«Ich habe den Verband gut aufgestellt übergeben und ich bin stolz darauf, wie wir den Verband ausgebaut haben.» Dies sagt Fritz Glauser, der im letzten November als Präsident von Agri Fribourg/Freiburg, vormals Freiburgischer Bauernverband (UPF-FBV) zurückgetreten ist. Mit der BauernZeitung schaut er auf seine 16 Jahre Amtszeit zurück.
Die Intensität nimmt für alle zu
Der Verband habe sich in den letzten Jahren stetig verändert. Zwar gebe es immer weniger Betriebe, aber die Probleme und Herausforderungen für die Bauernfamilien und auch für den Verband würden nicht abnehmen. Letzterer habe stetig den Aufwand für Dienstleistungen und Serviceangebote ausgebaut. Zudem seien immer mehr Stellungnahmen nötig. «Es wird alles und für alle intensiver», bilanziert Fritz Glauser. Dennoch schaut er auch auf manches Erfreuliche zurück.
Die Junglandwirte sind wichtig
Als Erfolg seiner Präsidialzeit bezeichnet Fritz Glauser die Junglandwirtekommission, die Agri Freiburg im zweiten Anlauf erfolgreich ins Leben gerufen hat. Er erklärt dazu: «Die Stimme der Jungen ist mir wichtig!» Ebenso positiv wertet er die Anstellung einer Biologin, die mit Erfolg Beratungen anbiete und Vernetzungen qualitativ hochstehend und günstig erstellt. Ebenso positiv erachtet Fritz Glauser auch den Erwerb des Gebäudekomplexes in Granges-Paccot, in dem sich der Sitz von Agri Freiburg befindet. Dieser konnte vom Verband aus einem Co-System heraus komplett übernommen werden. Einziger Wermutstropfen dabei sei, dass die Freiburgische Viehverwertungsgenossenschaft (FVVG) sowie die Nutztierversicherungsanstalt (Sanima) nicht den für sie reservierten Teil des Gebäudes besetzen würden. Die Arbeit der FVVG, die Interessensvertretung, sei wichtig für den Viehmarkt, ist Fritz Glauser überzeugt. Und: «Ich hätte gerne alle landwirtschaftlichen und landwirtschaftsnahen Organisationen zu uns geholt.» Der Staatsrat habe aber anders entschieden und die FVVG und die Sanima seien nach Grangeneuve geholt worden, bedauert er.
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Kurz gesagt
Seit meinem Rücktritt liegt meine Priorität …
… immer noch darin, für die Bauernfamilien einzustehen, mit all meinen anderen Tätigkeiten. Denn ihr Wohl liegt mir am Herzen.
Die neugewonnene freie Zeit investiere ich …
… ins Durchschnaufen. Erst seit meinem Rücktritt habe ich gemerkt, dass das gefehlt hat.
Ich vermisse seit dem Ende meiner Präsidialzeit …
… den Kontakt zu meinen Vorstandskollegen und dem Sekretariat. Die Menschen, mit denen ich da zusammengearbeitet habe, sind tolle Leute.
Nicht vermissen tue ich …
… (überlegt eine Weile) nichts. Zumindest kommt mir spontan gerade nichts in den Sinn.
Der Anteil an Frauen ist gestiegen
Für den Kanton und die Landwirtschaft sei zudem wichtig, wenn auch nicht in Zahlen messbar, dass Agroscope nach Posieux habe geholt werden können. Stolz ist Fritz Glauser besonders darauf, dass unter seiner Führung der Frauenanteil im Vorstand von Agri Freiburg erhöht werden konnte. Er war seit 2003 Vizepräsident und übernahm 2007 das Präsidium. Als es um die Übernahme ebendieses Präsidiums ging, stellte er die Bedingung, dass die beiden Vizepräsidien von mindestens einer Frau besetzt sein müssen. Seit 2019 sind es mit Denise Schafer und Murielle Chassot nun sogar zwei Frauen.
