«Kräuter gehören zu jeder Landfrau», meint Ida Schaffter, Co-Präsidentin des Solothurnischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbands (SOBLV). Passend zum Jahresmotto «Hexenkräuter – Kräuterhexen» stand auch der 27. kantonale Bäuerinnen- und Landfrauentag am Bildungszentrum Wallierhof in Riedholz ganz im Zeichen der Heil- und Gartenkräuter.
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Für Mensch und Tier
Mit dem Referat von Natascha Fischer aus Stüsslingen tauchten die Teilnehmerinnen ein in die Welt der Kräuter. «Fast alles, was vor unserer Haustüre wächst, können wir als Heilpflanzen nutzen», meint die Bäuerin und angehende Kräuterfachfrau. Dabei haben nicht nur altbekannte Kräuter wie Salbei oder Fenchel eine wohltuende Wirkung, auch Wiesenpflanzen können Beschwerden von Mensch und Tier linden.
Zwei Heilkräuter von der Wiese
[IMG 2]«Das Hirtentäschel ist klein und unscheinbar, aber hat als Heilpflanze eine riesige Wirkung», meint die angehende Kräuterfachfrau. So wirkt das Kraut blutstillend und kann bei Wunden, Blutungen oder nach Operationen angewendet werden. Es ist eine wirksame Pflanze in der Frauenheilkunde und unterstützt rund um die Geburt. Als Aufguss oder als Alkoholauszug kann es bei Mensch und Tier eingesetzt werden.
Ein weiteres Wundermittel ist die Schafgarbe. Die enthaltenen Bitterstoffe helfen bei Verdauungsstörungen und lindern bei Mensch und Tier krampfartige Beschwerden. Schlussendlich stärkt das Kraut als Räucherpflanze die Intuition. «Die Schafgarbe ist ein Schirm- und Schutzkraut und kann uns allen etwas Gutes tun», ergänzt Natascha Fischer.
Vorsicht beim Bestimmen
Beim Sammeln der wilden Heilpflanzen gelte aber vor allem eines: Nur sammeln, was man kennt. «Viele Heilpflanzen haben einen giftigen Doppelgänger», erklärt Natascha Fischer und appelliert an die Bäuerinnen: «Erntet aber nur so viel wie nötig und so wenig wie möglich.» Wer mit Respekt und Achtung sammeln gehe, schütze die Lebensräume von Bienen, Schmetterlingen und Co.
Tipps zum Sammeln von Heilpflanzen
- Gute Kenntnisse über die Pflanze, deren Wirkung und mögliche Nebenwirkungen.
- Wurzeln im Winter, oberirdische Pflanzenteile im Frühling und Sommer ernten.
- Immer bei trockener Witterung, nach dem Tau und am besten vormittags ernten.
- Erntegut in Korb oder Stoffbeutel lagern, keine Plastiksäcke verwenden.
- Nicht entlang von Strassen, Spazierwegen oder gedüngten Flächen ernten.
Einmal geerntet, können die Kräuter in frischem oder getrocknetem Zustand zu Tees, Tinkturen und Auszügen verarbeitet werden, die nicht nur im Haushalt, sondern auch im Stall Anwendung finden. Wirksam werden dabei vor allem die ätherischen Öle sowie die Schleim-, Bitter- und Gerbstoffe, welche die Kräuter in unterschiedlichen Anteilen enthalten.
Altbewährte Hausmittel
[IMG 3,4]In einem zweiten Vortrag zeigte Annelies Münch dann, wie aus diesen Pflanzen wirkungsvolle Hausmittel entstehen. Nebst der rohen Verwendung als Salatzugabe oder kalten Aufguss präsentierte die Fachfrau aus Basel die beliebtesten Teekräuter und ihre Wirkungen. So unterstützen etwa Erdbeerblätter die Muskelentspannung, Lindenblüten helfen bei Erkältungen, Nervosität und Schlaflosigkeit.
Zu einer Teemischung vereint, bedienen die Kräuter auch alle Geschmäcker und Vorlieben. «Aber mischt nicht beliebig zusammen», mahnte die Fachfrau, «denn Heilpflanzen können sich in ihrer Wirkung auch gegenseitig aufheben.»
Alte Praxis wiederbeleben
Zwei weitere Anwendungen von Heilkräutern wurden den Bäuerinnen und Landfrauen in den Workshops am Nachmittag vorgestellt. So führten Annelies Münch und ihr Mann Beat die Teilnehmerinnen ein in die Welt des Räucherns. Dabei werde der Wirkstoff der Pflanze über die Nase aufgenommen, erklärte das Paar und demonstrierte die alte Praxis. Die Wirkung könne dann über drei Ebenen genutzt werden. Die erste, physische Ebene bestehe aus der reinigenden und desinfizierenden Wirkung von Harzen und Pflanzen. Die psychische Ebene basiere auf der Weiterleitung von Duftmolekülen ins Hirn, wo diese beruhigend, entspannend oder beleben wirken. Schlussendlich könne auf der energetischen Ebene die Kraft der Pflanzen das eigene Energiefeld klären und unterstützen, schliesst die Referentin ab.
Tipps und Tricks für den Alltag
Ein weiterer Höhepunkt war die Herstellung einer eigenen Tinktur. Unter der fachkundigen Leitung von Natascha Fischer versetzten die Bäuerinnen getrocknete Salbeiblätter mit Alkohol und bekamen wertvolle Tipps zur guten Praxis mit auf den Weg. So soll der Alkoholauszug etwa in einem dunklen Glas gelagert und bei der Anwendung direkt auf die Mundschleimhäute gesprüht werden.
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Guten Rat gewährten auch die beiden Gärtnerinnen Isabel Mühlenz und Pia Kofmel, welche die Landfrauen durch den grossen Heilkräutergarten am Wallierhof führten. Dabei liessen sie das vergangene Gartenjahr Revue passieren und erzählten von ihren Erfolgsrezepten.
Wissen und Austauschen
Mit vielen Eindrücken und neuem Wissen trafen sich die Bäuerinnen dann wieder zum gemeinsamen Tagesabschluss. Viele zeigten sich motiviert, sich auch weiterhin mit der heilenden Wirkung der Kräuter auseinanderzusetzen. «Ich werde jetzt sicher bewusster Tees zubereiten und nächsten Sommer den Kräutergarten etwas vergrössern», meinte eine junge Bäuerin.
Doch nicht nur die fachlichen Inhalte, auch das Zusammenkommen von Landfrauen aus allen Kantonsteilen wurde gelobt: «Solche Anlässe braucht es noch viel mehr», meint eine weitere Frau, «denn das Netzwerk der Bäuerinnen ist sehr wertvoll.»
