Wer ein Joghurt ohne Milch möchte, hat eine immer grössere Auswahl. Nicht nur, was die Geschmacksrichtung betrifft, sondern auch die Art des Milchersatzes. Mandeldrink, ­Sojadrink, Haferdrink sind nur ein paar Beispiele dafür. In der Ostschweiz ist nun ein  Produkt auf den Markt gekommen, das auf der Basis von Lupinenproteinen hergestellt ist: «Lupighurt» ist sein Name. 

«Wenn schon vegan, dann aber richtig»

Das Lupighurt entstammt der ­Initiative von Johannes Eberle. Er sei veganen Produkten früher eher skeptisch gegenübergestanden, erzählte der Käsermeister aus dem St. Gallischen Muolen am Ostschweizer Food Forum, das vor einer Woche in Weinfelden stattfand. «Doch wenn schon vegan, dann nicht aus dem Ausland wie viele solcher Trendprodukte, sondern aus der Schweiz. In Zusammenarbeit mit der regionalen Landwirtschaft», lautete sein Credo. 

Nachdem Eberle in einer Fachzeitschrift von Lupinen als Proteinersatz gelesen hatte, bekam er Lust darauf, selbst Versuche damit zu starten. Dabei sei von Beginn weg klar gewesen, dass «es» ein natürliches Erzeugnis sein soll, das in einer Käserei herstellbar ist und ohne die Beihilfe industrieller Technologien auskommt. Dabei hatte Eberle anfangs gar nicht Joghurt im Sinn, sondern ein käseähnliches veganes Produkt. 

Erfolgreicher Start an der Wega

Die Masse, die bei den verschiedenen Versuchen entstand, entwickelte sich jedoch in Art und Konsistenz mehr in Richtung ­Joghurt. «Auf die ersten Küchenexperimente mit einigen ‹Mixerexplosionen› folgte ein erfolgversprechendes Resultat», so der St. Galler.  

Mit dem befreundeten Landwirt Michael Frauenfelder aus Henggart im Zürcher Weinland fand Johannes Eberle einen Lupinenproduzenten. «Ich hatte keine Erfahrungen mit Hülsenfrüchten, bin jedoch offen für Neues und sagte spontan zu», äusserte sich Frauenfelder am Food ­Forum. So habe er letztes Jahr auf rund einer Hektare erstmals Weisse Süsslupinen angebaut. Die Kultur habe sich erfreulich gut entwickelt.

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Mit hiesigen Beeren und Früchten

Allerdings sei das sonnige 2022 für die Leguminose, die es gerne trocken hat, wettermässig geradezu ideal gewesen, räumte der Bauer ein. Die letztjährige Ernte habe 1,5 Tonnen Lupinenbohnen eingebracht. Er sei nun gespannt darauf, wie der Anbau dieses Jahr läuft. 

Die gedroschenen und grob gereinigten Bohnen liefert Michael Frauenfelder zur Weiterverarbeitung an die Mooser-Chäsi im thurgauischen Istighofen. Johannes Eberle konnte deren Inhaber, Peter Egger, sowie Sämi Moser, ebenfalls Käsermeister, für das Lupighurt-Projekt gewinnen. Gemeinsam gründeten die drei Partner das Start-up Vegional. Der Name setzt sich zusammen aus den Wörtern «vegan» und «regional». 

Die Lupinenmühle, die eigens angeschafft wurde, brachte zu Beginn noch keine befriedigenden Resultate hervor und musste umgebaut werden. Dies hatte zur Folge, dass sich der Verkauf des Lupighurts zunächst verzögerte. Der Öffentlichkeit vorgestellt wurde es erstmals an der Wega-Messe in Weinfelden im Oktober. «Das Echo fiel motivierend aus», sagte Johannes Eberle.

Das Lupighurt ist in den ­Varianten Nature, Erdbeer, Himbeer, Apfel sowie Aprikose erhältlich – natürlich mit regionalen Früchten. Der Geschmack kommt einem Milchjoghurt nahe, die Konsistenz dagegen fühlt sich etwa anders an, weniger cremig. 

Keine Konkurrenz zu Milchprodukten

Den Molke-Shake von Wood&Field gibt es in zwei Sorten. (Bild Andreas Eberhard) Milch «Molke-Shake»: Ein High-Protein-Drink aus Schweizer Molke Monday, 19. October 2020 Erhältlich ist das Produkt derzeit in der Dorfkäserei Muolen sowie in der Mooser-Chäsi. Dereinst soll das Lupighurt auch über Läden in der Region vermarktet werden. Bereits wurde es zudem mit dem Label Suisse Garantie zertifiziert. Doch auch weiterhin steht in den beiden beteiligten Käsereien die Milch als Rohmaterial im Zentrum. Eberle betonte: «Es geht uns nicht ­darum, Milchprodukte zu verdrängen oder zu ersetzen, wir möchten vielmehr eine regionale Ergänzung dazu anbieten.»

Weitere Informationen: www.vegional.ch