Gleich zu Beginn seines Gastreferats an der Ostschweizer Regionaltagung der Anicom erwähnte Matteo Aepli, Geschäftsführer Suisag, lobend die Ostschweizer Kernzüchter. «Mit den Betrieben von Claudia Schwizer in Walenstadt, Jürg Vögeli in Fehraltorf und Ruedi Huber in Appenzell machen wir den Zuchtfortschritt», sagte Aepli.

Selektionsbasis sinkt

Damit stand auch schon das Kernthema des Vortrags von Matteo Aepli fest. Es ging um Schweizer Genetik und ein bäuerliches Zuchtprogramm. «Wir wollen nicht, wie beim Geflügel, von zwei grossen Weltkonzernen abhängig sein. Wir wollen und brauchen ein bäuerliches Zuchtprogramm», sagte er.

Aber die Zahl der Herdenbuchtiere und damit die Zuchtbasis in der Schweiz schrumpft. «2033 werden wir noch etwa 80 000 Zuchtsauen haben. Damit ist ein Zuchtprogramm schwierig zu realisieren», sagte Aepli. Irgendwann sei man zu klein, um gezielt zu selektionieren – dann gehe es nur noch darum, die Genetik zu erhalten.

Dass sich Aepli damit nicht zufriedengibt, ist klar. Er sucht nach Lösungen, auch auf dem internationalen Parkett. Wachstum sei für die Suisag nur international möglich – und zwar durch gute Zusammenarbeit.

International kaufen die grossen Genetikkonzerne die bäuerlichen Zuchtunternehmen auf, wodurch die weltweite Konzentration der Genetikanbieter steigt. «Es gibt nur noch fünf bäuerliche Zuchtorganisationen in Europa. Aber drei von ihnen stehen mit dem Rücken zur Wand», so der Suisag-Geschäftsführer. Daher sei es wichtig, die Zusammenarbeit mit den verbleibenden europäischen bäuerlichen Zuchtorganisationen zu stärken. Aber es gibt auch Bestrebungen der Suisag, die Zucht effizienter zu gestalten.

Zuchtprogramm in Sempach

Ab 2026 sollen Eber für die KB-Stationen zentral bei der Suisag aufgezogen werden. Es geht dabei um 620 Vaterlinien der Rassen Premo, Piétrain und Duroc. Pro Jahr sollen 120 selektionierte Eber in die KB-Station kommen. «Wir bauen in Sempach die Leistungsprüfung aus», sagte Aepli. Die Zuchtsauen hingegen stünden aus sanitarischen Gründen weiterhin auf mehreren Betrieben. Die Entschädigungen an die Zuchtbetriebe sollten besser abgegolten werden. Ihre Arbeit werde anspruchsvoller und qualifizierte Mitarbeiter(innen) zu finden, sei schwierig.

Kein Regionalausschuss

Nicht nur die Suisag will mit ihrem Zuchtprogramm effizienter werden, sondern auch die Anicom. Seit im Sommer 2024 Christian Probst den Vorsitz der Geschäftsleitung übernommen hat, wirkt sich die Schlankheitskur auch in den Regionen aus.

So wurde der Regionalausschuss kurzerhand abgeschafft. Er bestand in jeder Region aus zehn bis zwölf Landwirten. Nun hingegen sind lediglich vier Personen Ansprechpartner für die Bauern in der Ostschweiz.

Es handelt sich um die drei Anicom-Verwaltungsratsmitglieder Cyrill Schildknecht aus Gossau, Christian Kern aus Amlikon-Bissegg, Peter Sprecher von der Laveba und den Anicom-Regionenleiter Julius Jordi. Die Regionaltagungen würden bestehen bleiben, versicherte Probst, ebenso der Anicom-Bürostandort in Ohringen. Dieser werde zwar nicht mehr permanent besetzt sein. «Der Handelsmitarbeiter ist weiterhin die persönliche Ansprechperson für die Produzierenden», fügte Christian Probst an.

Die Ostschweizer sollen sich aber weiterhin einbringen können, beispielsweise an den nächsten Informationsanlässen. So machte Julius Jordi darauf aufmerksam, dass im Januar und Februar Informationsanlässe in den Regionen stattfinden werden. Thematisiert wird das Notfallkonzept Schweizer Schweinemarkt, welches die Suisseporcs ausarbeitet.

Agil am Markt

Für die Ostschweizer ist Julius Jordi optimistisch. Die Schweineproduzenten bewegten sich agil im Markt. «Ihr habt rechtzeitig remontiert. Im ersten Quartal brauchte es Remonten. So habt ihr 2024 einsteigen können, als die Preise anzogen.» Auch Tagungsleiter Cyrill Schildknecht pflichtete Jordi bei: «Zurzeit macht der Schweinemarkt Freude. Aber der Weg zu einem marktkonformen Angebot war mit enormen Wertverlusten verbunden.»