Abo Kanton St. Gallen Molkewasser illegal entsorgt: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Züger Frischkäse AG Monday, 2. October 2023 Anfang Woche wurde öffentlich, dass die St. Galler Staatsanwaltschaft gegen Markus Züger einen Strafbefehl erlassen hat. Dem Vize-Verwaltungsratspräsidenten der Züger Frischkäse AG wird vorgeworfen, für die illegale Entsorgung von 61 Millionen Liter Molkewasser in der Thur verantwortlich zu sein. Am Rande eines Podiums über den Käsemarkt nahm Christof Züger, Bruder von Markus Züger und CEO, Stellung zur Anklage.

Christof Züger, in den Medien war zu lesen, die Züger Frischkäse AG habe wissentlich Molkewasser in der Thur entsorgt ...

Christof Züger: Der technische Begriff «Molkewasser» ist nicht korrekt. Es handelte sich um Prozesstrinkwasser. Das ist Wasser aus unserer Produktion, das wieder aufbereitet wurde und Trinkwasserqualität hat.

Könnten Sie uns schildern, wie die Ereignisse aus Ihrer Sicht abgelaufen sind?

Der Fehler passierte 2020 während Bauarbeiten. Bei der Wasseraufbereitungsanlage wurde eine Leitung falsch angeschlossen. Dadurch floss aufbereitetes Wasser in den Meteorschacht und gelangte in die Thur.

Zusätzlich gab es bei einem Ventil eine Leckage und so lief noch etwas Milch hinein. Wir sprechen hier von 1 Milliliter Milch auf 2 Liter Wasser. Diesen Wert haben das Amt für Umwelt (Afu) und wir gemessen. Einem Spaziergänger ist aufgefallen, dass Wasser aus dem Meteorschacht in die Thur floss, was bei schönem Wetter normalerweise nicht der Fall ist.

Sie hatten das Leck also nicht bemerkt?

Nein. Es handelte sich um etwa 15 Prozent des Prozesswassers, das in die Thur anstatt in die Kanalisation gelangte. Das ist im Verhältnis wenig, darum haben wir das nicht bemerkt. Aber klar, es hätte nicht passieren dürfen. Wir haben daraus gelernt und haben noch stärker ein Auge auf die Mechanismen während dem Bauen. Welche Menge insgesamt in die Thur geflossen ist, wurde übrigens nur geschätzt. Die ­exakte Menge konnte nicht ermittelt werden. Dagegen haben wir Einspruch erhoben.

Warum stellen Sie sich den Medien und nicht Ihr Bruder, der im Zentrum der Anklage steht?

Wir sind ein Familienunternehmen. Ich bin als CEO der operative Leiter der Züger Frischkäse AG und zuständig für die Kommunikation.

Der Verpackungskonzern Amcor verschmutzte im ­Dezember 2020 den Bodensee mit 3 Tonnen giftigem Löschschaum. Amcor wurde mit einer Busse von 5000 Franken belegt. Wie verhältnismässig ist in diesem Kontext die Ihnen angedrohte  Busse von 10'000 Franken?

Ich kenne den Fall nicht genau. Aber dort waren es meines Wissens toxische Stoffe, die in ein Gewässer flossen. Bei uns war es ein Naturprodukt. Weder Tiere noch die Umwelt kamen zu Schaden. Hier misst das Gesetz mit unterschiedlichen Ellen. Auch deshalb fechten wir den Strafbefehl an.

Ihre Partei, die FDP, kritisierte den Zeitpunkt des Artikels und bezeichnet die Publika­tion als Wahlkampf. Teilen Sie diese Ansicht?

Es ist schon etwas sonderbar, dass ein Ereignis, das drei Jahre zurückliegt und für welches wir vor drei Monaten einen Strafbefehl erhielten, jetzt, zwei Wochen vor den eidgenössischen Wahlen, so hochgekocht wird.

Befürchten Sie einen Image-Schaden für die Züger Frischkäse AG?

Wir wollen sachlich informieren und das Problem lösen. Transparenz ist uns wichtig. Unser Ziel ist, den Fokus wieder möglichst rasch auf unser Tagesgeschäft zu richten. Und das ist die Verarbeitung von frischer, regionaler Qualitätsmilch zu Züger Frischkäseprodukten.