Vor rund neunzig Jahren hat der Urgrossvater von Marlene Kamber, Geschäftsleiterin der Futtermühle Niederhäuser AG, von der Stadt Luzern aus erste «Hühnerkörner» vertrieben. Damals noch unter dem Namen «O. Niederhäuser». Es folgte später der Umzug nach Ebikon. Niederhäuser heisst die Futtermühle noch heute, auch wenn die Inhaberfamilie seit der Hochzeit einer Niederhäuser-Tochter der zweiten Generation den Familiennamen Kamber trägt.
Seit 2020 ist sie die Chefin
In den 60er-Jahren wurde das Familienunternehmern in eine Aktiengesellschaft überführt. Es folgten der Bau des ersten mächtigen Siloturms in Rothenburg und in den 70er-Jahren des zweiten. 2014 wurden die Produktionsanlagen erneuert.
«Merkte, wie mich die Mühle interessiert.»
Bereits während des Studiums arbeitete Kamber bei der Niederhäuser AG.
Die 32-Jährige Marlene Kamber arbeitet in verschiedenen Rollen bereits seit 2010 im Betrieb mit. Der Einstieg folgte schrittweise, denn berufsbegleitend studierte sie nach der Wirtschaftsmittelschule Betriebswirtschaft in Luzern. Ihre beiden älteren Brüder zeigten weniger Interesse an der Mühle. So war der Weg frei für die quirlige Marlene Kamber. Den sanften Einstieg erachtet sie rückblickend als richtig. «So merkte ich, wie sehr mich die Mühle interessiert», sagt sie. Während und nach dem Studium wurde Kamber zudem Mutter zweier Kinder. Seit 2020 hat sie nun die Geschäftsführung inne. Ihr Vater Jürg Kamber hat sich Ende 2022 operativ aus der Firma verabschiedet, ist aber noch Inhaber. Ihr Pensum betrage heute 80 Prozent, und natürlich komme abends von zu Hause aus noch die eine oder andere E-Mail dazu. Der Laden will am Laufen gehalten werden, auf der Lohnliste stehen 27 Personen, einige davon in Teilzeitpensen.
Fachkräftemangel auch hier
Als ihre wichtigsten Aufgaben beschreibt Kamber das Einstellen von Mitarbeitern, Planung der Arbeit und Verbesserung von Prozessen sowie die Realisierung grösserer Investitionen. Als berufliche Quereinsteigerin, inmitten von Futtersäcken und Silos, könne und müsse sie produktionstechnisch nicht alles wissen, sagt sie. Da sei sie auf qualifizierte Mitarbeiter angewiesen. Vor allem bei den Agronomen sei der Arbeitsmarkt gegenwärtig aber ausgetrocknet.
«Nicht nur auf der Autobahn von A nach B.»
Fachkräftemangel, etwa bei den Chauffeuren, sei eine Herausforderung.
Dies bringt Herausforderungen für die technischen Dienste der Schweizer Futtermühlen. Ein weiteres Sorgenkind ist die Situation bei den Chauffeuren. «Wir brauchen nicht einfach eine Person, die auf der Autobahn von A nach B fährt», erklärt sie. Es müsse auch ausgeladen werden, teils in Handarbeit, und einige Hofzufahrten seien nur gerade so breit wie der Lastwagen. Von winterlichen Strassenverhältnissen ganz zu schweigen.
Die ganze Branche wird weiblicher
«Meinen Mitarbeitern lasse ich in einem gewissen Rahmen viele Freiheiten», beschreibt die Jungunternehmerin ihren Führungsstil. Die Futtermittelbranche dürfte in nächster Zeit nochmals weiblicher werden, nur schon, wenn man den Frauenanteil an der Hochschule für Landwirtschaft in Zollikofen verfolgt, vor allem im Bereich der Tierproduktion. Bei den grösseren Futtermühlen ist Kamber wohl die einzige Frau an der Spitze. Genderthemen scheinen die Niederhäuser-Chefin nicht speziell zu interessieren. Gab es Mitarbeiter, die Mühe bekundeten mit einer Frau als Chefin? «Nur in Einzelfällen», sagt Marlene Kamber. Aber Reisende solle man bekanntlich nicht aufhalten, schiebt sie nach und lächelt dabei milde.
Box, lose oder gesackt
Die Niederhäuser AG bietet ein komplettes Angebot an Futtermitteln für Rindvieh, Schweine, Geflügel und Kleinwiederkäuer, Effektive Mikroorganismen (EM) inklusive. Das Eingehen auf Kundenwünsche, auch bei Kleinmengen, bezeichnet die Geschäftsführerin als eine Stärke. Ab einer Tonne sind bereits eigene Zusätze möglich, wie etwa Biotin. Wenn es in die Tour passt, wird auch ohne Lieferzuschlag ein 50-Kilo-Sack abgeladen. Ansonsten vor allem Futter im 500-Kilo-Karton oder lose. Die meisten Kunden befinden sich im Umkreis von 60 km um Rothenburg LU. Niederhäuser zählt sich bei den privaten Futtermühlen, also nebst der bäuerlichen Fenaco, zu den grösseren zehn Playern schweizweit. Der Umsatz ist nicht öffentlich. Die Konkurrenz spiele und der Preisdruck sei gross. Kunden gewonnen oder verloren würden häufig im Zusammenhang mit Hofübergaben.