«Zuerst war nicht sicher, ob es genügend Teilnahmen gibt. Dass es nun 14 Bauern mit 20 Hecken sind, freut uns umso mehr», sagte der kantonale Landwirtschaftsdirektor Stefan Müller vor einer Woche in Büriswilen bei Oberegg an der Siegerehrung der Ostschweizer Heckenmeisterschaft in Appenzell Innerrhoden.
Für eine gemeinsame Sache
Dies zeige, dass Appenzell auch aus ökologischer Hinsicht sehr wertvolle Ecken hat. Eine Heckenmeisterschaft macht laut Stefan Müller aus verschiedenen Gründen Sinn: Getragen wird sie gemeinsam vom Kanton, dem Bauernverband, WWF und Pro Natura, was die Zusammenarbeit und das Vertrauen untereinander stärkt. «Zudem ist es wichtig, nach aussen zu tragen, dass Bauern und Bäuerinnen gut zu den Biodiversitätsflächen schauen.»
Nachdem Fachleute die angemeldeten Hecken vorsondiert hatten, blieben sechs Hecken im Rennen. Begutachtet wurden diese von der Jury, die sich aus Rahel Mettler vom Landwirtschaftsamt, Feldornithologe Ueli Nef, Samuel Häne von der Pro Natura sowie Martin Zimmermann vom WWF zusammensetzte. Dabei waren verschiedene Kriterien ausschlaggebend. So etwa Heckenlänge, Breite, Artenvielfalt, Vorhandensein von Dornensträuchern und Kleinstrukturen wie Ast- oder Steinhaufen. Auch zählte, ob ein extensiv bewirtschafteter Wiesenstreifen entlang der Hecke vorhanden ist und wie die Hecke vernetzt ist, also beispielsweise mit dem Waldrand verbunden ist.
31 verschiedene Arten und 150 Meter lang
Zur Siegerin der Meisterschaft wurde eine Hecke in Büriswilen erkoren, die von Judith und Rolf Bischofberger bewirtschaftet wird. Mit 31 verschiedenen Arten konnte sie vor allem bezüglich Vielfalt punkten. So kann sie etwa Felsenbirne, Liguster, Wildrosen, Kreuzdorn, Schneeball, Sanddorn, Wacholder, Weissdorn, aber auch grössere Gehölze wie Nussbäume, Hängebirken, Vogelbeeren sowie Vogelkirschen vorweisen. Die Hecke ist über 150 Meter lang und mindestens 4 Meter breit. «Wenn ich sehe, was sich in dieser Hecke alles bewegt, wie viele Schmetterlinge und Vögel es hat, weiss ich, dass sich ihr Erhalt lohnt», stellte Landwirt Rolf Bischofberger fest. Ihm und seiner Frau gehört auch die viertplatzierte Hecke, die ebenfalls in Büriswilen zu finden ist. Diese hat das Ehepaar aus Eigeninitiative neu gepflanzt, sie zeichnet sich besonders durch ihre Vernetzungsfunktion aus. «Sie verfügt über zahlreiche Kleinstrukturen wie Ast- und Steinhäufen sowie Nistkästen», lobte Jurymitglied Martin Zimmermann.
[IMG 2]
Die zweitplatzierte Hecke befindet sich in Weissbad und wird von Nicole und Bernhard Knechtle gepflegt. Auffallend ist etwa ihre beachtliche Länge von 300 Meter. «Wir haben sie gepflanzt, um etwas für die Vielfalt zu tun», sagte Bernhard Knechtle an der Siegerehrung. Geplant seien weitere Kleinstrukturen für die Vernetzung.
Eine Ballonfahrt als Preis
Auf den dritten Platz kam eine Hecke von Samuel Eugster aus Oberegg. Sie war bereits vor mehreren Generationen gepflanzt worden, möglicherweise als Windschutz. Ihr Alter zeigt sich unter anderem in der Grösse der dazugehörenden Bäume. Die Pflege der Hecke mache ihm Freude, verriet Knechtle. Die drei Erstplatzierten erhielten je eine Ballonfahrt für zwei Personen. «Damit sich die Hecken von oben bestaunen lassen», hielt Projektleiter Alfred Brülisauer fest.
Die Siegerehrung fand auf dem Sunnehof in Büriswilen statt, wo die Kantone Appenzell Ausserrhoden, Innerrhoden und St. Gallen zusammentreffen. Judith und Rolf Bischofberger führen den Betrieb seit 1989. Nach zwei Jahren stellten sie ihn auf Bio um. Während 15 Jahren hielten sie Schafe, die gut zu den steilen Hängen passten. Um kürzer zu treten, hörten sie 2022 damit auf. Heute gehören zum Betrieb 15 ha Wiese, Gemüse, Beeren, rund 65 Legehennen sowie 8,5 ha Wald. Die Direktvermarkter haben einen Stand am St. Galler Bauernmarkt, wo sie auch Backwaren und Konfitüren anbieten. Zur Bewässerung der Kulturen wird das gesammelte Regenwasser verwendet. Zum Betrieb gehören zudem eine Photovoltaikanlage sowie eine Holzschnitzelheizung. Ausserdem pflegen Bischofbergers insgesamt über 800 Meter Hecken.
Die Rangliste
1. Judith und Rolf Bischofberger, Büriswilen bei Oberegg
2. Nicole und Bernhard Knechtle, Weissbad
2. Samuel Eugster, Oberegg
4. Judith und Rolf Bischofberger, Büriswilen bei Oberegg
5. Julia Enzler, Meistersrüte
6. Theo Baumgartner, Au SG (Hecke in Steinegg).