«Die Bergregion muss für das Leben der Menschen dort auch ein Wirtschaftsraum sein», sagt Eva Jaislin. Sie ist Präsidentin Stiftungsrat Schweizer Berghilfe und eröffnete heute die Medienkonferenz zur aktuellen Sammelkampagne der Organisation. «Nur so lässt sich die Abwanderung unterbrechen oder lindern.» Es brauche vor Ort Arbeits- und Ausbildungsplätze.

Viermal mehr Strom

Fakt ist: Rund ein Viertel der Schweizer Bevölkerung lebt in der Bergregion mit seinem harschen Klima, den langen Transportwegen und den vielen Steilhängen. Zwei Drittel der mit Wasser produzierten Energie stammt aus den Bergkantonen. Zwei Drittel der Schweizer Wälder liegen im Berggebiet. Zudem kann die Bergregion mit Solarenergie im Winter viermal mehr Strom liefern als vergleichbare Anlagen im Mittelland. «Diese Zahlen des Bundesamts für Energie verdeutlichen das enorme Potenzial erneuerbarer Ressourcen in den Bergregionen. Speziell für Kleinunternehmen», schreibt die Berghilfe.

241 Projekte in der Berglandwirtschaft

Für den Bau von Solaranlagen hat die Berghilfe vergangenes Jahr ein spezielles Impulsprogramm lanciert. Im Rahmen dieses Programms wurden bisher 284 Projekte mit einem gesamten Unterstützungsbeitrag von 8,3 Millionen Franken realisiert, davon 241 in der Berglandwirtschaft.

Eines der landwirtschaftlichen Projekte, die unterstützt werden, ist die Alp Münchegg im Röthenbach im Emmental. Sie ist eine der wenigen Alpen im Emmental, die das ganze Jahr über bewirtschaftet wird. Eigentümerin ist die Alpgenossenschaft Münchegg. Rund 40 Rinder und 100 Geissen leben das ganze Jahr hier. Im Sommer kommen für die Sömmerung zusätzlich 200 Rinder dazu.

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Gesamtsanierung war nötig

Im Frühling 2022 übernahm der 25-jährige Landwirt Christian Rentsch die Pacht des 77 Hektar grossen Betriebs. «Nach über 100 Jahren hatten wir zum ersten Mal einen Wechsel bei der Pächterfamilie», sagt Martin Stucker, Kassier der Alpgenossenschaft und selbst Bio-Landwirt. «Wir hatten damals zwar immer wieder in die Infrastruktur investiert. Doch wir mussten feststellen, dass eine Gesamtsanierung des Betriebs dringend nötig ist.»

Zuerst wurde der bisherige Anbindestall in einen Laufstall umgebaut. In einem zweiten Schritt kam dann die Sanierung des Wohnhauses an die Reihe. Noch bevor das Haus bezugsbereit war, übernahm Christian Rentsch zusammen mit seiner Frau Kathrin den Betrieb. Zur Familie gehören die beiden Kinder Silas (3) und Joris.

Start im Wohnwagen

Da das Wohnhaus noch eine Baustelle war, musste für den ersten Sommer eine Übergangslösung her: ein Wohnwagen. «Das war ein steiler Einstieg», erinnert sich Christian Rentsch. «Ein bisschen eng war es schon», sagt auch seine Frau Kathrin Rentsch. «Aber damals waren wir ja noch zu dritt, da konnten wir uns gut arrangieren». Im Herbst konnte die Familie schliesslich in ihre Wohnung einziehen.

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Im kommenden Herbst soll nun noch mit einer eigenen Photovoltaikanlage die Stromversorgung komplettiert werden. Sie soll eine Leistung von rund 30'0000 Kilowatt-Stunden (kWh) erbringen. Der Eigenbedarf der Alpgenossenschaft liegt bei rund 15'000 kWh. Längerfristig ist daher auch der Einbau eines Stromspeichers geplant.

Schon früh auf Solar gesetzt

Martin Stucker kennt sich mit Solarstrom in der Landwirtschaft aus. Er hat vor 13 Jahren als erster in der Region eine Photovoltaikanlage auf das Dach seines Hofs gebaut. «Damals war eine Solaranalage noch etwas Aussergewöhnliches», erinnert er sich.

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Mittlerweile hat er seine Anlage amortisiert und kann seinen Betrieb finanziell entlasten. Für die Alp Münchegg wünscht er sich das gleiche: «Wir wollen die Alp für die nächsten Generationen rüsten, und dazu gehört heute auch eine Photovoltaikanlage».

So viel Unterstützung wie noch nie

Mit der aktuellen Sammelkampagne vom 29. Januar bis 10. Februar ruft die Schweizer Berghilfe dazu auf, Kleinunternehmen im Berggebiet beim Umstieg auf nachhaltig produzierte Energien zu unterstützen. Die Stiftung finanziert sich ganz über Spenden. Im Jahr zeigten sich rund 56'000 Personen mit Spenden und Zuwendungen solidarisch mit der Bergbevölkerung und spendeten über 36 Milliionen Franken.

Die Stiftung ihrerseits leistete im letzten Jahr mit rund 38,1 Mio. Franken Unterstützung im Berggebiet. Das war so viel wie noch nie. «Damit bieten wir wichtige ‹Hilfe zur Selbsthilfe› im Schweizer Berggebiet und wirken so der Abwanderung entgegen», sagt Kurt Zgraggen, Geschäftsführer Schweizer Berghilfe.

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