Die Baukosten stossen durch die Decke und werden zur Kostenfalle. Welche Möglichkeiten haben Sie, um dies mit Investitionshilfen abzufedern?

Bruno Inauen: Aufgrund der höheren Stahlbetonpreise können wir unsere Beiträge nicht anpassen. Sowohl die Beitrags-  als auch die Kredithöhe sind bundesrechtlich festgelegt und richten sich nach GVE und Fläche. Pro GVE gibt es fix Fr. 6000.- Investitionskredit. Die Restkosten muss der Landwirt aufbringen.

Wie soll die Bauernfamilie das bewerkstelligen?

Wir haben jetzt einige Fälle, wo die Banken einspringen. Sie sind manchmal bereit, den Bankkredit zu erhöhen, wenn die LKG punkto Sicherheiten einen Rang nach hinten rutscht – aber das funktioniert nur bei Projekten, die tragbar sind, das heisst, wo eine Rentabilität gegeben und die Schuldentilgung machbar ist. Im Berggebiet ist auch die Schweizer Berghilfe ein verlässlicher Partner. Bei Erfüllung entsprechender Kriterien übernimmt diese rund 5 bis 10 % der Baukosten.

Eine Bankfinanzierung hat den Vorteil, dass die Amortisation entfällt.

Zinsen muss man gleichwohl zahlen. Unsere Kredite sind zinslos, das ist besser. Während 17 Jahren hat man Zeit, die Schulden zurückzuzahlen. Dann hat die Bauernfamilie wieder Luft für Neues. Bei Problemen können wir auch die Tilgungsverpflichtungen stunden. Bei hohen Bankkrediten kann es vorkommen, dass diese an den Hofübernehmer weitergegeben werden und dieser ist für die Weiterentwicklung seines Betriebs total blockiert.

Da Sie von Bankkrediten sprechen: Wie schätzen Sie die Zinsentwicklung ein?

Die Zinsen von Festhypotheken sind seit Jahresbeginn gestiegen. Je nach Bank gibt es für Saron-Kredite aber immer noch günstige Angebote, die dann allerdings auch schneller schwanken können. Meiner Meinung nach muss man mittelfristig nicht mit dramatischen Zinserhöhungen rechnen, denn die Wirtschaft läuft rund. Wir kalkulieren mit 4 %. Wichtig scheint mir, dass die Reserve genutzt wird, um wieder fit zu werden für neue Projekte.

Budgetrestriktionen und Ämter-Hickhack
Beat Tinner, St. Galler FDP-Regierungsrat, zog an der Generalversammlung der landwirtschaftlichen Kreditgenossenschaft St. Gallen (LKG) Bilanz: Die Zahl der neuen Baugesuche für Investitionshilfen sank gegenüber dem Vorjahr um elf auf 120. Grund dafür sei die enorme Baustoffverteuerung. Dadurch würden die Finanzierung und Tragbarkeit immer schwieriger. Einige Projekte seien gar sistiert worden. Die Bilanzsumme der LKG reduzierte sich 2021 um gut 8,5 Mio auf rund 217 Mio Franken. Verantwortlich dafür waren der Rückzug von Investitionshilfen aus dem Bundestopf um 8,5 Mio Franken und Negativzinsen.

Für den Rückzug der Bundesmillionen ist das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) verantwortlich und das sorgte an der Versammlung doch für einige Sperenzchen zwischen dem LKG-Geschäftsführer Bruno Inauen und dem dafür verantwortlichen BLW-Vertreter Martin Würsch, Leiter des Fachbereichs Betriebsentwicklung. «Das Budget ist beschränkt und knapp, dies nicht nur bei der Kreditkasse, sondern auch beim Bund», so Würsch. 

Aufreibender seien die Probleme, die das Bundesamt für Umwelt (Bafu) verursache. In Gebieten, die im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler enthalten sind, beispielsweise der Säntisregion, fordere das Bafu oft zusätzliche Massnahmen, damit eine Baute besser in die Landschaft eingepasst werden könne. «Oft können die Gesuchsteller und auch wir diese Bafu-Forderungen nicht nachvollziehen», sagte Bruno Inauen. Zumal diese Abklärung schon auf kantonaler Ebene beim Baubewilligungsgesuch stattfinden würde. «Wenn im Nachgang das Bafu mit zusätzlichen Anforderungen kommt, erhöht sich der administrative Aufwand immens. Leidtragende sind die Bauernfamilien», so Inauen. Der Baustart verzögere sich und das Projekt werde teurer.