2018 ist es in Bürglen (Uri) aufgrund eines Heuseils zu einem verheerenden Helikopterabsturz gekommen. Nur weil der Pilot erfahren war und schnell reagieren konnte, kamen er und seine Flughilfen heil davon. «Unmarkiert sind solche Hindernisse für unsere Helikopter-Crews kaum sichtbar und stellen eine ernsthafte Gefahr dar», warnt die Rega, die sich mit dem Anliegen an die Bauern-Zeitung gewandt hat. Der Rega-Chefpilot Heinz Leibundgut hat hierzu einige Fragen beantwortet.
Herr Leibundgut, warumstellen Heuseile oder Viehhüterdrähte eine grosse Gefahr für die zivile Luftfahrt dar?
[IMG 2] Heinz Leibundgut: Kabel, Drähte oder gespannte Seile sind insbesondere für Helikopter, aber auch für Segelflugzeuge und Gleitschirme eine grosse Gefahr. Nehmen wir die Rega-Crews als Beispiel. Während Rettungseinsätzen im Gebirge dienen den Rega-Crews ebene Flächen oft als Zwischenlandeplätze. Diese werden beispielsweise bei Aktionen mit der Rettungswinde genutzt, um den Patient und den Notarzt abzusetzen und danach in den Rettungshelikopter zu laden. Solche ebenen Flächen befinden sich oft in der Nähe von Alpweiden. Nicht selten sind dort unmarkierte Heuseile oder Viehhüterdrähte gespannt.
Müssten solche Anlagenbei den Behörden gemeldet werden?
Viehhüterdrähte beispielsweise sind oft in Bodennähe gespannt. Deshalb sind sie von Gesetzes wegen nicht bewilligungspflichtig und auch auf keiner Karte entsprechend aufgelistet. Generell sind solche Anlagen in unbebauten Gebieten erst dann registrierungs- oder bewilligungspflichtig, wenn sie höher als 25 Meter sind.
Bewilligte Bauten über 25 Meter werden vom Bundesamt von Zivilluftfahrt registriert und erscheinen deshalb konsequenterweise auch in Datenbanken und auf Karten, die beispielsweise auch für Rega-Piloten vor oder während eines Fluges zugänglich sind und entsprechend genutzt werden.
Was für Folgen kann die Berührung mit einem Draht oder einem Seil haben?
Ohne Markierung sind Viehhüterdrähte oder Heuseile für Helikopter-Crews aus der Luft kaum sichtbar. Deshalb sind sie sehr gefährlich. Falls die Crew diese nicht rechtzeitig erkennt, können sie bei einem allfälligen Touchieren zu schweren Beschädigungen und schlimmstenfalls zum Absturz des Rettungshelikopters führen.
Wie verhält es sich mit grösseren Anlagen, also zum Beispiel mit Transportseilen oder -anlagen?
Grundsätzlich kann jedes Seil oder jedes Kabel eine Gefahr darstellen. Helikopterpilotenhaben immer wieder Probleme mit Seilen und Kabeln, die auf der offiziellen Lufthinderniskarte nicht eingetragen sind. Deshalb hat die Rega vor einigen Jahren damit begonnen, tiefer liegende Hindernisse in einer eigenen Datenbank zu erfassen. Auch engagiert sich die Rega zusammen mit der Schweizer Armee für erhöhte Flugsicherheit. Dazu gehört, dass ausrangierte Transportanlagen, Seilbahnen, Strom- und Telefonleitungen sowie sonstige Hindernisse, die nicht mehr genutzt werden, kostenlos abgebaut und abtransportiert werden, sofern sie der Rega gemeldet werden.
Wie können Besitzer und Besitzerinnen solcher Anlagen zur Flugsicherheit beitragen?
Wenn Viehhüterdrähte oder Heuseile, die mehr als zwei Meter über dem Boden gespannt sind, markiert und wenn diese Markierungen regelmässig überprüft werden, kann man schon sehr viel zur Sicherheit beitragen.
Besitzer oder Betreiber von anderen Hindernissen, wie beispielsweise Transportseilen oder Kabel von Funkanlagen, können diese mit Position der Kabel und einer Kontaktadresse jederzeit der Schweizerischen Rettungsflugwacht melden und so ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit in der Luft leisten.
Die Datenbankeinträge mit solchen Hindernissen werden von der Rega in einer separaten App erfasst und Piloten können sie während der Flugvorbereitung oder während des Flugs zusätzlich zum herkömmlichen Kartenmaterial nutzen.
Wollen Sie eine Kabel-Position oder Ähnliches melden? Senden Sie eine Email an info(at)rega.ch