Bisher sei die Klimawirkung der Wiederkäuer massiv überschätzt worden, sagte Reto Grünenfelder, Präsident der Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Rinderzüchter (ASR), an der Delegiertenversammlung in Zollikofen BE. Dennoch seien auch die Rindviehzüchter bestrebt, einen Beitrag zur Reduktion der Klimawirkung zu leisten.
Dazu wurde von der ASR das Projekt «CH4COW» lanciert, welches vom BLW unterstützt und grösstenteils finanziert wird. Adrien Butty, Fachbereichsleiter Zuchtwertschätzung der Qualitas AG, informierte im Anschluss an die Delegiertenversammlung über das Anfang des Jahres gestartete Projekt.
Mit dem «Sniffer» Methan messen
Im Projekt CH4COW sollen auf jeweils dreissig Holstein- und Braunviehbetrieben in den Futterautomaten des Melkroboters oder in den Kraftfutterstationen Methanmessgeräte, sogenannte «Sniffer», installiert werden. Die daraus erhobenen Phänotypen sollen mittelfristig in ein Pilotprojekt von Holstein Switzerland und Swissherdbook und der kanadischen Auswertungsstelle für Genetik zur Schätzung von Schweizer Zuchtwerten für Holsteinkühe einfliessen.
Später soll auch die Zuchtwertschätzung für Schweizer Braunviehkühe möglich sein. Laut Adrien Butty zeigen verschiedene Forschungs- und Entwicklungsarbeiten aus der ganzen Welt, dass das Merkmal Methanemissionen eine ähnliche Erblichkeit aufweist wie das Merkmal Zellzahl.
Ein Viertel weniger Methanemissionen bis 20250
Bei konsequenter Berücksichtigung des Merkmals im Zuchtprogramm sollten bis im Jahr 2050 die Methanemissionen in der Milchviehhaltung bis zu einem Viertel reduziert werden können, zeigt eine Berechnung aus den Niederlanden.
Im Grünland Schweiz bilde die Kuh eine Schlüsselrolle, führte Reto Grünenfelder in seiner Eröffnungsrede aus. Denn nur mit Wiederkäuern sei es möglich, Raufutter zu Nahrungsmitteln zu veredeln. «Mit grosser Überzeugung und Freude stelle ich immer wieder fest: Kein Weg führt an der Kuh vorbei», bekräftigte er vor den Delegierten.
Wechsel im ASR-Vorstand
Die 27. ordentliche Delegiertenversammlung war geprägt von Verabschiedungen. Mit Matthias Schelling, der ab Juli das Amt als Direktor von Swissgenetics übernimmt und somit Swissherdbook verlässt, und Urs Vogt, ehemaliger Geschäftsführer Mutterkuh Schweiz, wurden zwei langjährige ASR-Vorstandsmitglieder verabschiedet. «Zusammen waren sie sage und schreibe 48 Jahre in der ASR tätig», betont Präsident Reto Grünenfelder. Auch der ehemalige Braunvieh-Schweiz-Präsident selbst tritt aus dem Vorstand zurück. Sein Sitz nimmt neu Adrian Arnold, neuer Präsident von Braunvieh Schweiz, ein. Für Urs Vogt nimmt der neue Geschäftsführer von Mutterkuh Schweiz, Daniel Flückiger, Einsitz im Vorstand. Der Sitz von Matthias Schelling bleibt bis auf Weiteres vakant. Markus Gerber, Präsident Swissherdbook, übernimmt das Amt als Präsident. Für ihre Arbeit wurden die drei abtretenden Vorstandsmitglieder von den Delegierten zu Ehrenmitgliedern gewählt.