Viel Betrieb herrscht in diesen Tagen bei der Grastrockungs-Genossenschaft Märstetten und Umgebung. Gerade fährt ein Traktor mit Anhänger vor und kippt eine Ladung Mais auf den Platz. Matthias Schild wechselt ein paar Worte mit der Chauffeurin, steigt in einen gelben Radlader und schiebt den Mais zu einem grossen Haufen zusammen. Dann steigt er aus und übergibt an seinen Mitarbeiter.

«Es läuft ganz gut»

«Die Arbeit mit Maschinen und technischen Anlagen hat mir schon immer gefallen», sagt Matthias Schild, gelernter Landwirt und seit Januar 2024 Chef der Grastrocknungs-Genossenschaft Märstetten und Umgebung. Bei seiner Arbeit wird er von drei Festangestellten und einem Teilzeitmitarbeiter unterstützt. «Der Betrieb läuft ganz gut», sagt Schild zufrieden.

Das war bei seinem Stellenantritt anders. Schild sah sich mit einigen Herausforderungen konfrontiert. «Die Maschinen wiesen zum Teil ein hohes Alter und Mängel bei der Wartung auf.» Den Betrieb wieder auf Vordermann zu bringen und das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen, sind seine obersten Ziele. Ersteres ist bereits geschehen.

So wurden in Märstetten eine neue Mühle und eine neue Pelletpresse angeschafft sowie ein Grossteil der Elektromotoren ersetzt. Auch waren einige Reparaturen notwendig. Schild spricht von einem sechsstelligen Betrag, den die im Jahr 1977 gegründete Genossenschaft investiert habe. «Aber trotz dieser Investitionen stehen wir finanziell stabil da», betont der 25-jährige Geschäftsführer.

Der Service muss stimmen

Matthias Schild ist Flexibilität wichtig. «In den meisten Fällen melden sich die Bauern bei uns und geben bekannt, wann sie ernten und welche Mengen sie bringen», schildert er. Eher selten komme es vor, dass er sich bei den Kunden für ein Zeitfenster melde. «Wir verarbeiten, trocknen und pelletieren das Gras und den Mais», zählt er auf. Die Leistung der Trocknungsanlage liegt beim Gras bei 1 bis 2 t pro Stunde und beim Mais bei 1,5 bis 3 t pro Stunde.

«Je nach Menge und Feuchtigkeit des Erntegutes ist die Ware ein bis zwei Tage nach dem Bringen wieder abholbereit», sagt Schild. Die fertigen Pellets werden in Silos oder Bigbags in einer Lagerhalle zwischengelagert. Das sei ein grosses Plus für die Genossenschaft wie auch für die Kunden, sagt Schild. Dank der rationellen Abläufe läuft es gut. Doch auch Schild merkt, dass dieses Jahr ein schlechtes Pflanzenbaujahr ist. Die letzten Jahre produzierte man 3000 bis 5000 t Würfel pro Jahr. «Momentan sind wir bei 2000 t.»

Schild schätzt die aktive Kundschaft auf 100 Bauern, vor allem aus dem Thurgau und den angrenzenden St. Galler Gemeinden. Diese Zahl möchte der neue Chef für eine optimale Auslastung der Anlage steigern. Auch wenn diese Grastrocknungsanlage eine kleinere Anlage sei, so biete sie Vorteile, betont er, «gerade in der Flexibilität».

Bald wieder Mischfutter

Früher verarbeitete die Grastrocknungs-Genossenschaft auch Mischfutter. Matthias Schilds Ziel ist es, dieses Standbein im kommenden Winter wieder aufzubauen. Regionalität ist ihm dabei ein grosses Anliegen – so weit dies möglich sein wird. Das Getreide würde Schild von der Getreidesammelstelle Mittelthurgau und lokal direkt von Kunden beziehen.

Eine Erweiterung des Angebots hätte für die Grastrocknungs-Genossenschaft Vorteile, sagt Schild. «Mit einem Ganzjahresbetrieb liessen sich die Kosten senken», ist er überzeugt. «Je mehr Tonnagen wir produzieren, desto günstiger werden die Verarbeitungspreise für die Kunden.» Die Preise fürs Trocknen liegen aktuell bei durchschnittlich Fr. 28.–/dt.

Man habe die Preise um durchschnittlich Fr. 5 bis 7.– pro Dezitonne senken können, doch sei man immer noch rund Fr. 5.– teurer als andere Trocknungsanlagen, so Schild. «Der hohe Gaspreis macht uns zu schaffen, diesen müssen wir eins zu eins unseren Kunden verrechnen», erklärt Schild. Alternativen zum Gas gibt es im Moment nicht. Ein Anschluss ans Fernwärmenetz ist in Märstetten nicht möglich und Holzpellets sind für eine Trocknungsanlage nicht geeignet. Schild erklärt: «Das Einheizen des Ofens dauert mit Holz relativ lange. Mit Gas haben wir innerhalb von 15 Minuten die nötige Temperatur, um mit dem Trocknen loszulegen.»

Im Gespräch mit Matthias Schild merkt man schnell, dass der junge Mann motiviert ist, mit der Grastrocknungs-Genossenschaft Märstetten, die schwierige Jahre hinter sich hat, einen Schritt vorwärtszugehen. Aber reicht ein neues Gesicht, um das Image wieder aufzupolieren? «Wir werden sehen», sagt Schild. «Mein Team und ich tun jedenfalls das Beste, um Produkte in Topqualität herzustellen und das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen.» Ihm ist aber klar, dass dies nicht von heute auf morgen geschehen, sondern ein mehrjähriger Prozess sein wird. «Fünf Jahre braucht das schon», sagt Schild. «So lange werde ich sicher bleiben.»

Unternehmerische Pläne

Was danach kommt, weiss Matthias Schild bereits: Parallel zu seinem Job als Geschäftsführer bei der Grastrocknungs-Genossenschaft baut er ein Unternehmen für land- und forstwirtschaftliche Lohnarbeiten auf. Letztes Jahr hat er die Matattack GmbH gegründet. «Von den Erfahrungen, die ich hier in Märstetten sammle, werde ich viel profitieren können», ist er überzeugt.