Eine Produzententagung mit tollen Neuigkeiten eröffnen kann nicht jeder Redner. Max Kopp, Leiter Fachstelle Obst und Beeren des Inforama, konnte genau dies kürzlich an der kantonalen Beerentagung tun. Dies im Anschluss der Generalversammlung des Verbands Berner Früchte (siehe Kasten ganz unten im Artikel). So erklärte Kopp am Inforama Oeschberg, Koppigen: «Es gibt heuer Lichtblicke. Denn es gibt ein paar Pflanzenschutzprodukte, die neu eingesetzt werden dürfen.»
Eine Alternative gegen den Brombeer-Mehltau
Laut Max Kopp gibt es mehrere neue Wirkstoffe und Indikationserweiterungen. So etwa bei den Fungiziden Stamina S, Boster, Quartet Lux, Capito Stamina und Patronus SL. Sie waren bereits bei Erdbeeren erlaubt und dürfen nun auch bei Himbeeren und Brombeeren eingesetzt werden. Mit dieser Indikationserweiterung hätten die Brombeerproduzenten eine echte Alternative im Kampf gegen den falschen Brombeer-Mehltau. Eine Ausweitung wurde auch bei Serenade ASO bewilligt. Bisher durfte es bei Erdbeeren gegen Botrytis eingesetzt werden. Nun ist die Anwendung auch bei den Rubus-Arten (Himbeere/Brombeere) und Ribes-Arten (Johannis- und Stachelbeere) sowie bei Heidelbeeren und Mini-Kiwis erlaubt.
Achtung: Gewässerschutzauflagen
Eine Indikationseinschränkung erfährt hingegen das Herbizid Chikara 25 WG (W-5793 und W-6323). Nebst grossen Gewässerschutzauflagen ist eine Behandlung mit Hand- oder Rückenspritze untersagt.
Das Warten auf die Notfallzulassungen
Max Kopp erinnerte daran, dass ab diesem Jahr nicht mehr die Saio-Wirkstoffliste, sondern die Pflanzenschutzmittel-Liste für den Beerenbau das verbindliche Dokument für die beim Ökologischen Leistungsnachweis (ÖLN) zugelassenen Pflanzenschutzmittel sei. Zudem dürften Mittel, die unterjährig bewilligt wurden (Neem, Botector), nur mit einer Sonderbewilligung eingesetzt werden. Hubert Zufferey vom Schweizer Obstverband (SOV) erklärte, dass der SOV im Dezember 2023 für 18 Pflanzenschutzmittel Anträge für eine Notfallzulassung gestellt habe. Die Entscheide werden nach Eingang auf der Verbandswebsite publiziert.
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Alte Ifcos rasch retournieren
Patrik Niederhauser vom Produktzentrum Beeren erinnerte daran, dass für die Ifco-Kisten das Pfand von 1,5 Franken auf 3,5 Franken rauf gehe. Die grünen «Ifco Green Plus»-Kisten machen den neuen schwarzen «Ifco Lift Lock» Platz. Die Pfandvergütung für die alten Kisten wird es nur noch bis Frühling geben.
Zusammenhang zwischen Prognosen und Importregelung
Hubert Zufferey präsentierte zahlreiche spannende Zahlen zu den diversen Sorten der Beerenproduktion. So erklärte er unter anderem, dass im Jahr 2023 in der Region Bern-Solothurn-Freiburg 1290 Tonnen Erdbeeren geerntet wurden. Davon waren 116,6 Tonnen als Bioware produziert worden. Anhand einer Grafik zeigte er die statistische Auswertung der Ertragsschätzung, der Wochenprognosen und der effektiv gelieferten Menge auf. Diese drei Parameter stimmten nicht schlecht überein. «Damit sind wir sehr glaubwürdig. Denn diese Prognosen sind wichtig für die Importregelung», betonte Zufferey.
Gelan hat neue Kultur-Codes eingeführt
In diesem Zusammenhang erklärte Max Kopp, dass bei der anstehenden Gelan-Flächen-Erhebung die geschützten Kulturen (Hagelnetze, Regendach, Wandertunnel) so exakt wie möglich zu melden seien. Er betonte, dass alle Produzenten beachten sollen, dass die Kulturenliste angepasst wurde und neue Kultur-Codes dazugekommen sind. «Bitte gebt die Codes genau ein.» Unter der Rubrik «andere Beeren» sollte so wenig wie möglich gemeldet werden. Denn: «Wir nehmen die Flächendaten daraus für die Ernteschätzungen und die Tagesmeldungen. Und ebendiese Tagesmeldungen müssen stimmen, um für die Importregelung weiterhin glaubwürdig zu sein», mahnte Max Kopp.
Der Mitgliederbeitrag fällt heuer kleiner aus
Im Vorfeld der kantonalen Beerentagung wurde die Generalversammlung des Verbands Berner Obst abgehalten. Gute Neuigkeiten gab es dabei bezüglich des Mitgliederbeitrags zu vermelden. Wie einer Medienmitteilung zu entnehmen ist, schloss die Verbandsrechnung erfolgreich ab und der Vorstand hat daher eine Reduktion auf die Mitgliederbeiträge 2024 beschlossen.
Kein Kapital anhäufen
Auf Anfrage erklärt Geschäftsführer Ueli Steffen, dass die vergangenen Jahresrechnungen jeweils etwas besser als budgetiert abschlossen. Die vom Vorstand angestrebte Höhe des Eigenkapitals wurde nun übertroffen. «Wir wollen nicht mehr Eigenkapital anhäufen, sondern den Mitgliedern vom Gewinn etwas zurückgeben», erklärt Steffen. Dies geschieht einerseits durch die einmalige Beitragsreduktion und andererseits durch Beiträge, die an Kurskosten geleistet werden.
Grosse Unetrschiede bei den Erntemengen
Laut dem Jahresrückblick wussten die Erntemengen 2023 nicht zu überzeugen. «Vergleicht man die Apfelernte mit einem normalen Jahr, so wird deutlich, wie schwach der Behang in diesem Jahr war», heisst es in der Mitteilung. Die Unterschiede zwischen den Sorten waren dabei gross. Von Sorten, die leer waren, bis zu Sorten mit zufriedenstellenden Erträgen sei alles vertreten gewesen. Bei durchwegs guter, eher süsslicher Qualität konnte der letztjährige Süssmost problemlos abgesetzt werden und die geringen Lagermengen waren schnell aufgebraucht.
Andere Betriebe leiden mit
Nur ca. 15 bis 20 Prozent einer normalen Apfelernte konnten laut Mitteilung verarbeitet werden. Dies ist nicht nur für die Produzenten selbst ein Problem, sondern bedeutet auch für die nachgelagerten Betriebe geringere Einnahmen.