Die Fallkerbe ist bereits eingeschnitten. Jan Felder setzt die Säge an den Stamm, die Späne fliegen. Er hält inne, kontrolliert, treibt einen Keil in den Stamm, sägt weiter. Die junge Weisstanne fällt, genau so wie geplant. Später wird Instruktor Sebi Rohrer allerdings sagen, «Glück gehabt», der Schnitt sei noch nicht ganz so optimal gewesen.
Grosses Interesse
Der junge Landwirt Jan Felder aus Doppleschwand nimmt diese Woche zusammen mit fünf weiteren Teilnehmern am Basiskurs Grundlagen der Holzerei teil. Gleichzeitig finden andernorts diese Woche – allein im Kanton Luzern – zwei Weiterführungskurse statt. Das Interesse sei gross, alle waren ausgebucht. Gleichwohl sei es möglich gewesen, allenfalls nach einer Wartefrist, alle Bedürfnisse bis im Januar abzudecken, sagt Ivo Thalmann von der Entlebucher Wald-Holz GmbH in Ebnet, welche diese Kurse im Auftrag von Wald Luzern durchführt. Die Nachfrage sei dieses Jahr deutlich grösser als sonst gewesen. Auch, weil ab Januar 2022 nur noch Holzarbeiten für Dritte ausführen darf, wer beide Kurse absolviert hat, insgesamt somit während zehn Tagen ausgebildet wurde. Das gilt auch für bäuerliche Lehrmeister, welche mit angehenden Landwirten im Wald arbeiten.
Für Wald sensibilisieren
Hier im Eigenthal wird während fünf Tagen Basiswissen vermittelt: persönliche Schutzausrüstung, Motorsägekenntnisse, Notfallorganisation, Baumbeurteilung, Fälltechniken, Entasten, Einsatz von Handseilzügen und mehr. Durchforstet wird eine Parzelle mit viel Nadelholz im mittleren Alter, 40- bis 60-jährig. Es würden gezielt einzelne Bäume entfernt, um andere zu fördern und so einen erwünschten Zielbestand zu erreichen, erklärt Instruktor Sebi Rohrer. Er legt Wert darauf, nicht nur theoretische und praktische Kenntnisse der Holzerei zu vermitteln, sondern auch für die Funktionen des Waldes und den einheimischen und erneuerbaren Rohstoff Holz zu sensibilisieren, der möglichst mehrmals genutzt werden sollte. Zuerst zum Bauen und erst am Schluss zum Heizen oder Strom gewinnen. Und wichtiges Ziel sei die Unfallverhütung, denn Waldarbeiten gehören nach wie vor zu den gefährlichsten Tätigkeiten. Rohrer begründet dies allerdings auch mit der hohen Komplexität und den vielen Risiken. Wer diese kenne und damit umzugehen wisse, könne auch eher Unfälle vermeiden. Für die meisten Kursteilnehmer seien zwar Waldarbeiten nicht ganz ungewohnt, Ziel sei aber, das Handwerk gründlich zu erlernen und vor allem für die Gefahren zu sensibilisieren. Sebi Rohrer aus Sarnen ist ein erfahrener Instruktor, gibt jährlich vier bis sechs Fünftageskurse, macht auch Waldberatungen und führt mit seiner Firma selber Holzschläge aus.
Im eigenen Wald arbeiten
Gearbeitet wird in zwei Dreierteams, mit Jan Felder sind hier noch zwei weitere junge Entlebucher, Stefan Müller aus Bramboden und Martin Spiess aus Entlebuch. Nicht alles gelernte Bauern, aber alle mit Bezug zu Privatwald. Weil sie diesen selber bewirtschaften wollen, sei dieser Kurs sehr wertvoll, meinen alle drei zu ihrer Motivation. Er könne zwar viel vom Grossvater lernen, oder auch allein vom Zusehen, wenn er daheim als Junglandwirt mit in den Wald gehe, meint Felder. Der 23-jährige Landwirt möchte später den elterlichen Betrieb übernehmen, zu dem auch einige Hektaren Wald gehören. «Es braucht heute wirklich gute Kenntnisse für Waldarbeiten».
