Seit dem 10. November erhebt die EU Strafzölle für verschiedene Produkte aus der USA, dazu gehören Süsskartoffeln, Erdnüsse, Tabak und Ketchup, Flugzeuge und auch Traktoren, wie die Nachrichtenagentur ASP berichtet. Die Strafzölle sind eine Reaktion auf die illegalen Staatshilfen der USA an den Flugzeugbauer Boeing.
WTO erlaubt Strafzölle
Davor hatten die USA Strafzölle auf europäische Produkte wie Airbus-Flugzeuge, Wein, Käse und Olivenöl festgelegt. Es ist ein richtiger Streit im Gang zwischen den zwei Grossmächten. Gemäss der Aussage des EU-Handelskommissars Valdis Dombrovskis sei es nicht gelungen, Fortschritte bei dem Streit zu erzielen, wie auch die Fachzeitschrift «Top Agrar Österreich» berichtet.
Nun darf also die EU, mit Erlaubnis der WTO, als Vergeltung Strafzölle auf amerikanische Produkte erheben im Wert von 4 Mrd Dollar pro Jahr. Die USA hätten umgekehrt die Erlaubnis erhalten, Strafzölle in Höhe von 7,5 Mrd Dollar auf EU-Produkte zu erheben, weil Airbus unerlaubt bevorzugt werde.
Unter 130 Kilowatt
Von den Strafzöllen betroffen sind Traktoren zwischen 37 kW und 130 kW. Die BauernZeitung hat bei verschiedenen Importeuren in der Schweiz nachgefragt, wie sich die Strafzölle auf den Schweizer Traktorenmarkt auswirken. Amerikanische Traktorenhersteller sind John Deere, Case New Holland (CNH) International und AGCO Fendt.
Martin Weidmann, Leiter Verkauf bei der Robert Aebi Landtechnik AG, gibt Auskunft. Die Strafzölle betreffen nur die Kompakttraktoren der 4er-Serie sowie die Traktoren der 5er-Serie, die zur Zeit aus USA kommen.
«John Deere ist noch in Abklärung, inwieweit sich dies aufs Pricing auswirken wird, aber vorerst wurde Entwarnung gegeben», sagt Weidmann. Die 6er-Serie, welche die meist verkauften John-Deere-Modelle sind, 6120M/6130R sowie 6155R, kommen aus Mannheim und die 7- bis 9R-Traktoren aus den USA sind nicht betroffen, da diese weit über 130 kW haben. Ralph Lenge, der Pressesprecher von John Deere Mannheim, sagt im «Top-Agrar», dass John Deere die Strafzölle vorerst intern abpuffern werde.
Schauen, wie Biden reagiert
«Wir werden jetzt erst einmal auf Sicht fahren und schauen, was Donald Trump macht oder wie sich sein Nachfolger Joe Biden dazu verhalten wird. Wir hoffen, dass sich das Thema Strafzölle schnell klärt», sagt Lenge. Fraglich sei auch, wie es mit dem Brexit in Grossbritannien weitergeht. Auch hier ist das Zollthema noch ungeklärt. Daher sei man bei John Deere gespannt, wie Boris Johnson reagieren wird.
Case und Fendt entwarnen
Bucher-Landtechnik-Geschäftsführer Jürg Minger sagt, dass die Case-Traktoren für die Schweiz in Europa hergestellt würden. Somit sind auch diese nicht von den Strafzöllen betroffen.
Bei AGCO/Fendt werden ebenfalls nur die ganz grossen Raupentraktoren im Werk in Jackson (Minnesota) gebaut. Diese liegen im Leistungsbereich von 279 kW/ 380 PS bis 495 kW/673 PS und sind somit auch nicht von den EU-Strafzöllen betroffen.