Agripreneur – innovatives Unternehmertum in der Landwirtschaft – so heisst ein Weiterbildungskurs des Inforama in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL). Beraterin und Coach Marlies Budmiger-Stirnemann erklärt gegenüber der BauernZeitung was der Kurs zum Ziel hat und an wen sich das Angebot richtet.
Agripreneur – wofür steht dieser Begriff und was muss man sich darunter vorstellen?
Marlies Budmiger-Stirnemann: Ein Agripreneur ist ein "Land-Wirtschafter". Der Begriff Agripreneur ist eine Kombination von "Agrar" und "Entrepreneur". Entrepreneure leiten ihr Unternehmen verantwortungsbewusst und eigenständig. Sie übernehmen Verantwortung und sind auch bereit, Risiken einzugehen. Agripreneure sind also innovative Unternehmer in der Landwirtschaft, die Neues ausprobieren und ihre Zukunftschancen nutzen wollen.
An wen richtet sich dieses Kursangebot am Inforama?
Der Kurs richtet sich an Frauen und Männer aus der Landwirtschaft, die ihre Betriebe weiterentwickeln wollen. Ob jung oder alt spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass die Bauern und Bäuerinnen offen und bereit sind, bisherige Denkmuster zu durchbrechen und auf ihren Betrieben Neues zu wagen, Neues mit Altem zu kombinieren oder Ideen und Methoden von ausserhalb der Landwirtschaft aufzunehmen und auszuprobieren.
Welche Grundanforderungen sollte man erfüllen, um «erfolgreich» an diesem Kurs teilnehmen zu können?
Neben der Offenheit ist sicher wirtschaftliches, unternehmerisches Denken von Vorteil. Der Wille, seinen Betrieb auch ausserhalb der bekannten Muster weiterentwickeln zu wollen, sollte vorhanden sein. Und natürlich Freude, sich weiterzubilden und mit Gleichgesinnten auszutauschen.
Welche Kompetenzen können sich Kursteilnehmende aneignen und welche Möglichkeiten/Chancen eröffnet ihnen das?
Der Kurs vermittelt Wissen und Kompetenzen der Innovation und Geschäftsmodellentwicklung. Der Kurs begleitet die Teilnehmenden auf ihrem Weg von der Idee bis zu einem möglichen Geschäftskonzept. Dabei folgt er einem strukturierten Strategie-Prozess und beantwortet die wichtigsten Fragen, die für eine erfolgreiche Umsetzung geklärt werden müssen.
Wäre es sinnvoll, vor Kursbeginn bereits eine konkrete Idee eines möglichen neuen Betriebszweiges zu haben, oder kann es auch helfen, diese zu entwickeln?
Die Teilnehmenden arbeiten währen dem Kurs an einer eigenen Geschäftsidee, die sie in der Weiterbildung Schritt für Schritt weiterentwickeln. Am Ende des Kurses können sie diese einer Jury präsentieren. Von daher ist es sicher hilfreich, wenn man schon eine Idee hat. Wenn nicht, ist die Chance gross, dass man im Kurs auf eine passende Idee kommt. Am Anfang werden wir uns mit den Megatrends in der Landwirtschaft und mit Innovationen, beziehungsweise wie man auf innovative Geschäftsmöglichkeiten kommt, befassen.
Woran scheitert die Umsetzung guter Ideen im Alltag?
Das kann ganz verschiedene Gründe haben. Der Weg von einer Idee zu einer erfolgreichen Umsetzung kann lange sein. Wahrscheinlich nimmt man sich im Alltag manchmal zu wenig Zeit, um Ideen genügend zu prüfen und sie dann konsequent umzusetzen. Vielleicht ist man mehr der kreative Typ und weniger der Umsetzer. Vielleicht hat man aber die Idee auch zu wenig geprüft. Wichtiger als dass ich meine Idee gut finde, ist, dass die zukünftigen Kunden von meinem Angebot oder meiner Dienstleistung begeistert sind. Ich muss mir überlegen, wer meine Kunden sein werden und welches Problem ich für diese lösen werde. Meine Erfahrung ist, dass es bei solchen Prozessen bereichernd sein kann, zusammen mit anderen Personen Neues auszuhecken. In einem Team oder in einer Gruppe kommen oft viele gute Gedanken zusammen und man kann voneinander profitieren. Es kann also durchaus sinnvoll sein, mit Geschäftspartnern zu arbeiten, welche auch von ausserhalb der Landwirtschaft sein können. Der richtige Teammix ist langfristig oft wichtiger als die «geniale Geschäftsidee» gleich zu Beginn des Prozesses.
Schafft genau dieser Kurs dort Abhilfe und wenn ja, wie?
Ja, das Ziel dieses Kurses ist, dass aus guten Ideen erfolgreiche Geschäftsmodelle werden. Es soll eine «Anleitung zum Machen» sein. Der Aufbau und die Inhalte des Kurses beantworten die relevanten Fragen, die für eine erfolgreiche Umsetzung nötig sind. In der Weiterbildung befassen sich die Teilnehmenden nicht nur mit unternehmerischem Handeln und Innovation, sondern auch intensiv mit ihren möglichen Kunden und deren Bedürfnissen, der Umsetzung ihrer Idee, der Vermarktung, Finanzierung und möglichen Zusammenarbeiten.
Was glauben Sie, was sind mögliche Gründe, sich nicht weiterzubilden? Wovor haben Menschen Respekt? Oder was hinter sie daran, eine Weiterbildung in Angriff zu nehmen?
Oft sind wir im Alltag auch ohne Weiterbildung schon ziemlich ausgelastet. Weiterbildung braucht Zeit, einen freien Kopf und kostet in der Regel auch etwas. Man muss sich bewusst die Zeit nehmen und sich organisieren. Der «innere Schweinehund» sträubt sich oft gegen solche Zusatzbelastungen oder gegen das Verlassen des bekannten Trotts. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und dagegen muss man aktiv etwas tun, wenn man nicht stehen bleiben will. Weiterbildung kann uns neue Welten öffnen, aber auch unser bisheriges Tun infrage stellen. Wenn man nicht zu Veränderungen bereit ist, kann dies unangenehm sein.
«Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Dagegen muss man aktiv etwas tun.»
Beraterin und Coach am Inforama Marlies Budmiger-Stirnemann
Was kann man dagegen tun?
Neues zu lernen und zu entdecken ist sehr bereichernd und bringt uns weiter. Man kann sich aus dem Alltag ausklinken, sich inspirieren lassen, andere Menschen kennenlernen und sich damit etwas Gutes tun. Darum sollte man sich jedes Jahr ein paar Tage davon gönnen. Darum gwundrig bleiben und schauen, was es für Weiterbildungen gibt! Am besten reserviert man sich gleich die Daten und meldet sich an, wenn man etwas Spannendes sieht. Verschiebt man dies auf später, besteht die Gefahr, dass man es vergisst und dann bereut.