Sie sind im Jahr 2015, 2016 beziehungsweise im Jahr 2018 in den Ruhestand getreten. In der Bündner Landwirtschaft sind ihre Namen aber noch heute bekannt: Curdin Foppa, ehemaliger Leiter Beratung am Plantahof; Carl Brandenburger, ehemaliger Planta-hof-Vizedirektor und Rolf Hanimann, ehemaliger Bündner Kantonstierarzt. Und auch heute noch, im sogenannt «aktiven Ruhestand», kümmern sie sich um landwirtschaftliche Belange.

Bezug zur Praxis

Zusammen mit Plantahof-Direktor Peter Küchler gehören Rolf Hanimann, Carl Brandenburger und Curdin Foppa der Projektgruppe «Swiss Agricultural School Caucasus» SASC an. Bei diesem Projekt geht es darum, in Georgien ein landwirtschaftliches Bildung- und Beratungszentrum nach dem Muster und den Grundsätzen des Plantahof aufzubauen. Nicht zuletzt soll an diesem Zentrum auch gezeigt werden, wie in der landwirtschaftlichen Ausbildung der Schweiz das Modell der dualen Berufsausbildung mit einem starken Bezug zur Praxis gehandhabt wird. Die Swiss Agricultural School Caucasus wird gegenwärtig gebaut. Ihren Standort hat die Ausbildungsstätte in der georgischen Ortschaft Sarkinetti

 

Im Frühling 2021 kann es losgehen

Das Projekt für den Wissenstransfer in der dualen Landwirtschaftsausbildung zwischen der Schweiz und Georgien ist bereits weit fortgeschritten:

  • Schulgebäude und Internat in Georgien sind erstellt. Bezugstermin ist im Frühjahr 2021.
    Die zur Schule gehörige Käserei befindet sich gegenwärtig im Bau.
  • Die Käserei-Einrichtung und -Technologie stammt von der auf Käsereianlagen spezialisierte Churer Firma Grob AG.
    Die Anlagen sind zurzeit auf dem Weg nach Georgien,
    Leiter und Ausbildner in dieser Käserei ist Markus Racine.
  • Die Alpkäserei nimmt am 1. März 2021 den Betrieb auf.
  • Der für die praktische Ausbildung wichtige Schul- und Gutsbetrieb befindet sich im Bau. Fundamente und die Güllelagerräume sind bereits erstellt.
    Im Frühling 2021 soll der Gutsbetrieb seinen Betrieb aufnehmen.
  • Das Projektteam konnte in Georgien gut zehn Landwirtschaftsbetriebe ausmachen, die sich als Lehrbetriebe für die künftigen Lernenden an der SASC eignen.
    Das Auswahlverfahren für die Leitung des Schulgutsbetriebs befindet sich in der Endphase.

Im Stall des Gutsbetriebs sollen je 16 Schweizer OB- und Brown-Swiss-Kühe stehen. Für die Finanzierung des Transportes dieser Tiere nach Georgien konnten Braunvieh Schweiz und die KB-Organisation Swissgenetics gewonnen werden. Dieses Engagement kam nicht zuletzt deshalb zustande, weil es dabei auch um den Export und um Werbung für Schweizer Genetik geht.In diesen Tagen treffen zwei zukünftige Angestellte des georgischen Schul- und Gutbetriebs in Landquart ein. Sie haben einen intensiven Deutschkurs hinter sich. Während fünf Monaten werden sie in Landquart «Plantahof-Luft» schnuppern und im Massstab
1 : 1 erfahren, nach welchen Grundsätzen hier gearbeitet wird. Sie sollen diese Haltung auch den Lernenden in Georgien vermitteln.

 

Treibende Kraft hinter dem Projekt SASC und zugleich auch Hauptinvestor ist der georgische Unternehmer Miho Svimonishvili. Er führt eine Firmengruppe, die in den Bereichen Trink- und Mineralwasser, Lebensmittel und Landwirtschaft tätig ist. Mit dem Projekt SASC möchte er in Georgien ein Beispiel für die duale Berufsausbildung in der Landwirtschaft nach Schweizer Muster auf die Beine stellen. Svimonishvili hatte bereits vor 15 Jahren im Rahmen einer Weiterbildung Kontakte zum Plantahof. Schon damals entstand die Idee eines Wissenstransfers in der landwirtschaftlichen Berufsausbildung von der Schweiz nach Georgien.

