Milchhof Kaltenstein 
Name: Pascal Krebs
Ort: Forch
LN: 55 ha, davon 35 ha Ackerfläche. Angebaut werden: IPS-Brotweizen, IPS-Urdinkel, Zuckerrüben, Mais und Kunstwiese.
Viehbestand: 75 Milchkühe sowie 60 Aufzuchttiere und ein Muni

Seit seiner Kindheit wusste Pascal Krebs, dass er eines Tages den elterlichen Betrieb übernehmen möchte. 2021 war es so weit: Der damals 24-Jährige übernahm den Hof sowie ein Jahr später den Vorsitz der Zürcher Jula und wurde Präsident. Nun zieht es Pascal Krebs weiter: «Die Jüngeren sind bei der Jula jetzt an der Reihe», sagt er. Die BauernZeitung hat mit Pascal Krebs über seinen Betrieb, die Landwirtschaft und die Jula gesprochen.

Herr Krebs, wollten Sie schon immer Landwirt werden?

Pascal Krebs: Ehrlich gesagt, ja. Ich bin auf dem Betrieb aufgewachsen, verbrachte viel Zeit im Stall, durfte früh melken und machte das mit grosser Freude. Schon damals sagten alle Nachbarn: «Du wirst einmal den Betrieb übernehmen.»

Wie ist Ihr Betrieb strukturiert?

Wir bewirtschaften 55 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, davon sind 35 ha Ackerland. Unsere zwei Melkroboter melken 75 Milchkühe der Rassen Holstein, Red Holstein und Brown Swiss. Unser Schnitt liegt bei 12 000 Kilogramm Milch pro Kuh und Jahr. Neben mir arbeiten mein Vater und meine Frau jeweils zu 20 Prozent auf dem Betrieb mit.

Ein Familienbetrieb seit jeher?

Das kann man so sagen. Unsere Familie führt den Hof Kaltenstein schon «ewig», und wie bei vielen anderen ist der Betrieb stetig mitgewachsen. Mein Urgrossvater hielt zehn Kühe, mein Grossvater erweiterte auf 21. 2006 gründeten wir mit zwei weiteren Landwirten eine Tierhaltergemeinschaft mit 63 Kühen, die 2016 wieder aufgelöst wurde. 2018 standen wir vor der Frage, wie es weitergehen soll.

Warum?

Uns fehlte zunehmend Platz – konkret eine Remise. Gleichzeitig ging der Nachbar in Pension. Ich kam gerade aus dem Militär zurück, und da musste ich mir die Frage stellen: «Will ich den Betrieb übernehmen und Landwirt werden?»

Sie hätten auch ablehnen können?

Ja. Mein Vater sagte immer, wenn ich nicht übernehmen würde, melke er die 35 Kühe bis zur Pension und höre dann auf. Alles war ja abbezahlt. Und meine Mutter sagte: «Ich unterstütze dich, egal, was du machst – aber du musst dir sicher sein.» Dieser Grundsatz begleitet mich bis heute.

Sie haben den Betrieb also übernommen. Hatten Sie keine Bedenken?

Natürlich macht man sich Gedanken. Ich übernahm den Betrieb, baute eine grosse Remise mit Güllelager, Fahrsilos und Hochsilos und stand plötzlich mit 2,5 Millionen Franken Schulden da. Da muss man sich sicher sein. Und man braucht eine Partnerin, die mitzieht. Ich sagte meiner damaligen Freundin, mit der ich frisch zusammen war: «In zwei Monaten übernehme ich den Betrieb. Er kommt an erster Stelle. Entweder du ziehst mit auf den Hof – oder nicht.» Ich hatte Glück: Es hat funktioniert.

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Wie führen Sie den Betrieb? Hatten Sie ein bestimmtes Ziel bei der Übernahme?

Mir geht es in erster Linie um die Lebensmittelproduktion. Gleichzeitig war mir wichtig, dass die Strukturen mitwachsen können. Ich könnte heute 100 Kühe melken – will das aber noch nicht. Eines meiner Ziele war es, mehr Flexibilität im Alltag zu gewinnen. Ich bin im Dorf gut verwurzelt, Mitglied im Feldschützenverein, im Turnverein, in der Feuerwehr und ich habe eine Familie. Darum ist mein Stall effizient organisiert. Dank dieser Struktur und meinen Kollegen im Dorf kann ich auch mal drei Tage wegfahren.

