Die BauernZeitung hat vergangene Woche über die gut gefüllten Klassenzimmer bei den Landwirten in Ausbildung berichtet. Seit einigen Jahren sind die Bildungszentren in der Region Zentralschweiz und Aargau gut ausgelastet, mit leichten Schwankungen auf hohem Niveau. Was lässt sich weiter aus den Statistiken lesen? «Die Tendenz zur Zweit- und Nachholbildung in der Landwirtschaft nimmt weiter leicht zu», sagt Hansruedi Häfliger vom LZ Liebegg.
Gelernt wird «vermischt»
Stark nachgefragt ist auch die Bäuerinnenausbildung. Rund 60 Absolventen seien aktuell an der Betriebsleiterschule (BLS). Wobei diese Quote laut Häfliger weiter gesteigert werden müsse. Dies aufgrund laufend höheren Anforderungen an die Berufstätigkeit als Betriebsleiter. Gut entwickle sich die BLS in Luzern. Die Anmeldungen sind gemäss BBZN-Rektor Walter Gut erfreulich.
Ein grosser Trend an den Schulen ist die Digitalisierung. Die Pandemie verlieh dem Ganzen nochmals einen enormen Schub. Am BBZN wird bereits in der Grundbildung in allen Klassen mit digitalen Lehrmitteln, teils noch in Kombination mit gedruckten, gearbeitet. Und als erste Schule arbeite man in der höheren Berufsbildung mit «Blended Learning». Darunter versteht man die Kombination von unterschiedlichen Methoden und Medien (blended aus dem Englischen heisst so viel wie vermischt), etwa aus Präsenzunterricht und E-Learning. Noch immer findet der grosse Teil in Präsenzunterricht statt. Einige Module funktionierten aber auch digital, da zeit- und ortsunabhänig. Dies gelte auch für das Kurswesen. Die Nachfrage für digitale Kurse steige, weiss Walter Gut.
Alpsennenkurse beliebt
Auch in Seedorf, Kanton Uri, kommt Papier unter Druck. Die Absolventen des 1. Lehrjahres, im Urnerland als Zweitausbildner, starten alle mit eigenen Laptops. Die Lehrmittel werden nicht mehr in Ordnern abgegeben. Natürlich werden dann die Laptops vermehrt auch im Unterricht eingesetzt. Nicht in digitale Welt transformiert wird hingegen der beliebte Alpsennenkurs. Nach den Absagen wegen Corona im vergangenen Jahr habe man die Nachfrage nach Alpsennenkursen und Alpsennenweiterbildung nur knapp decken können, berichtet Adrian Arnold, Leiter Abteilung Landwirtschaft beim Berufs- und Weiterbildungszentrum Uri.
Auch Online-Kurse
In Schwyz am Römerrain in Pfäffikon starten gleich alle drei Klassen mit digitalen Lehrmitteln ins Schuljahr. Und nebst bewährten Kursen vor Ort werde man versuchen, vermehrt digitale Weiterbildungsangebote mit einer kurzen Dauer von ein bis zwei Stunden anzubieten. «Wir hoffen so, mehr Bauernfamilien zu erreichen, weil diese bequem von zu Hause aus teilnehmen können», erklärt Beat Gügler die Idee dahinter.
Bio-Klasse Zentralschweiz am Start
«Am BBZN Schüpfheim wird ab Schuljahr 2021–2022 im dritten Lehrjahr neu eine separate Klasse für die Spezialrichtung Biolandbau geführt», vermeldete Prorektor und Beratungsleiter Ruedi Tschachtli Anfang Jahr. Damit solle der Biolandbau in der ganzen Zentralschweiz gestärkt werden. 17 Lernende sind dafür nun eingeschrieben, wobei nicht alle mit der Spezialrichtung Bio abschliessen werden.
Standort Schüpfheim
In der Zentralschweiz wurde zuvor in der Ausbildung Landwirt EFZ die Spezialrichtung Biolandbau im integrierten Modell geführt. Während der ganzen Ausbildungsdauer waren die Bio-Lernenden also in den verschiedenen Klassen integriert. Bio-spezifische Inhalte wurden in speziellen Blockwochen im dritten Lehrjahr unterrichtet. Auf Initiative der Bio Suisse beschloss die Zentralschweizer Berufsbildungsämter-Konferenz (ZBK), im dritten Lehrjahr die angehenden Biolandwirte separat zu beschulen.
Am Standort Schüpfheim ist bereits die Bioberatung des Kantons Luzern angegliedert. Dies ermöglicht wichtige Synergien. Für den Blockunterricht im Winter steht bei Bedarf zudem ein Internat zur Verfügung. Mit dem neuen Ausbildungsformat werden gemäss Prorektor Ruedi Tschachtli mehrere Ziele verfolgt. Der biobezogene Fachunterricht, insbesondere in den produktionstechnischen Fächern, soll gestärkt werden. Inhalte, die im Biolandbau nicht relevant sind, fallen dagegen weg.
Durchmischung bleibt
Viele Vorteile des bisherigen Modells – wie der Austausch zwischen Lernenden verschiedener Produktionsrichtungen – werden gewahrt. Die 1. und 2. Lehrjahre werden unverändert in gemischten, dezentralen Klassen geführt. Und im 3. Lehrjahr sollen für nicht-biospezifische Themen teilweise klassenübergreifende Gruppen gebildet werden.