Grosse Arbeit von der Geschäftsstelle
Als für ihn persönlich absolutes Highlight bezeichnet Fritz Glauser das 175-Jahr-Jubiläum mit der Präsentation des neuen Namens und Logos. Mit ein Grund für die Änderung sei das holprige Kürzel UPF-FBV gewesen. Zudem hätten auch andere Organisationen UPF als Kürzel. «Wir wollten einen Namen, der sofort klarmacht, was gemeint ist, und der in beiden Sprachen funktioniert», erklärt Fritz Glauser. Aber nicht nur der Name und das Logo, sondern auch die Organisation und der Internetauftritt wurden modernisiert. Bis das alles zustande kam, war aber viel Arbeit nötig. «Ich winde unserer Geschäftsstelle ein Kränzchen», betont Fritz Glauser. Zusammen mit Fachleuten für die Umsetzung und Gestaltung des Logos sei tolle Arbeit geleistet worden. Die Umwandlung sei bei der Präsentation anlässlich des 175-Jahre-Jubiläums denn auch bei 699 von den 700 anwesenden Personen gut angekommen. «Das machte uns stolz», so Fritz Glauser.
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Die Zweisprachigkeit ist für das Präsidium ein Muss
Mit dem neuen Auftritt des Verbands sah Fritz Glauser denn auch seine Arbeit als Präsident beendet.
«Ein neuer Auftritt braucht neue Besen zum Wischen.»
Davon ist Fritz Glauser überzeugt.
Für einige kam Fritz Glausers Rücktritt überraschend. Doch dieser war bereits länger geplant gewesen, erklärt er gegenüber der Bauernzeitung. Seit seinem Rücktritt wird Agri Freiburg von den beiden Vizepräsidentinnen Denise Schafer und Murielle Chassot ad interim geführt. Fritz Glauser hätte es begrüsst, wenn die beiden den Verband im Co-Präsidium weiterführen würden. Doch beide wollen das nicht, erklärt er. An der nächsten Versammlung werde die Wahl zur Nachfolge stattfinden. Nach einem Tipp für seinen Nachfolger oder seine Nachfolgerin gefragt, kommt die Antwort von Fritz Glauser, ohne gross überlegen zu müssen: «Der Freiburger Bauernpräsident muss möglichst zweisprachig sein.» Zudem müsse er oder sie einfach für die Mitglieder da sein, sich Zeit nehmen und zuhören können. Der Rest sei dann Teamarbeit, erklärt Fritz Glauser. Denn gutes Teamwork sei wichtig.
Der Rücktritt war geplant
Für Aussenstehende kam der Rücktritt von Fritz Glauser als Freiburger Bauernpräsident per November 2023 überraschend. Dies, zumal er erst im Juni 2023 als Präsident wiedergewählt worden war. Doch er macht im Gespräch deutlich, dass er bereits im Herbst 2022 ankündigte, im Herbst 2023 zurücktreten zu wollen. Es war für ihn eine Enttäuschung, dass die Suche nach einer Nachfolge nicht erfolgreich war. Er erklärte sich bereit, sich noch einmal wählen zu lassen. Bereits da habe er aber deutlich gemacht, dass er nicht bis zum Ende der Amtszeit bleiben werde und die Suche nach einem Nachfolger weitergeführt werden sollte. Die Statuten von Agri Freiburg sehen vor, dass keine Person nach dem vollendeten 62. Lebensjahr für das Präsidium wählbar ist. Und Fritz Glauser wurde im August 2023 62 Jahre alt. Der Versammlungszeitpunkt wurde daher vom Herbst in den Juni vorverschoben.
Die Adress-Affäre
Und dann gab es ja noch die Adress-Affäre im Vorfeld der letzten Nationalratswahlen. Als die BauernZeitung dieses Thema anspricht, erklärt Fritz Glauser, dass dies den Zeitpunkt des Rücktritts auch mitbeeinflusst habe. Für ihn sei jedoch einzig wichtig gewesen, der Basis zu zeigen, dass der Verband und das Sekretariat gut funktionieren und die Bauernfamilien bei Schätzungen, Hofübergaben und dergleichen begleite, kurz gesagt, für sie da ist. «Weiter äussere ich mich nicht dazu», betont Fritz Glauser.