Sie sind sozial stark vernetzt. War das auch ein Grund, bei der Jula mitzumachen?

Ja, und ich sah schon bei meinem ehemaligen Lehrmeister Hans Frei, wie wichtig politische und soziale Vernetzung ist, wenn man etwas bewegen will.

Was bedeutet Ihnen die Jula?

Ich sehe die Jula als ideale Zwischenstufe für junge Landwirtinnen und Landwirte, die gerade ihre Lehre abgeschlossen haben und vor der Betriebsübernahme stehen. Die Jula bietet einen Raum für fachlichen Austausch unter Gleichgesinnten, ohne dass jemand gleich bewertet wird. Gerade bei herausfordernden Themen wie der Hofübergabe hilft es, sich mit Gleichaltrigen austauschen zu können.

Erfüllt die Jula diese Funktion der Vernetzerin?

Für junge Leute ohne eigenen Betrieb: ja. Mit zunehmendem Alter wird das aber schwieriger. Das Problem ist meist die fehlende Zeit. Viele Junglandwirte engagieren sich bereits stark in Vereinen, besuchen Feldbegehungen, und wer den Hof übernimmt, priorisiert diesen. Ich sah das bei mir selbst: Muss ich Gülle führen, Mais säen oder mähen, dann geht das vor. Gleichzeitig komme ich in ein Alter, in dem ich mich stärker auf der Gemeindeebene einbringen möchte – vielleicht als Offizier bei der Feuerwehr oder als Präsident im Turnverein.

Denken Sie also ans Aufhören als Jula-Präsident?

Ja. Ich werde nächstes Jahr 30 und kenne kaum noch junge Berufskollegen. Gleichzeitig stellt sich bei mir auf dem Betrieb die Frage: wie weiter? So weitermachen wie bisher oder nochmals investieren und wachsen? Für die Jula wäre es jetzt gut, wenn ein 20-Jähriger nachrückt, der gut vernetzt ist. Ich selbst möchte mich stärker auf der Gemeindeebene engagieren und unseren Betrieb weiterentwickeln.

Würden Sie auch in die Politik gehen?

Vielleicht.

Was wären denn Ihre Schwerpunkte in der Landwirtschaftspolitik?

Meiner Meinung nach müsste der Fokus wieder stärker auf dem Produkt, dem Lebensmittel, statt auf der Landschaftspflege liegen. Zudem sollte man die Finanzlage der Betriebe verbessern. Es ist haarsträubend, wenn man so ein Erntejahr einfährt wie letztes Jahr und man mitbekommt, dass die Liquidität auf vielen Betrieben immer schlechter wird. Vor allem stört mich das Bild, dass einige Menschen hier von der Landwirtschaft haben. Wenn ich in Kanada in eine Bar reinlaufe und sage, ich sei ein «Swiss dairy farmer», dann klatschen alle. Aber hier sagen die Leute: «Du bist ein Sauhund.»

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Sie liegen mit Ihrem Betrieb voll in der «Agglo». Dazu noch in einer Goldküstengemeinde. Hatten Sie nie Probleme in der Schule?

Meine Mutter hatte lange Bedenken, aber sie trafen nie zu. Ich war zwar der Kleinste, hatte aber die grösste Klappe und eine gute Schulzeit. Durch die Arbeit auf dem Hof und sportliche Aktivitäten im Turnverein war ich zudem körperlich fit, und was mir schulisch fehlte, glich ich mit Sozialem aus.

Wären Sie auch Landwirt geworden, wenn Sie in der Stadt Zürich, etwa im Kreis 5, aufgewachsen wären?

Schwer zu sagen – aber ich denke schon, dass die Kindheit prägt. Zu uns kommen viele Familien aus der Stadt, die ihren Kindern das Hofleben zeigen möchten. Am Abend fahren sie zurück in ihre Wohnung. Ich hingegen stand mit zwei Jahren schon im Stall. Gleichzeitig lernten wir früh, was es bedeutet, Landwirt zu sein: Wenn der Raps kurz vor der Ernte verhagelt wird oder eine Kuh stirbt – solche Erlebnisse gehören dazu. Damit muss man aufwachsen.

Sommerserie
In diesen Wochen porträtieren wir regelmässig Vorstandsmitglieder von Junglandwirte-Kommissionen verschiedener Regionen. In der letzten Ausgabe erschien der Beitrag über Dominik Winzeler aus Barzheim.