«Was treibt denn da im Dunkeln?» Das haben sich die Mitglieder der Thurgauer Junglandwirte-Kommission (Jula) wohl auch gefragt und so erschienen sie zahlreich bei der Betriebsbesichtigung der Gamper Gemüsekulturen, welche Mitte Juni stattfand. Empfangen wurden sie hier von Seniorchef Erwin Gamper, der 1978 mit den ersten Chicorée-Anbauversuchen auf seinem Betrieb begann. Heute sind die Gamper Gemüsekulturen ein bedeutender Produzent von Chicorée in der Schweiz und der Hauptproduzent des Schweizer Biochicorées.
Bis zu 450 Tonnen im Jahr
Wegen des grossen Interesses wurden die Teilnehmenden in verschiedenen Gruppen durch den Betrieb geführt. Während des Rundgangs erklärte ihnen Erwin Gamper die Herausforderungen der Biochicorée-Produktion. Diese habe sich inzwischen sowohl auf dem Feld als auch in der Treiberei, dem Ort, an dem der Chicorée aus den Wurzeln treibt, gut etabliert.
Jährlich werden zwischen 400 und 450 Tonnen Biochicorée produziert, angebaut auf insgesamt 60 Hektaren von 25 Landwirten. Im ÖLN-Bereich sind es 120 Hektaren mit etwa 60 Vertragslandwirten. Die Anforderungen des Detailhandels sind auch bei Biochicorée hoch, der Anbau erfolgt in zwei Phasen.
In der ersten Phase wird der Chicorée als Samen in Dämmen ausgesät. Hier keimt er, wächst zur Pflanze heran und bildet eine Pfahlwurzel aus. Diese wird je nach Wetterbedingungen nach 150 bis 160 Tagen nach der Saat geerntet, in der Regel sei es Mitte Oktober. Pro Hektare erntet man laut Gamper unter guten Voraussetzungen und bei guter Pflege zwischen 110 000 bis 130 000 Wurzeln. Je nach Anbausystem werden die Wurzeln anschliessend in Lommis (Bio) oder in Stettfurt (ÖLN) sortiert und verarbeitet.
Im zweiten Schritt gelangen die Wurzeln in die Treiberei. In vollständiger Dunkelheit, bei hoher Luftfeuchtigkeit und Temperaturen zwischen 10 und 18 Grad keimen hier die hellen Chicoréepflanzen aus, die man aus dem Handel kennt.
Beim Rundgang durch die verschiedenen Anlagen schildert Erwin Gamper, dass der Gemüseanbau wegen der hohen Personalkosten insgesamt sehr kostenintensiv sei. Dank unterschiedlicher Hauptsaisons, wie zum Beispiel von Freilandgemüse im Sommer und Chicorée im Winter, könne aber ein grosser Teil der Mitarbeitenden ganzjährig beschäftigt werden.
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Angepasste Logistik
Wichtig im Gemüsebau seien zudem auch eine ineinandergreifende Logistik und eine entsprechende Infrastruktur.
«Alle unsere Produkte werden ab Feld je nach Bedarf oder Verschmutzungsgrad gewaschen und in den Kühlräumen auf die richtige Temperatur abgekühlt. Für empfindliches und schwer abkühlbares Gemüse wie Eisbergsalat oder Broccoli sind die Kühlräume mit entsprechender Kühl- und Luftumwälzungskapazität ausgerüstet», so Erwin Gamper. Ein Teil der Kühlräume entspricht den neuesten Erkenntnissen der sogenannten «First-in/First-out-Methode». Das heisst, der Gemüseposten, welcher zuerst in den Kühlraum kommt, verlässt diesen auch zuerst. Die Produkte kommen so laut Gamper frisch beim Kunden an und Lebensmittelabfälle werden minimiert.
Attraktiver Deckungsbeitrag
Nach der Betriebsführung und einer Stärkung mit Wurst und Getränken präsentierten Erwin Gamper und Fabian Etter weitere Finessen zur Anbautechnik und zum Kulturablauf der Chicoréeproduktion.
So muss zum Beispiel der Saatzeitpunkt sorgfältig auf die entsprechende Sorte abgestimmt oder die geringe Saattiefe je nach Struktur, Art und Feuchtigkeit des Parzellenbodens entsprechend angepasst werden.
Anhand einer Folie mit Angaben von Agridea von 2024 zeigte Erwin Gamper schliesslich auf, dass der Deckungsbeitrag im ÖLN pro Hektare für Chicoréewurzeln höher ist als bei Zuckerrüben, Körnermais und Winterweizen. Die Gamper Gemüsekulturen suchen noch weitere Produzenten und bieten auch Beratung im Anbau an.