«2022 hatte für uns alle einige Überraschungen parat, mit denen wohl keiner so gerechnet hätte. Wetterkapriolen sind unser tägliches Brot. Doch dass die Versorgung mit Energie und Rohstoffen plötzlich nicht mehr gesichert ist, hat uns wohl alle erschüttert», hielt Präsident Marc Peter vor den rund 70 Genossenschaftern der Genossenschaft Getreidesammelstelle Thalheim (GGT) vor Ort im Zürcher Weinland fest. 

Immer mehr neue Vorgaben

Doch von dieser Krisenstimmung scheint in den Amtsstuben aus Sicht von Marc Peter kaum etwas angekommen zu sein.  Was die Bauern und die Agrarpolitik betrifft, so habe der Ausspruch «Wer zahlt, der befielt» sich einmal mehr als bewahrheitet, stellte Peter fest. Immer mehr Verwaltungstäter auf Bundes- und Kantonsebene, sekundiert von einer unüberschaubaren Anzahl von Beratungsbüros, erfinden immer neue unsinnige Vorschriften und Massnahmen, welcher mittlerweile mehrheitlich so angelegt sind, dass die Direktzahlungen auf den Betrieben mit den zusätzlich entstehenden Kosten verbrannt werden, sagte der Präsident weiter. 

Zudem ging er mit der nachgelagerten Branche wie auch mit den immer neuen ökologischen Vorgaben hart ins Gericht. Qualitätsanforderungen würden laufend nach oben geschraubt und die Lieferbereitschaft solle immer bei  100 Prozent liegen. Treffen zudem die erhofften Resul­tate der anderen Massnahmen nicht ein, würden einfach Sanktionen erlassen. Von einem möglichen Überdenken der Massnahmen bezüglich der Wirksamkeit oder Übernahme der Verantwortung bei Fehlplanungen ist nichts zu spüren. Peter verwies diesbezüglich auf den Heuertag am 15. Juni, welcher sich als einziger fixer ­Termin kontrollieren und sanktionieren lässt und sprach diesbezüglich gar von einem Trauerspiel. «Es ist wichtig, kritisch nachzufragen, zu hinterfragen, offen zu kritisieren und wo nötig auch Widerstand zu leisten», meinte Peter.

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Es gab eine problemlose Getreideernte

Zur letztjährigen Ernte äusserte sich Geschäftsführer Rolf ­Häusler: «Wir erlebten dank schönstem Erntewetter eine problemlose Getreideernte.» Die Gerstenernte begann am 16. Juni extrem früh. Der erste Raps wurde am 1. Juli und der erste Weizen am 5. Juli übernommen.»

Gesamthaft haben die Produzenten  33'155 t Brot- und Futtergetreide, Öl- und Eiweisssaaten in Thalheim abgeliefert. Die Genossenschaft Getreidesammelstelle Thalheim (GGT) hat im vergangenen Jahr mit 12 '30 t knapp drei Prozent der Schweizer ­Brotgetreideernte übernommen. Somit stammt jedes 33. Brot aus Thalheim. Dazu kommen die Ölsaaten mit 2510 t Raps, 670 t Sonnen­blumen und 125 t Soja. Zudem wurden 230 t Erbsen angenommen. Im Bereich Futtergetreide, welches grösstenteils direkt in der eigenen Futtermühle weiter veredelt wird, verzeichnete man die Übernahme von 7420 t Gerste, 80 t Hafer, 1300 t Futterweizen, 860 t Triticale und 7530 t Körnermais. 

Erstmals mehr als 17'000 Tonnen

«Nach extrem schwierigen Verhandlungen in der Branche wurde dank einer Nachverhandlung im September wenigstens eine Erhöhung von durchschnittlich 5.50 Franken erreicht», führte Häusler weiter aus. Von einer speziellen Premiere sprach er mit Blick auf den 5. September. «An diesen Tag wurden die ersten Sonnenblumen, die erste Soja, der erste Körnermais und die ersten Kartoffeln angeliefert», hielt der ­Geschäftsführer fest. Bei den Kartoffeln, welche ebenfalls eingelagert werden, fiel die Ernte durchschnittlich aus. Zudem überschritt die Mischfutterproduktion erstmals die Grenze von 17 000  Tonnen. 

Mit Blick auf volle Lager zeichnet sich bei der Gerste, welche an der Grenze nicht geschützt wird, ein Preisdruck ab.  «Wir sind dank unserer Lagervolumen in der Lage, sämtliche Gerste einzulagern, um sie dann nicht verkaufen zu müssen», führte Häusler aus. Zudem gab er bekannt, dass nun auch die GGT ab dem kommenden Sommer für den Topweizen die Proteingehaltszahlung einführen wird. 

Ölsaaten wurden gut vermarktet

«Die Vermarktung der Ölsaaten ist bereits vor einem Jahr erfolgt, als man hohe Preise vertraglich absichern konnte», führte Fortunat Schmid von der Fenaco aus. Zudem warb er für den Anbau von Sonnenblumen, so dass sie vermehrt auch unter dem Label Swisssem eingesetzt werden können.   

Mittelfristig zeichne sich bei einer laufend wachsenden Bevölkerung aber immer mehr ein Versorgungsengpass mit inländischen Brotgetreide ab. «Es wird die Zeit kommen, in welcher die Müller, Bäcker sowie Grossverteiler inländisches Brotgetreide suchen müssen», hielt Schmid mit Blick auf die stagnierende Inlandproduktion fest.