Mit Herz dabei sein – dieser Satz fiel mehrmals auf dem höchstgelegenen diesjährigen Puure-Höck, den der Zürcher Bauernverband mit dem Bezirksverein Hinwil organisierte. Gastgeber war Familie Hess, die den Hof Laupetswil auf 900 m ü. M. oberhalb von Bäretswil bewirtschaftet.
Postenlauf durch den Betrieb
Herzlich war die Begrüssung und herzhaft die Verköstigung mit Raclette. Aber bevor es zum gemütlichen Teil überging, gab es einen Postenlauf durch den Betrieb. Posten 1 war die Kälbermast, Posten 2 die Kräutermedizin und Posten 3 die Eingliederung von Menschen mit Einschränkungen. Darauf basiert das Betriebskonzept von Familie Hess. Sie bewirtschaften rund 33 ha LN, davon sind 12 ha Biodiversitätsförderflächen – das meiste mit QII. Dazu kommen 21 Milchkühe, deren Milch an Mastkälber vertränkt wird. Nicht zu vergessen 20 ha Wald mit 7,4 km Waldrandpflege.
Den Posten 1 betreute Res Büeler. Der Kälbermäster aus Rüeterswil SG sitzt im Vorstand des Schweizer Kälbermästerverbands. Er zählte die Eckdaten auf: «Daniel Hess kauft die Kälber mit 70 kg fortlaufend von sieben Betrieben aus der Region auf. Nach rund 103 Masttagen werden sie mit 220 bis 240 kg geschlachtet. Das Schlachtgewicht beträgt im Durchschnitt 129 kg.»
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Das sei eine «super Leistung», so etwas erreiche man nur, wenn man wie Daniel Hess mit Freude dabei sei. Büeler verschwieg auch nicht, dass der fortlaufende Zukauf von Kälbern eine Herausforderung sei. Bei jedem Zukauf steige das Infektionsrisiko für Durchfallerkrankungen und Lungenentzündungen.
Torf und Rüeblisuppe
Da helfen nur sorgfältige Überwachung und hingebungsvolle Betreuung der Kälber. So setzen Daniel und Sandra Hess bei der Behandlung von trinkschwachen und kranken Kälbern auf Kräutertinkturen und -salben sowie Hausmittel, die sie selbst herstellen. «Ein sehr gutes Mittel ist Leinsamen, den wir in Wasser ansetzen. Das beruhigt und schützt die Magenschleimhäute», sagte Daniel Hess. Zudem macht er eine Kräutermischung mit Torf, Bockshornklee, Eichenrinde und Thymian, was das Immunsystem stärke. Auch Schwarztee und Bananen kommen gegen Durchfall zum Einsatz sowie Rüeblisuppe.
Im Kälberauslauf liegen Tannenäste. «Die Kälber fressen die Tannenspitzen, die ätherische Öle enthalten. Diese helfen gegen Lungenentzündungen», zählte Hess weiter auf. Nützlich seien auch Blackensalbe und Quarkwickel bei Gelenkentzündungen, Mückenstichen und Schwellungen – und zwar für Mensch und Tier. Man hätte gerne noch mehr gehört von den guten Kräutertipps und Tricks – aber weiter ging es zum nächsten Posten. Die Familie pflegt eine langjährige Zusammenarbeit mit der Stiftung «Landwirtschaft und Behinderte» (LuB).
Das Herz am rechten Fleck
«Für die Betreuung von den Lernenden muss man das Herz am rechten Fleck haben», sagte Melvin Ott von der LuB-Stiftung. Zurzeit macht Nico Scherrer die Ausbildung als Hofmitarbeiter und besucht wöchentlich den Unterricht am Strickhof. «Hier gefällt es mir gut – am liebsten bin ich bei den Tieren», sagte der 17-jährige Scherrer, und am Strickhof habe er am liebsten den Sportunterricht mit Daniela Lingg.
Gefallen hat es auch den zahlreichen Teilnehmer(innen) am Puure-Höck. Erst gegen Mitternacht, als sich alle verabschiedet hatten, kam auch Familie Hess zur Ruhe.
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Steckmücken sind aktiv
Als die rund 300 Bäuerinnen und Landwirte, die den Weg zum Hof Hess gefunden hatten, in der Puure-Höck-Scheune Platz nahmen, kam Kantonstierarzt Lukas Perler zu Wort. Er informierte über die Seuchenlage. Direkt betroffen sind die Bauernfamilien im Kanton Zürich durch die Blauzungenkrankheit. «Die Stechmücken sind wieder aktiv. Die Impfung ist freiwillig, aber ich empfehle sie», so Perler. Dieses Jahr gebe es keine Sperrung für betroffene Betriebe, aber kranke Tiere dürfe man natürlich nicht verstellen.