Veranstaltung herausstellte, teilen die Grenzregionen Schweiz und Baden Württemberg die Erfahrung, dass es in der Bevölkerung oftmals an fundierten Informationen zur Landwirtschaft fehlt. Es wurden konkrete Projekte beidseits der Landesgrenzen genannt, welche Konsumenten mit Informationen versorgen und in einen engeren Kontakt mit der Landwirtschaft bringen. Beispiele: 

Agro-Image (CH): Fachpersonen aus der Landwirtschaft halten Schullektionen

Agrarscouts (CH): Personen, die den Konsumenten ein authentisches Bild der Landwirtschaft vermitteln (z.B. an Messen)

Schule auf dem Bauernhof (CH), Lernort Bauernhof (D): Schulklassen besuchen einen Bauernhof. 

Ernährungsrat Konstanz (D): Projekte zur nachhaltigen Ernährung

Sowohl Referent(innen) wie auch Stimmen aus dem Publikum unterstrichen die Wichtigkeit, dass das Zielpublikum vor allem Kinder und Jugendliche sind. «Die heutigen Schüler sind die Konsumenten der Zukunft», betonte Jasmin Burkard, Präsidentin von Agro-Image. Dazu, so wurde deutlich, machen konkrete Projekte Sinn.

Internationale Strohballenarena

Die Internationale Strohballenarena greift aktuelle Themen der Land- und Ernährungswirtschaft auf und macht diese der Bevölkerung zugänglich. Organisiert wird die Veranstaltung, bei der die Teilnehmenden im Stall auf Strohballen sitzen und mit diskutieren, unter anderem vom Kompetenznetzwerk Ernährungswirtschaft, vom Arenenberg sowie von dem Regionalen Förderprogramm Leader Westlicher Bodensee (D).

Weitere Informationen: www.strohballenarena.info