Christa Buchli, Präsidentin des Älper(innen)vereins, und das Plantahof-Alpberatungsteam ehrten über 30 Älpler(innen) und Alpfunktionäre für ihr langjähriges Schaffen auf den Bündner Alpen. Anlass war die Alpmeistertagung.
Alpvirus sorgt für Kontinuität
Die Ehrung begann mit dem Buchstaben A – A wie Adank Niklaus. Adank erhielt die Auszeichnung für 30 Jahre als Alpmeister auf der Alp Casanna und der Schürlialp. Er hat auf dieses Jahr sowohl sein Amt als Alpmeister als auch seinen Hof übergeben. Aber mit 30 Alpsommern kann Adank nicht mit Kaspar Nicca, Martin Capaul, Arnold Janka und Martin Alig mithalten. Sie erhielten die Ehrenurkunde für über 50 Alpsommer. Dass diese Männer mit ihren Familien über ein halbes Jahrhundert der Alpwirtschaft die Treue halten, ist mehr als bewundernswert.
«Dahinter steckt das Alpvirus», formulierte es Christa Buchli. Buchli ist selbst auch mit diesem Virus infiziert und geht seit 13 Jahren im Safiental auf eine Alp. Aber auch 13 Jahre sind überdurchschnittlich viel. Im Durchschnitt verbringen laut einer Umfrage der HAFL Älper(innen) acht Alpsommer auf den Bündner Alpen – schweizweit sind es etwas über sechs Alpsommer. Fast drei Viertel der Bündner Älpler(innen) kehren immer wieder auf die gleiche Alp zurück. Auch diesbezüglich macht Graubünden vieles besser als der Gesamtdurchschnitt, wo die Rückkehrquote mit 66 % deutlich tiefer ist.
Die gute Resonanz ist vor allem dem Engagement der Alpmeister und Alppräsidenten zu verdanken. Drei von ihnen kamen an der Tagung zu Wort: Fadri Riatsch von der Alp Pradgiant, Georg Florin von der Alp Novai und Markus Mark, Präsident der Flur- und Alpgenossenschaft Tomils. Mark sagte: «Es fliesst eine Menge Geld in die Sömmerung. Das soll nicht zurück in den Heimbetrieb fliessen, sondern denen zugutekommen, die Verantwortung tragen und die Arbeit auf der Alp leisten.»
Es ist aber nicht nur der Lohn, der für gute Bedingungen auf der Alp zählt. So ist es für Georg Florin wichtig, dass er für das Alppersonal jederzeit erreichbar ist. «Ich vermarkte auch den Alpkäse der Alp Novai. Wir wollen viel und guten Alpkäse und die Rinder sollen mit einer guten Fleischigkeit von der Alp zurückkommen. Dafür muss man den ganzen Alpsommer über bereit sein, die Älpler zu unterstützen», sagte er, und Fadri Riatsch vermerkte, dass sich Personalführung nicht auf den Sommer beschränke: «Es fängt im Winter an, wenn man den Arbeitsvertrag macht, und hört mit der Abrechnung auf. Auch den Winter über soll man den Kontakt pflegen und vielleicht mal eine Weihnachts- und Neujahrskarte schicken.» Während der Sömmerung solle man regelmässig den Kontakt pflegen – und nicht erst aktiv werden, wenn es auf der Alp kriselt.
«Man sagt immer, dass man dem Alppersonal Sorge tragen müsse. Das machen wir. Aber die Tierhalter müssen auch unsere Arbeit anerkennen und uns Respekt und Wertschätzung zollen», mahnte Riatsch. Angesichts der Verantwortung, die Alpmeister tragen, ist der Lohn nicht gross. Die meisten erhalten je nach Grösse der Alp eine Grundpauschale zwischen Fr. 300.– und Fr. 1000.– und eine Stundenabgeltung von Fr. 28.–.
