«Seit ich sechs Jahre alt bin, gehe ich in jeden Sommerferien zu meinen Grosseltern auf die Alp», sagt der 12-jährige Alexis Barras stolz. Holz hacken, die Kälber versorgen oder mithelfen im Stall, das sind die wichtigsten Aufgaben von Alexis. «Es ist halt schon schön hier oben und die Arbeit mit den Tieren gefällt mir sehr gut», so Alexis. Die Alp Groins du Milieu liegt im Greyerz auf 1354 m ü. M. Hier werden 34 Kühe und 40 Rinder 130 Tage lang gesömmert. In dieser Zeit stellt der Grossvater von Alexis, Pierre-André Barras, hervorragenden Alp-Gruyère-AOP-Käse her. Zusammen mit seiner Frau Nathalie und seinem Sohn Marcel ist er besorgt, dass die Alp weiterhin im Schuss bleibt.

Die Einrichtungen sind alt

Die Alp Groins du Milieu war eine der vielen Alpen, welche der freiburgische Alpwirtschaftliche Verein in seiner traditionellen Alpinspektion besuchte. Unterteilt in vier Kommissionen, bereist der Alpwirtschaftliche Verein jedes Jahr ein anderes Gebiet. So kommt im Turnus von 18 Jahren jede Alp wieder an die Reihe. Beim Besuch wird protokolliert, wie sich die Alp verändert hat, in welchem Zustand sie ist und ob sie überhaupt noch betrieben wird.

Dieses Jahr war das Gebiet rund um Greyerz an der Reihe. Die Hütten der besuchten Alpen waren vielerorts sehr einfach eingerichtet, aber noch in einem guten Zustand. «Leider wird auf den Freiburger Alpen immer weniger gekäst», bedauert Henri Buchs, Präsident des freiburgischen Alpwirtschaftlichen Vereines. Von den 600 Alpen sind es nur noch deren 39, auf denen gekäst wird.

Meringues mit Doppelrahm

Bei der Familie Barras hat das Käsen eine lange Tradition: «Ich gehe schon mehr als 50 Jahre auf die Alp», sagt Grossvater Pierre-André Barras. Neben Alp-Gruyère wird bei ihnen auch noch Alp Vacherin Fribourgeois AOP, Ziger und Butter hergestellt. Gastfreundschaft wird bei der Familie Barras grossgeschrieben, kurzerhand wurde die ganze Kommission zum Mittagessen eingeladen.

Bevor Gruyère-Käse und Ziger aufgetischt wurden, öffnete der Älpler schon mal eine Flasche Wein. «Ein Apéro muss sein», meint Barras lachend. Zum Dessert gab es Meringues mit unglaublich feinem Doppelrahm. Doppelrahm, den man nur auf den Alpen bekommt, da langte sogar Frédéric Ménétrey, Direktor der Freiburgischen Landwirtschaftskammer, zweimal zu.

Eine starke Zucht

Im Winter ist die Familie Barras im 45 Kilometer entfernten Pensier zu Hause. Unter ihrem Präfix «Les Côtes» ist die Familie auch bekannt als Viehzüchter. Mehrfach konnten sie mit ihren Kühen schon die Miss Sarine stellen. Die Stiere Rustler, Stadel, Absolute oder Apple Crisp haben bei ihnen schöne Kühe hinterlassen. Jetzt setzt Marcel Barras auf den RH-Stier Achilles. «Den habe ich leider verpasst», so der Züchter. Doch es sei nie zu spät, einen solid geprüften Stier einzusetzen statt eines Genomstiers, von dem man noch nichts wisse.

Für die Familie Barras muss eine Kuh nicht nur schön, sondern auch alptauglich sein. Die Kühe müssen auf der Alp zum Teil sehr weit laufen. «Sind die Kühe zum Beispiel auf dieser Weide, brauche ich am Morgen fast zwei Stunden, bis alle im Stall sind», so der Junior-Chef. Ohne Hund hätte er noch länger. «Ja, man kennt das ja, eine Kuh ist dort, eine Kuh liegt hier, da ist ein Hund schon hilfreich», sagt der Älpler lachend.