Beide Kurse besuchen
Alle wollen deshalb später auch den weiterführenden Kurs machen. Nicht weil sie primär für Dritte holzen wollen. Sondern um komplexere Arbeiten im Wald zu beherrschen, so auch das Fällen von grossen Bäumen in schwierigem Gelände oder mit Seilzügen. Diese Woche würden im Basiskurs eher die Grundlagen vermittelt und einfachere Tätigkeiten geübt, aber auch so habe er als Anfänger beim Holzen, zwar den Umgang mit der Motorsäge gewöhnt, schon viele Aha-Erlebnisse gehabt, erzählt Martin Spiess. Oft würden die Risiken unterschätzt. «Schliesslich können auch beim Entasten schon schwere Verletzungen passieren.» Und Stefan Müller weist auf das richtige Ausrichten mit dem Fallkeil hin. «Damit der Baum auch wirklich dorthin fällt, wo man ihn will.»
Engpässe bei Forstunternehmen
Das Interesse der bäuerlichen Waldeigentümer, wieder mehr zu holzen, sei deutlich spürbar, berichten regionale Waldorganisationen im Kanton Luzern. In den letzten Wochen hätten sich die Anfragen zum Anzeichnen sehr stark entwickelt. Von Mitgliedern, wie auch von nichtorganisierten Waldeigentümern, sagt stellvertretend Christian Siegrist von Wald Seetal Habsburg. Engpässe seien bei den Forstbetrieben festzustellen, es würden schlicht genügend Kapazitäten fehlen, um der grossen Nachfrage der Abnehmer und so den steigenden Aufträgen der Waldeigentümer nachzukommen.
Auch Wald Luzern stelle fest, dass die Waldbesitzer die Preissignale wahrnehmen und reagieren. Der Verband der Waldeigentümer empfiehlt, bewährte Partner mit Rohstoff zu versorgen, jedoch nicht ohne die Erwartung, dass es aufgrund der positiven Marktentwicklung am Schnittholzmarkt jetzt ein weiteres Preissignal brauche. «Noch sind die Rundholzpreise nicht dort, wo sie sein müssten», betont Geschäftsführer Werner Hüsler. Mit den Abnehmern sollen möglichst vor einem Holzschlag Lieferzeitpunkt, Preis und Menge abgemacht werden, rät Wald Luzern.
Die Auftragslage bei den Sägewerken sei sehr gut und dürfte in den nächsten Monaten anhalten. Hingewiesen wird, dass die inländische Holzindustrie weniger als 50 Prozent des Schweizer Schnittholzbedarfes decken könne und auf Importe angewiesen sei. Von den derzeit hohen Importpreisen und Lieferengpässen sollen auch die Schweizer Waldbesitzer profitieren. Der Rundholzabsatz sei somit gesichert und die Waldbesitzer sollten sich nun bei den Betriebsförstern melden, um Holzschläge zu planen und auszuführen. Die Nachfrage sei übrigens nicht nur für Nadelholz, sondern auch für Laubholz wie Buche und Esche deutlich höher als das Angebot. Und die Preise sind gestiegen.
Schöne Baumstämme jetzt anmelden
Wald Luzern organisiert in Zusammenarbeit mit Waldholz Aargau wiederum eine Zentralschweizer Wertholzsubmission für schöne Stämme. Bereits zum 13. Mal, und zwar im März 2022. Die gelösten Preise der letzten Jahre würden zeigen, dass sich eine Teilnahme lohne. Als Wertstämme eignen sich gesunde, astfreie Stämme ab der vierten Stärkeklasse. Besonders gesucht sind Eichen, Eschen und Lärchen, aber auch Klotzware von Fichten, Tanne und Douglasie. Generell gelte gute Qualität ab 40 cm unter der Rinde gemessen. Die Submission findet wiederum im Schiltwald in Buchrain statt. Nur bei genügend grossem Angebot werde diese für eine internationale Käuferschaft auch attraktiv, schreibt der Organisator und Platzchef Lukas Gerig, Vorstandsmitglied bei Wald Luzern. Der Transport der Stämme auf den Wertholzplatz kann organisiert werden. Anmeldungen sind ab sofort bis 18. Februar 2022 möglich, an die Betriebsförster oder direkt an die Geschäftsstelle von Wald Luzern, info(at)waldluzern.ch.
