Der Mensch ist ein limitierender Faktor im Bereich der Ernährungssicherheit. Darin waren sich die Podiumsteilnehmer und die Teilnehmerin am Seeländer Forum einig. Vor der Diskussion stellten am Mittwochabend am Inforama Seeland in Ins Jessica Herschkowitz und René Meier von Camille Bloch SA ihr Haselnussprojekt zum Aufbau einer Plantage in Georgien vor. Sie ist Leiterin Unternehmenskommunikation, er der Leiter Einkauf beim Familienunternehmen. Als Ziel des Projekts sieht die Firma vor, hiesiges Know-how mit dem Wissen der georgischen Haselnussbauern zusammenzubringen, sich gemeinsam weiterzuentwickeln und einen Grossteil der benötigten Haselnüsse für den Traditionsbetrieb selbst zu produzieren.

Das Wetter und die fehlenden Fachkräfte 

Der Industriebetrieb, der damit in die Landwirtschaft einsteigen will, sieht sich jedoch mit Problemen wie Wetterkapriolen, besonderen Bodenverhältnissen und Fachkräftemangel konfrontiert, die auch Landwirte und andere Arbeitgeber hierzulande kennen. Ein Umstand, der den ursprünglichen Zeitplan, bereits 2025 oder 2026 Haselnüsse zu ernten, zunichtemachte. Ob der neue Zeitplan, zum 100-jährigen Jubiläum im Jahr 2029 Nüsse zu ernten, zustande kommt, sei momentan noch fraglich. «Der Erfolg ist nicht ganz klar», gestand Jessica Herschkowitz.

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Zu den Mitarbeitenden Sorge tragen

Zur anschliessenden Diskussion gesellten sich Meisterlandwirt Fabian Feissli aus Ins, der Spavetti-CEO aus Kerzers, Lukas Steiner, sowie Thomas Tüscher, Leiter Transporte Disposition der Schwendimann AG in Münchenbuchsee. Moderiert wurde das Podium von Martin Freund, Standortleiter des Inforamas Seeland. Jessica Herschkowitz machte deutlich, wie sehr ihre Firma darauf angewiesen sei, dass die Landwirtschaft genügend Mitarbeitende finde. «Kommen das Milchpulver oder der Zucker nicht, haben auch wir ein Problem.» Die Mitarbeiterfindung beschäftigt alle Redner. Ein anderer Aspekt sei, sie auch halten zu können, weiss Thomas Tüscher. «Man muss gut schauen, dass sie bleiben», betonte er. Seine Firma geht mit Angeboten wie 38-Stunden-Woche, bezahlter Dorntherapie und weiteren Angeboten einen eigenen Weg.

Die Mitarbeitenden suchen und halten

Für Fabian Feissli ist das Halten an Saisonmitarbeitenden schwierig. Besonders denjenigen, die sich weiterentwickeln möchten, könne er nach ein, zwei Jahren nicht das bieten, was sie sich vorstellen würden. Lukas Steiner erklärte, dass sich Bürojobs rasch besetzen liessen und: «Einfache Arbeiter finden wir rasch.» In den Führungspositionen sei es jedoch «extrem schwierig», Leute zu finden, die die Firma nachhaltig weiterbringen möchten.

Automatisierung bringt neue Probleme

Die zunehmende Automatisierung werde den Fachkräftemangel künftig auch nicht bremsen. Lukas Steiner ist überzeugt, dass «unqualifizierte» Jobs wegrationalisiert werden müssen. «Da muss man mit der Zeit gehen», erklärte er am Beispiel der Salaterntemaschine. Fabian Feissli glaubt auch, dass Billigjobs reduziert werden. Er sieht aber ein neues Problem auftauchen. Wo denn die Mitarbeitenden herkämen, die die Maschinen künftig auch bedienen könnten, fragte er sich. Trotz aller Unsicherheiten sind sich die Rednerin und Redner ein weiteres Mal einig. Alle glauben sie nämlich, dass es auch in Zukunft genügend Mitarbeitende gebe. Es liege jedoch an jedem Einzelnen, allen anderen Wertschätzung für deren Arbeit entgegenzubringen.