Die Ostschweizer Fachhochschule (OST) ist offiziell im Kanton Thurgau angekommen: Vor einer Woche fand in Tänikon im Rahmen des Innovationsforums Ernährungswirtschaft die Eröffnung des Instituts für Intelligente Systeme und Smart Farming (ISF) statt. Damit verbindet sich die OST, die bereits an den St. Galler Standorten Buchs, Rapperswil sowie St. Gallen aktiv ist, mit einem etablierten Forschungsplatz: In Tänikon befindet sich nicht nur ein langjähriger Standort der eidgenössischen Forschungsinstitution Agroscope, sondern auch die Swiss Future Farm (SFF). Diese wurde 2018 vom Kanton Thurgau gemeinsam mit Partnern zur praxisnahen Erforschung neuer Technologien in der Landwirtschaft gegründet.
Arbeitsabläufe digitalisieren und automatisieren
«Daran knüpft die ISF mit seiner angewandten Forschung in geradezu idealer Weise an», stellte die Thurgauer Regierungsrätin Denise Neuweiler fest. Dejan Šeatovic, Leiter des ISF, erinnerte an die zahlreichen Herausforderungen in der Landwirtschaft: «So gilt es etwa weltweit neun Milliarden Menschen nachhaltig zu ernähren.» Er nannte Beispiele: Die Hälfte der globalen Wohnfläche wird für die Nahrungsmittelproduktion beansprucht. Zudem wird 70 Prozent des Trinkwassers für den Pflanzenbau genutzt. Mit Digitalisierung und Automatisierung von Arbeitsabläufen können laut Šeatovic Abhängigkeiten verringert und der Aufwand minimiert werden.
Lösungen für die Praxis entwickeln
Dazu brauche es praxistaugliche Experimente, so der Institutsleiter. Diese erfolgen im sogenannten Living Labor, einem Reallabor, welches Wissenschaft und Praxis miteinander verbindet. Ein konkretes Beispiel dazu: Das ISF in Tänikon entwickelt eine digitale Lokalisierung von Blacken auf dem Feld mit Unterstützung von Drohnen und G5-Mobilfunk-Technologie. In einem weiteren Schritt wird eine praxistaugliche Lösung entwickelt, um das lokalisierte Unkraut gezielt mit Heisswasser zu vernichten.
Am Institut, welches derzeit neun Mitarbeiter(innen) beschäftigt, sind bereits 15–20 Projekte am Laufen. Sie erfolgen eingebettet in den Landwirtschaftsbetrieb der SFF mit ihren 80 Hektaren Land. Zudem stellen die Beraterinnen und Berater vom Arenenberg die Verbindung zur praktischen Landwirtschaft her.
Weitere Beispiele für Projekte, an denen am ISF derzeit geforscht wird:
Low Cost Früchtetrockner: Der Früchtertrockner basiert auf der bewährten, günstigen Wärmepumpentechnik. Er eignet sich besonders für Betrieb mit Photovoltaik.
Multispektral-Drohne: Pflanzenerkennung dank Deep Learning und Vegetationsindizes.
Leistungsfähiger Pestizidabschneider: Eine neue Anlagentechnologie sorgt dafür, dass Waschwasser aus der Landwirtschaft sicher und umweltschonend behandelt wird.