Gewässerschutz auf der Alp
Auch der Plantahof investiert in die Sömmerung. So sind auf der Plantahof-Website unter dem Reiter Alpwirtschaft Checklisten, Musterverträge, ein Lohnabrechnungstool und vieles mehr zu finden. Auch informierte das Team zusammen mit den Amtsstellen über neue Vorschriften – manchmal auch über eine Lockerung der Vorschriften. Das Amt für Landwirtschaft und Geoinformation (ALG) musste punkto Gewässerschutz zurück krebsen.
So wurde für Sömmerungsbetriebe die Mindestlagerdauer von Gülle von 50 auf 30 Tage reduziert – wie das in den Bundesvorgaben und den umliegenden Kantonen üblich ist. Für unter 3 m³ Gülleanfall pro Standort braucht es kein Güllelager mehr. Melkstände und der innere Wartebereich müssen nicht mehr betoniert sein – Ecoraster reicht. «Das müssen aber kleine wie grosse Melkstände erfüllen», sagte Konrad Merk vom ALG. Im äusseren Wartebereich dürfe kein Morast entstehen. «Für das Abwasser aus Hirtenhütte und Sennerei gilt Bestandesrecht – also wie bisher. Das gilt aber nicht für Neu- und Umbauten», so Merk. Wenn die Abwasserentsorgung nicht mehr dem Stand der Technik entspreche, sei eine Sanierung erforderlich. Auch könne die Gemeinde oder das Amt für Natur und Umwelt ebenfalls eine Sanierung verlangen, wenn ein Gewässer verschmutzt werde oder das Abwasser direkt versickere.
Auch beim Herdenschutz wünschen sich die Alpmeister eine Erleichterung. Heute muss bei jedem Rissereignis der Einzelfall genau abgeklärt werden: Befindet sich ein gerissenes Schaf ausserhalb des korrekten Herdenschutzzaunes, gibt es kein Anrecht auf Entschädigung. Viele Alpen verfügten aber heute über ein einzelbetriebliches Herdenschutzkonzept. Sie möchten einfach entschädigt werden, unabhängig davon, ob sich das Schaf innerhalb des Nachtpferchs befand oder es durch die Litzen durchschlüpfte und gerissen wurde.
Bei Kälbern unter 14 Tagen wird bei einem Rissfall nur entschädigt, wenn sie auf einer speziell ausgezäunten Abkalbeweide waren. «Weiterhin ungelöst ist der Entschädigungsanspruch für vermisste Tiere», sagte Arno Puorger von der Bündner Jagdverwaltung. Alpberater Töni Gujan machte darauf aufmerksam, dass am 28. März ein Infotag für Bestösser und Alpmeister von Schaf- und Ziegenalpen stattfindet.
Aber zurück zum Alppersonal: Auf www.zalp.ch suchen noch über 90 Alpverantwortliche nach Personal für den Alpsommer 2025. Bleibt zu hoffen, dass sich möglichst rasch gute Sennen und Hirten melden.
Dank und Auszeichnung für treues Alppersonal
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Die Ehrung erhielten Älper(innen) und Alpfunktionär(innen), die sich über zehn Alpsommer auf den Bündner Alpen engagierten. Mit 58 Alpsommern glänzte Kasper Nicca aus Sufers, der für die Alp Danatz verantwortlich ist.
«Insgesamt kamen die 34 Geehrten auf phänomenale 813 Alpsommer-Jahre», hat Svenja Simmen vom Plantahof-Beratungsteam ausgerechnet.
Die Auszeichnung erhielten: Niklaus Adank, Michael Alig, Damian Cadalbert, Christian Clopath, Werner Fravi, Gottfried Heiss, Corina Jäger, Arnold Janka, Balzer Janka, Martin Lingg, Hans Meuli, Emil Müller, Kasper Nicca, Franz Pircher, Johann Roffler-Jossen, Josef Schnitzer, Peter Schnitzer, Christian Simmen, Martin Alig, Martin Capaul, Hedwig Capaul, Hanspeter Casanova, Katharina Greubel, Balthasar Greubel, Lino Janka, Werner Odermatt, Jakob Peng, Erwin Sax, Gerold Spescha, Fridolin und Brigitte Staub.