Hilfe zur Selbsthilfe

Nach einem Kontakt mit Miho Svimonishvili machte sich Rolf Hanimann vor drei Jahren daran, dem Projekt zum Durchbruch zu verhelfen. Es entwickelte sich die Idee einer Public Private Partnership, also eine Zusammenarbeit zwischen privaten Investoren und öffentlichen Institutionen. Dabei gelang es ihm, die Direktion für ­Entwicklungszusammenarbeit (Deza) an Bord zu holen. Diese engagiert sich finanziell über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren mit einem namhaften Betrag. Vor Ort wird das Projekt durch ein UN-Entwicklungsprogramm umgesetzt. Hauptinvestor ist Miho Svimonishvili.

Der Wissenstransfer vom Plantahof nach Georgien mit seinem Ansatz «Hilfe zur Selbsthilfe» passe hervorragend zur aktuellen Strategie der Deza, sagt Hanimann. Es gehe nicht darum, Geld nach Georgien zu schicken, sondern den Leuten die Möglichkeit zu geben, die Gestaltung ihrer Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. «Wir befähigen die Lehrkräfte, nach den Standards des Plantahof zu unterrichten».

Das volle Programm

Die Voraussetzungen dafür haben Carl Brandenburger und Curdin Foppa gelegt. Die beiden haben die auf drei Jahre angelegte Ausbildung Landwirt (in)EFZ auf eine Version von zwei Jahren «zusammengedampft» und die entsprechenden Lehrpläne geschrieben. Diese werden gegenwärtig ins Georgische übersetzt. Ergänzt wird diese Grundausbildung durch einen einjährigen Kurs, der mit der schweizerischen Betriebsleiterausbildung vergleichbar ist. ­Geplant sind auch Kurse und Weiterbildungen für bereits praktizierende Landwirte – also das volle Programm einer landwirtschaftlichen Schule.

Das Wissen weitergeben

Carl Brandenburg und Curdin Foppa hatten auf einer Bildungsreise durch den Kaukasus im Jahr 1979 die Gelegenheit, hinter den damals noch existierenden «Eisernen Vorhang» zu blicken. Die beiden erinnern sich an eine fruchtbare Region mit einer florierenden Landwirtschaft. Der Zusammenbruch des Sowjetreichs und die damit verbundene Aufsplitterung der staatlichen Kolchosen in zahllose Klein- und Kleinstbetriebe habe dieser ländlichen Region offenbar nicht gutgetan. Das sagen sie, nachdem sie das Land im Novem-ber 2019 erneut besucht haben. Viele Dörfer wirkten verlassen, viele Häuser seien nicht mehr bewohnt. Den Menschen in dieser Region über die Landwirtschaft wieder zu einem Einkommen zu verhelfen, das ist eines der Motive der beiden für ihr Engagement in diesem Projekt. Und beide finden es sinnvoll, ihr über viele Jahre erworbenes Wissen weiterzugeben.

Vergleichbare Verhältnisse

Georgiens Landwirtschaft ist geprägt von zahllosen Klein- und Kleinstbetrieben mit einem minimalen Tierbestand, sagt Markus Racine, der künftige Leiter der Käserei der Swiss Agricultural School Caucasus. Oft werden diese Betriebe von Frauen im Nebenerwerb geführt. Im Gegensatz zu dieser Subsistenz­wirtschaft gibt es wenige hochmoderne Grossbetriebe. Da-zwischen gibt es eine beachtliche Zahl an Betrieben, die von der Grösse her mit Schweizer Familienbetrieben vergleichbar sind. Solche Betriebe sollen vom Wissenstransfer von Graubünden nach Georgien profitieren. Oder auch Kleinbetriebe, die zu lebensfähigen grösseren Betrieben zusammengeführt werden sollen. Sarkinetti, der Standort der Landwirtschaftlichen Schule in Georgien, wird geprägt von extensiv bewirtschafteten Bergbetrieben, die mit einer Alpung kombiniert sind. Von daher sind die Verhältnisse vergleichbar mit jenen im Kanton Graubünden. Und vergleichbar mit jenem aus Graubünden dürfte auch der Käse aus Georgien sein, wird er doch auf einer Bündner Rezeptur basieren. Und er soll, in Kombination mit einer fundierten landwirtschaftlichen Aus- und Weiterbildung, die wirtschaftliche Basis dieser Branche in Georgien stärken.