Abo Neue Spezialität Appenzeller lanciert die «Appenzellerin»: Das verspricht der Käse in Pink Monday, 11. September 2023 Seit rund 70 Jahren gibt es die Hardegger Käse AG in Jonschwil SG. Und bereits zum 50. Mal erhält die Käserei das Goldvreneli, eine Auszeichnung der Sortenorganisation Appenzeller Käse für die besten Käserinnen und Käser des Jahres. «Wir freuen uns jedes Mal über die Auszeichnung, dieses Jahr ganz besonders», sagt Sandro Renz, Leiter Marketing und Verkauf. Man sehe diese Auszeichnung nicht als Selbstverständlichkeit an, sondern als Wertschätzung für das Team um Käsermeister Roman Engeli, der seit 20 Jahren die Geschicke in der Käserei und im Käsekeller lenkt, und als Anerkennung der Arbeit der Milchproduzenten. «Es ist aber auch ein Ansporn, diese hohe Qualität zu halten.»

Eigene Produktion und Käsehandel

Angefangen hat die Hardegger Käse AG 1956 als klassischer Produktionsbetrieb mit Herstellung von Emmentaler Käse. Wenige Jahre später wechselte der Gründer, Josef Hardegger senior, zu Tilsiter und stieg Ende der 1960er-Jahre in die Produktion von Appenzeller Käse ein. Parallel dazu begann er mit dem Käsehandel. 1990 übernahm sein Sohn, Josef Hardegger junior, den Betrieb. Mit dem Generationenwechsel wuchs der Betrieb rasant. Heute ist die Hardegger Käse AG die drittgrösste Kraft auf dem Schweizer Käsemarkt. Die dritte Generation Hardegger wird in den nächsten fünf Jahren den Betrieb übernehmen.

Nach verschiedenen Neubauten im Dorfkern Jonschwil expandierte das Unternehmen 2002 ins Industriegebiet der Gemeinde. Hier erfolgte der Bau von grösseren Käselagern, die Erweiterung der Produktionsräume und der Infrastruktur. Mit dem Käsereineubau 2019 wurde die Verarbeitungskapazität auf 15 Mio kg Milch erhöht.

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Das Lagervolumen liegt bei 220'000 Käselaiben und umfasst längst nicht nur den eigenen Käse. Sandro Renz erklärt: «Wir arbeiten mit 40 weiteren Käsereien zusammen. Wir übernehmenderen Käsespezialitäten, reifen, affinieren, schneiden, portionieren und konfektionieren sie.» Mittlerweile beschäftigt der Betrieb 165 Mitarbeitende.

Bei Spezialitäten gewachsen

Mit der Aufhebung der Käseunion 1999 und den damit einhergehenden neuen Vermarktungsmöglichkeiten wurde es für Schweizer Käsereien interessant, mehr Käse zu produzieren, so auch für die Hardegger Käse AG. Waren es anfänglich die traditionellen Käsesorten, sind es heute Käsespezialitäten aus der ganzen Schweiz, die hierzulande sowie in Europa, Asien und Nordamerika vermarktet werden. Erfolgsprodukte der Käserei Hardegger sind beispielsweise der «Gallus Grand Cru» mit der Auszeichnung als bester Halbhartkäse der Welt, der Höhlenkäse «Meisterwerk 1956», der «Alte Fritz» oder der «St. Galler Rahmkäse».

Sämtliche Milch der Käserei stammt von 23 Bauern aus der Region. Sandro Renz betont, dass man keine anonyme Milch verkäse.

«Wir kennen alle unsere Produzenten und sind täglich mit ihnen in Kontakt.»

Sandro Renz ist der direkte Kontakt zu den Bauern und Käsereien wichig

So hält man immer noch am klassischen Milchzahltag fest, wo die Unternehmensleitung und das Produktionsteam regelmässig mit den Bauern zusammenkommen. Auch zu den Käsereien pflege man enge Beziehungen, sagt Renz. «Unsere Leute aus der Einkaufsabteilung, die für die Qualitätssicherung zuständig sind, sind fast nie im Betrieb, sondern vor allem draussen bei den Käsereien.»

Marke Hardegger bekannter machen

Aufgrund der grossen Vielfalt sei der Käsemarkt heute umkämpfter, stellt Sandro Renz fest. Der starke Franken, die hohe Teuerung und die wirtschaftliche und geopolitische Lage würden die Vermarktung derzeit erschweren, insbesondere im Hauptexportland Deutschland. Und dennoch sieht der Marketingverantwortliche grosses Potenzial für den Schweizer Käse: «Die Vielfalt, die hervorragende Produktion in den Dorfkäsereien und der wunderbare Geschmack und das Aroma sind einzigartig und unschlagbar.»

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Mittelfristiges Ziel ist, bekannter zu werden. «Die Käserei Hardegger kennt man innerhalb der Branche. Aber der Konsument kennt uns nicht – das wollen wir ändern», sagt Sandro Renz. Eine Erweiterung der Produktepalette steht nicht an erster Stelle. «Wir möchten das Angebot mehr in Richtung Convenience entwickeln.» Auch würden interne Diskussionen über vegane Produkte laufen. Man mache sich da schon Gedanken. «Vegane Produkte haben wir aber noch keine», stellt Renz klar.

In der 70-jährigen Geschichte der Käserei gab es nun das 50. Goldvreneli und den von der Sortenorganisation Appenzeller Käse GmbH vergebenen Ehrenpreis. Kann man da in der Qualität überhaupt noch besser werden? «Ja», findet Renz, «wir ruhen uns nicht auf den Lorbeeren aus.» Es brauche in einer Käserei nicht viel, damit es zu einem Qualitätsproblem komme. Die hohe Qualität zu halten, sei jedes Jahr eine neue Herausforderung.

«Das Wetter, die Fütterung der Kühe, die Temperaturen – das sind Challenges, denen wir uns jedes Jahr stellen.»

Für Sandro Renz ist hohe Qualität kein Selbstläufer