Die Luzerner Kontrollorganisation Qualinova AG plant den Zusammenschluss mit dem Berner Pendant KuL. Wir haben berichtet. Qualinova-Verwaltungsratspräsident Hanspeter Hunkeler über die Beweggründe und den Terminplan.
Hanspeter Hunkeler, wäre auch eine Zusammenarbeit mit Aargau denkbar gewesen?
Hanspeter Hunkeler: Die Fusion hat einen Vorlauf von sechs bis sieben Jahren. Mit der Aargauer Kontrollorganisation gab es intensive Gespräche. Schlussendlich waren deren Eigentümer der Ansicht, lieber eigenständig bleiben zu wollen. In ersten Gesprächen mit den Bernern haben wir dann rasch viele Synergien und Ähnlichkeiten bemerkt. Ein Beispiel sind die Kontrollkosten. Es gibt heute bereits eine Zusammenarbeit zwischen KuL und Qualinova, etwa im Bereich Personal.
Wie sieht der Fusions-Fahrplan aus?
Diese Woche erwarten wir von den Aktionären den Auftrag, den Zusammenschluss voranzutreiben. Der finale Beschluss wird dann in beiden Organisationen im Frühling 2024 gefasst, rückwirkend auf den 1.1.2024.
Was bringt die Fusion den Landwirt(innen)?
Die Kontrollkosten sollen auf dem aktuellen Niveau belassen werden. Natürlich wäre es schön, wenn diese gar gesenkt werden könnten. Das Umfeld ist aber schwierig. Die Qualinova verliert strukturbedingt, etwa wegen neuen Zusammenarbeitsformen, Umstellung auf Bio oder Betriebsaufgaben, jährlich rund 1,5 Prozent der Kunden. Mit der Fusion sollen die Grundkosten breiter verteilt werden. Auch eine Harmonisierung ist das Ziel, gerade auch in Grenzgebieten von Kantonen. Und natürlich wird weiterhin eine Vereinfachung der Abläufe angestrebt.
Ist der Kantönligeist im Vollzug eine Herausforderung für die neue, in der «halben» Schweiz aktive Kontrollorganisation?
Dies sollte keine allzu grosse Herausforderung sein. Die Qualinova war ja nicht nur in Luzern, sondern auch in der Innerschweiz und weiteren Kantonen aktiv. Mit Bern kommt jetzt einfach ein weiterer Kanton hinzu. Wichtig ist ein guter Austausch mit den kantonalen Dienststellen.
Was bedeutet die Fusion für die Kontrolleure der Qualinova, alles Landwirte aus der Zentralschweiz?
Gunzwil bleibt als Zweigstelle erhalten. Dass Kontrolleure neu längere Anfahrtswege haben werden, ist nicht das Ziel. Allein schon aus Kostengründen. Schon heute sind unsere Kontrolleure wegen Unabhängigkeit meist nicht unmittelbar in der eigenen Region unterwegs.
Stephan Furrer war der starke Mann bei Qualinova als Geschäftsführer, Verwaltungsrat und Aktionär. Wie wird seine Rolle inskünftig sein?
Stephan Furrer wird die Überführung in die neue Struktur begleiten und sich dann vollständig zurückziehen. Er wird seine Aktien verkaufen und sich an der neuen Firma nicht beteiligen.Im Zusammenhang mit dem Fusionsprozess werden alle 50 Qualinova-Aktien zurückgekauft. 16 Aktien bleiben in Luzerner Händen und 34 Aktien gehen zu den Bernern. In der neuen Firma wird ein Aktionär nur noch eine Aktie halten können.
Hat die neue Organisation nach der Fusion auch Interesse an neuen Tätigkeitsfeldern, zum Beispiel im Bereich Bio?
Ja, es ist ein strategisches Ziel, neue Tätigkeitsgebiete zu erschliessen. Wir sind offen. Das hat die Qualinova bislang schon so gehandhabt. Auch, um die Kontrollkosten tiefhalten zu können. Beratungsmandate müssen allerdings von der Kontrolltätigkeit sauber getrennt werden.
Auch Bio-Kontrollen könnten ein Thema werden. Vor Jahren hat sich die Qualinova wegen der Zertifizierungskosten dagegen entschieden, jetzt kann die Situation wieder neu beurteilt werden. Mit der neu erlangten Grösse haben wir sicherlich strategisch mehr Gewicht. Dies wollen wir einbringen, wenn es um Vereinfachungen und Harmonisierungen geht. Und mit der KuL sind wir natürlich auch näher an der Politik in Bern.
Qualinova und KuL
Die Qualinova AG betreibt ihre Geschäftsstelle in Gunzwil und die Zweigstelle in Obwalden mit rund neun Mitarbeitern. Dazu kommen gegen 30 Kontrolleure. Die Kontrollorganisation ist vor allem in Luzern, Uri und Obwalden stark verankert. Geschäftsleiter ist Stephan Furrer, Verwaltungsratspräsident Hanspeter Hunkeler, Schötz LU.
Fusionspartnerin KuL/Carea (Verein Kontrollkommission für umweltschonende und tierfreundliche Landwirtschaft) hat ihren Sitz im bernischen Lyssach. Rund 65 Mitarbeitende führen öffentlich-rechtliche und privatrechtliche Kontrollen auf 8000 Landwirtschaftsbetrieben und 1200 Sömmerungsbetrieben im Kanton Bern und umliegenden Kantonen durch. Geschäftsführer ist Marcel von Ballmoos, VR-Präsidentin Annegret Hebeisen.
