Die Agridea arbeitet eng mit den Kantonen zusammen – ohne dabei Konkurrenz darzustellen. Das beteuern Agridea-Direktor Lukas Kilcher und LDK-Präsident Stefan Müller. Sie sei weit weg von den Orten des Geschehens. Und überhaupt, was macht die Agridea genau? Konkurrenziert sie mit ihrer Arbeit nicht die kantonalen Beratungsstellen?

Vorurteile aufräumen

Stefan Müller, Präsident der Konferenz der kantonalen Landwirtschaftsdirektoren (LDK) räumt mit den Vorurteilen auf. «Es besteht keine Konkurrenz zwischen den kantonalen Beratungsstellen und der Agridea. Die Agridea ist vielmehr eine Ergänzung.» Sie sei ein Kompetenzzentrum mitten im landwirtschaftlichen Netz der Schweiz, verknüpft mit den Kantonen, privaten Beratungsdienstleistern und Forschungsinstitutionen. «Es ist die Aufgabe der Agridea, den gesamtschweizerischen Überblick zu haben. Sie muss merken, welche Themen aktuell beschäftigen oder in naher Zukunft wichtig werden», erklärt Müller. 

«Es funktionierte schlecht»

In den Nullerjahren war die Agridea an den Standorten Lindau ZH, ­Lausanne VD, Cadenazzo TI und Bern unterschiedlich geführt, mit ­unterschiedlichen Betriebskulturen, erklärt Stefan Müller, ohne dass er ­genauer ins Detail geht. «Die Zusammenarbeit funktionierte schlecht und es war eine Reform nötig.» Diese sei mittlerweile erfolgreich abgelaufen. Heute ist die Agridea näher bei den Kantonen. Mit ihnen sowie dem Bund hat die Agridea eine Leistungsvereinbarung. Diese Aufgabenteilung ist so in der Verordnung über die landwirtschaftliche und die bäuerlich-hauswirtschaftliche Beratung vorgeschrieben.

Die Kantone definieren zusammen mit dem BLW Handlungsfelder, die der Agridea als Richtschnur dienen. Jährlich finden Gespräche zwischen den Beteiligten statt, um zu überprüfen, ob die Richtschnur noch stimmt und ob ihr gefolgt wird. «Die Agridea ist an der Leine, aber an einer sehr langen. Denn sie müssen auch agil bleiben», sagt Stefan Müller.

«Wir sind für die Kantone da»

«Die Verbindung zu den Kantonen ist das Herzstück der Agridea. Wir sind von ihnen getragen und wir sind für sie da», sagt Lukas Kilcher, der seit Januar 2024 Direktor der Agridea ist. Das zeichnet sich auch im Vorstand ab, der mit Personen aus den Kantonen, der HAFL, dem Schweizer Bauernverband, dem Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverband und der Junglandwirtekommission besetzt ist.

Die Rolle sei klar

«Die Agridea hat eine klare Rolle im Landwirtschaftlichen Innovations- und Wissenssystem», erklärt Kilcher, «wir bereiten Wissen aus der Forschung und Praxis für die Bildung und Beratung auf und verbreiten diese über diverse Kanäle, von Webseiten über Softwaretools bis zu Dokumentation und Kursen.» Gewisse Grenzen zwischen der Beratungszentrale Agridea, den kantonalen Beratungsdiensten und der Forschung seien jedoch nicht immer scharf und müssten immer wieder diskutiert werden. «Beispielweise kann die Teilnahme von Bäuerinnen und Bauern an einem spezifischen Fachkurs auch eine Chance sein für einen Dialog zwischen Beratungskräften und der Praxis», so Kilcher. Er sieht einen klaren Unterschied darin, dass die Agridea in erster Linie Kurse und Inhalte für die Bildung, Beratung und Verwaltung in den Kantonen anbietet – und nicht direkt für die Landwirte.

«Wir orientieren uns an den Herausforderungen und Chancen der Landwirtschaft und legen den Fokus sowohl auf inhaltliche Trends als auch auf methodische Neuheiten für Beraterinnen und Berater.» Methodische Neuheiten? «Wir erleben einen Trend zur Digitalisierung des Wissens und testen die Möglichkeiten der hybriden Weiterbildungen – also vor Ort und online», nennt Kilcher ein Beispiel.

Mandate von Dritten

Wie an der Delegiertenversammlung bekannt wurde, stellt der Bund in Aussicht, dass das Budget für die Agridea um 2  % gekürzt werden soll (wir berichteten). 2023 hatten die Zahlungen des BLW mit 8,2 Mio Franken gut die Hälfte des Jahresertrags ausgemacht (total: 15,7 Mio Franken Ertrag, bei einem Defizit von 663 000 Franken). Bereits an der DV hatte Kilcher betont, dass das Tagesgeschäft der Agridea nicht eingeschränkt sei, die Liquidität sei gut. Nebst den Bundesgeldern finanziert sich die Agridea knapp zur Hälfte durch Projektgelder und Mandate von Dritten. 

Man lasse sich nicht bremsen

Auf Nachfrage betont Lukas Kilcher, dass sich die Agridea nicht bremsen lassen wolle durch die Ankündigung des BLW. «Es wäre falsch, deshalb keine neuen Themen anzugehen.» Sie würden vermehrt zusammenlegen und Synergien nutzen. Bei Themen, die bereits länger bearbeitet würden, könne zudem effizienter gearbeitet werden, was wiederum Luft für Neues schaffe.

Die Agridea orientiere sich an der Nachfrage und den Bedürfnissen der Schweizer Landwirtschaft. «Wenn sich herausstellt, dass ein Thema kein weiteres Wissen erfordert und hinlänglich bekannt ist, dann fokussieren wir anderswo», sagt Kilcher.