Es sei nicht nur wegen dem neuen Fütterungsroboter Vector, sondern auch wegen mehr Licht, Luft, Platz und Kuhkomfort im neuen Stall, dass die Kühe mehr fressen und mehr Milch geben, ist Markus Dürrenmatt, Wili, Muri überzeugt. Fakt sei, dass er nun vier Kilo Kraftfutter weniger pro 100 Kilo Milch einsetzen müsse, und die Kühe im Schnitt pro kg TS ein Deziliter mehr Milch leisten.
Smart feeding on tour
Rund 50 Teilnehmer liessen sich auf dem Betrieb Dürrenmatt über cleveres Füttern informieren, organisiert von Lely Schweiz. Der Marktleader für automatisierte Fütterungssystem lud nach 2020 in den letzten zwei Wochen an fünf Standorten in der Schweiz zu «smart-feeding on tour». Daneben tourt der grosse Truck durch Holland, Deutschland und im April durch Österreich. Das Interesse der Schweizer Bauern sei sehr gross, alle Anlässe seien mit je bis zu 50 Personen ausgebucht, erklärte Marcel Schwager, Verkaufsleiter Lely Schweiz. Mit dem Fütterungsroboter Vector sei Lely bereits seit 2013 in der Schweiz unterwegs. Inzwischen seien schweizweit 60 solcher Systeme installiert, die eignen sich für Neubauten und Umbauten. Und die Nachfrage nehme zu.
Häufig füttern
Ziel der Anlässe sei es, mit Praktikern direkt auf den Betrieben über alle Aspekte moderner Fütterung zu sprechen, denn auf jedem Betrieb gebe es noch Optimierungspotenzial. Grundsätzlich orientiere man sich an den natürlichen Bedürfnissen der Kühe, die fressen nämlich 10 bis 14 mal täglich kleinere Portionen, das sei aber mit konventioneller Fütterung nicht möglich, meinte Schwager. «Wenn zuviel miteinander gefressen wird, sackt der Ph im Magen zusammen.» Häufiges Füttern zahle sich aber aus, stimuliere und führe zu höherer Futteraufnahme. Das wirke sich positiv auf Tiergesundheit, Fruchtbarkeit und Leistung aus. Pansen und Klauen seien gesünder, und das häufigere Füttern rege die Kühe auch an, den Melkroboter häufiger zu besuchen, verspricht die Werbung.
Mehr Grundfutter
Wichtig seien auch individuelle Rationen, denn jede Gruppe, sei es Jungvieh, Mastrinder, Galtkühe oder Milchkühe, hätten unterschiedliche Bedürfnisse. Das sei mit automatisierten Fütterungssystemen möglich, wo in der Futterküche vollautomatisiert die Rationen aus verschiedenen Komponenten für den Mischwagen zusammengestellt würden. Der Vector passe perfekt zum Raufutterland Schweiz, weil so die Leistung aus Grundfutter erhöht werden könne, dank gezielter Ration und Mehrfachfütterung. «So gibts mehr Milch mit weniger Kraftfutter.»
Hohe Arbeitseffizienz
Markus Dürrenmatt hatte bereits im alten Stall seit 14 Jahren einen Melkroboter und setzte auch schon den Entmistungsautomaten ein. Mit immer mehr Kühen habe aber die Effizienz und Übersicht gelitten, ein Umbau des alten Stalles sei zu kompliziert gewesen. «Zukunftsgerichtete Milchproduktion hiess raus aus dem alten Stall.» So entschieden sich Markus und Claudia Dürrenmatt für einen grosszügigen hellen und sehr luftigen Neubau auf der grünen Wiese. Geachtet wurde auf gute Funktionalität und effiziente Arbeitsabläufe. Dank kompakter Bauweise seien die Wege kurz.
Jede Kuh hat ihren Fressplatz
Zwischen Futtertenn und übrigem Stall mit den Fressplätzen fährt der Roboter über eine Brücke im Laufgang. Im zweireihigen Stall hat jede Kuh ihren Fressplatz, ein Fressgitter erleichtere die Arbeit, wenn Tiere fixiert werden müssten, beispielsweise für die Besamung oder Behandlung. Auch das Jungvieh und die Kälber sind im neuen Stall untergebracht und gefüttert werden diese ebenfalls automatisiert am Fressgitter. Beim Fressplatz sind zusätzlich zu den grossen Tränketrögen weitere Tränkebecken montiert, die Kühe würden so mehr saufen. Von Nackenrohren hält Dürrenmatt wenig, die Bügel bei den Liegeboxen hätten sich bewährt und reduzieren auch die Ammoniakbelastung.
Belichtung und Belüftung
Um den Melkroboter ist der Boden gummiert und perforiert, aber nicht weich, damit Flüssiges beim Auftritt ablaufen kann und die Klauen trocken bleiben. Die Betonspalten in den Laufgängen sind mit Quarzsand belegt, für besseren Klauenabrieb. Der Melkroboter steht in Laufrichtung des Laufganges. Eingebaut wurde auch eine helle warme Beleuchtung. Nachtlicht sei hingegen unnötig und unnatürlich, findet Dürrenmatt. Trotz sehr offenem und luftigem Stall könne es im Sommer warm werden, Deckenlüfter sorgen deshalb für Kühlung und weniger Fliegen.
Keine scharfen Holsteiner
Der vor gut einem Jahr bezogene Stall bietet Platz für 80 Kuhplätze, plus das Jungvieh. Derzeit werden 65 Kühe gemolken. Dürrenmatt besamt die Rinder früher, weil sie mit dem Automaten mehr fressen seien sie schneller besamungsreif, das Erstkalbealter liegt bei 25 Monaten. Er wolle eine unkomplizierte Kuh mit 10000 Kg Leistungsschnitt. Scharfe Holsteinkühe seien stoffwechselanfällig. Er habe als Quereinsteiger – Dürrenmatt ist gelernter Hufschmid – nicht das Gen der Superzüchter. Aus dem Holsteinzuchtverband ist er ausgetreten, er habe genügend eigene Daten für ein optimales Management.
Der Betrieb Wili in Muri umfasst 46 ha LN, angebaut werden auf 28 ha Mais, Weizen und Gerste, viel davon für eigenes Futter. Neben Milchvieh werden Schweine gehalten, auf rund 520 Mastplätzen. Aus arbeitswirtschaftlichen Gründen habe man vor acht Jahren die Zuchtsauenhaltung mit 100 Moren aufgegeben und auf Mast gewechselt.
Potenzial Bio-Strom ungenutzt
Bewilligt wurde im Rahmen des Stallbaus auch eine Biogasanlage, für 190 kW elektrische Leistung, aber noch nicht realisiert. Dürrenmatt hätte einen ganzjährigen Abnehmer für die Wärme, es fehle ihm aber der Stromabsatz. Beziehungsweise für die Einspeisung bekäme er nur sechs Rappen pro kWh. Nach dem Wegfall der KEV-Förderung für Biogasanlagen tue sich die Politik noch immer schwer mit der Unterstützung solcher Anlagen.