Landwirte sollen einen fairen Preis für ihre Produkte erhalten. Damit sie diesen bekommen, braucht es mehr Transparenz: Der Landwirt muss wissen, wie der Preis zustande gekommen und wie hoch sein Wertschöpfungsanteil in Relation zum Endpreis ist. Der Verein Faire Märkte Schweiz (FMS) will diese Transparenz verbessern. Ein Mittel dazu ist, die Absatzkonzepte mit kurzen Vertriebswegen zu fördern. Dazu gehört die landwirtschaftliche Direktvermarktung. Mit dem Projekt «Lokal und fair» soll die lokale oder regionale Produktion gestärkt werden.
Am 14. September hat Faire Märkte Schweiz im Rahmen von «Lokal und fair» den ersten nationalen Direktvermarktungstag durchgeführt. Schweizweit wurden viele lokale Anlässe organisiert, an denen Landwirte und das Gewerbe mit den Konsumenten in einen Austausch kamen. Die BauernZeitung wollte von Stefan Flückiger, Präsident von Faire Märkte Schweiz, wissen, wie der Anlass verlief.
Herr Flückiger, sind Sie zufrieden mit dem Anlass und können uns ein paar Kennzahlen zum Anlass sagen?
Stefan Flückiger: Wir sind sehr zufrieden. Im diesjährigen Pilotjahr haben mehr als 30 Betriebe in der ganzen Schweiz mitgemacht. Wir hatten zum Beispiel Betriebe aus Flanthey im Wallis, aus Freiburg, aus Oleyres im Waadtland, aus Schwenden im Kanton Bern oder aus Winterthur, Stäfa und Uster im Kanton Zürich. Rund zwei Drittel der teilnehmenden Betriebe waren Landwirtschaftsbetriebe, das weitere Drittel Gewerbebetriebe. Die Anlässe wurden dezentral durchgeführt, wir haben keine Teilnehmerzahl erhoben. Was wir aber sagen können, in Stäfa waren an der offiziellen Eröffnung rund 150 Personen, am späteren «Lokal und fair»-Markt nahmen dort rund 500 Personen teil.
Ziehen Sie irgendwelche Schlüsse aus dem Anlass?
Wir beurteilen den nationalen Direktvermarktungstag als vollen Erfolg. Dieses Jahr war das Pilotjahr, nun sind wir bereits am Planen für das Jahr 2025. Wir setzten uns das Ziel, mit «Lokal und fair» auf der nationalen Ebene noch mehr Partnerschaften mit Organisationen und Verbänden einzugehen. Ausserdem wollen wir in den Gemeinden noch mehr Betriebe gewinnen, vor allem in der Westschweiz wollen wir unsere Präsenz verstärken.
Was wäre die Motivation für eine Landwirtin oder einen Landwirt bei Ihrer Initiative mitzumachen?
Die Motivation für einen Landwirt ist, dass wir ihn mit unserem Leistungspaket im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation unterstützen. Zudem kann er von unseren Vernetzungsaktivitäten profitieren. Es ist uns wichtig, den Verbund von lokalen Betrieben zu stärken, was wir auch mit dem nationalen Direktvermarktungstag angestrebt haben. An unserem offiziellen Anlass in Stäfa hat zum Beispiel Nationalrat Martin Haab die Aspekte der Landwirtschaft aufgezeigt. Marc Schlumberger, Vizepräsident des Bezirksgewerbeverbands, hat die Sichtweise des Gewerbes miteingebracht. Andrea Kuhn, Gemeinderätin von Stäfa, brachte die Sicht der Gemeinde ein und Martin Jucker von der Jucker Farm jene als erfolgreicher «Lokal und fair»-Unternehmer. Diese Partner braucht es. Unsere Kernbotschaft ist, dass wir die ganze lokale Wertschöpfungskette inklusive Gemeinde miteinbeziehen und so Mehrwerte schaffen, die in der Gemeinde bzw. der Region verbleiben.
Zur Person
Stefan Flückiger ist Präsident und Gründungsmitglied des Vereins Faire Märkte Schweiz. Von 2019 bis 2023 war der ETH-Agronom Geschäftsführer beim Schweizer Tierschutz.
