Am ersten Treffen der Innovationsgruppe «Zukunftsgerichtete Landwirtschaft» haben sich am BBZN Schüpfheim über vierzig Teilnehmende aus der Landwirtschaft und den nachgelagerten Stufen mit Herausforderungen des Ernährungssystems auseinandergesetzt.

Menschen aus Forschung und Praxis

Initiiert wurde das Treffen durch Swiss Food Research, ein unabhängiges Schweizer Innovationsnetzwerk im Agrar- und Lebensmittelbereich. Ziel des Vereins ist, Innovation voranzutreiben, zu vernetzen und beim Zugang zu Fördermitteln zu unterstützen. Dazu laden Innovationsgruppen zu elf Themenbereichen zweimal jährlich ein. Hier treffen sich Akteure aus Forschung und Umsetzung.

Unterstützt von der Stiftung Seedling Foundation startet dieses Jahr die zwölfte Innovationsgruppe mit dem Namen «Zukunftsgerichtete Landwirtschaft». Die Treffen an Landwirtschaftsschulen sind für alle Akteure der Wertschöpfungskette offen. Ziel ist es, landwirtschaftliche Betriebe in ihren unternehmerischen Ambitionen zu unterstützen. Die Plattform will kontinuierlich Impulse geben, um die Begeisterung für zukunftsgerichtete Innovationen zu wecken.

Verschiedene Bremsklötze eliminieren

Ein zentraler Aspekt ist die Wertschöpfung und deren Steigerung. Dabei helfen Kenntnisse zum Umfeld. Lucas Grob, Geschäftsführer von Swiss Food Research, lieferte am ersten Treffen eine Übersicht zur Wertschöpfungskette im Kanton Luzern und Denkanstösse. Danach wurde in einem kurzen Workshop in das Thema Problemanalyse, Ursachenerkennung und Benennung der Akteure eingeführt. Im Workshop oft genannt wurden die zunehmende Entfremdung zwischen Konsumenten und Landwirtschaft sowie das fehlende Verständnis für die Herausforderungen und Aufgaben der Landwirtschaft. Auch die hohe Arbeitsbelastung und die fehlenden Ressourcen (Zeit, Personal, Geld) hindern daran, Neues zu wagen. Ausserdem fehlt es an Austauschmöglichkeiten, wo Erfahrungen und Gedanken mit anderen geteilt werden können. Swiss Food Research kann Interessierten Vernetzung, Beratungsgespräche und Förderinstrumente bieten, um die benannten Herausforderungen zu meistern.

Erfolgreich Innovationen lanciert
Am Treffen der Innovationsgruppe «Zukunftsgerichtete Landwirtschaft» wurden erfolgreiche Praxisbeispiele vorgestellt. 
Pirmin Adler, «Adlerzart»: Der Landwirt aus Oberrüti erläuterte in seinem Vortrag das silvopastorale Agroforstsystem. Futtergehölze wie Eschen, Salweide und Vogelkirsche werden auf dem Weideland in Hecken angepflanzt. Pirmin Adler leistet Pionierarbeit, denn Wissen zu den sogenannten Futterhecken ist in der Schweiz noch kaum vorhanden. 
Anik Thaler, Fabas: Sie verschafft Schweizer Hülsenfrüchten einen Platz auf dem Lebensmittelmarkt. Aktuell produzieren 24 Landwirtschaftsbetriebe für Fabas Kicher- und Eiweisserbsen sowie Ackerbohnen. Grosse Herausforderungen sind die fehlende Erfahrung im Anbau und der Reinigung der Körnerleguminosen sowie der tiefe Weltmarktpreis. Fabas entwickelt zudem eine neue Prozesstechnologie dafür, Proteinpulver auf eine schonende Art aus Schweizer Körnerleguminosen herauszulösen. 
Malte Schwinger, Lokavor: Auf der Lokavor-App werden Direktvermarkter erfasst und angezeigt. Direktvermarkter bewerben ihre Produkte über die App und kommunizieren mit ihrer Kundschaft. Folgt man auf der App als Kunde einem Vermarkter, erhält man Nachrichten, sobald der Vermarkter neue Angebote aufschaltet.

Neuer Arbeitskreis

«Innovation ist zu 90 Prozent Durchhaltewille und zu 10 Prozent ‹Wow›», sagte Lucas Grob zu Beginn der Veranstaltung. Kontinuität ist ein wesentlicher Bestandteil. Aus diesem Grund bietet auch das BBZN ein neues Gefäss an, das aktiven landwirtschaftlichen Betriebsleitenden einen regelmässigen Austausch zu Herausforderungen im landwirtschaftlichen Alltag bietet. Der offene Arbeitskreis «Innovativ durch Austausch» möchte durch einen regelmässigen Austausch in kleinen Gruppen innovative Ideen und Lösungsansätze erarbeiten. Geleitet wird der Arbeitskreis durch die Betriebswirtschafterinnen Jasmin Burkard und Meryl Meyer vom BBZN Schüpfheim. Der Arbeitskreis startet am Mittwoch, dem 10. Januar 2024.