Als ehemaligem Präsident des Rassenklubs Simmental Suisse, liegt Jakob Fritz die Mutterkuhhaltung sehr am Herzen. Vor fast 20 Jahren hielten die ersten Simmentaler-Mutterkühe auf seinem Betrieb Einzug und die Zuchterfolge liessen nicht lange auf sich warten. Zurzeit sind sogar zwei Simmentaler-M-Stiere aus seiner Zucht im Angebot von Swissgenetics. So hinterlassen die beiden Gabor-Söhne Giorgio und Galant nicht nur Kälber mit guter Fleischigkeit, sondern sie vererben auch das reinerbige, hornlose Gen an die nächste Generation.

Ein rauhes Klima

Auf 1030 m ü. M. bewirtschaftet Jakob Fritz mit seiner Frau Sabine den 44 ha grossen Jurabetrieb Hospice-Simmental in den Freibergen, genauer gesagt in Le Cerneux-Veusil BE. "Das Klima hier ist rau und tiefe Temperaturen sind keine Seltenheit", lacht Jakob Fritz. Nicht im Jura, sondern im Berner Oberland ist der erfolgreiche Mutterkuhhalter aufgewachsen. Nach den Lehrjahren und Anstellungen im Welschland bewarben sich Fritz und seine Frau 1990 als Betriebsleiter auf den Pachtbetrieb Hospice, welcher als Aussenbetrieb der Strafanstalt Solothurn gehört. Der Betrieb La Ferme de l`Hospice wurde 1653 von Pierre Jacquet gegründet. Die Besitzer waren immer Adelige, der Betrieb wurde aber nie von ihnen bewirtschaftet, bis ihn 1949 der Kanton Solothurn kaufte. "Dass wir die französische Sprache beherrschten, war damals sicher mit ein Grund, dass wir den Zuschlag als Betriebsleiter bekamen", sagt der Mutterkuhhalter rückblickend. Die Familie Fritz wurde nicht nur als Betriebsleiter auserwählt, sondern sie mussten von der Strafanstalt Solothurn jeweils auch zwei Gefangene betreuen. "Das war doch eine sehr spezielle Erfahrung für uns. Aber wir hatten mit all diesen Personen immer Glück gehabt", sagt Jakob Fritz. So war es auch ihre Aufgabe, die Gefangenen am Abend in eine extra für sie eingerichtete Zelle im Wohngebäude einzuschliessen und sie am Morgen wieder freizulassen. Unter anderem war es auch die Aufgabe der Familie Fritz, auf dem Betrieb Hospice, die Rinder von der Strafanstalt Solothurn zu betreuen sowie im Sommer zusätzlich noch fremde Sömmerungsrinder zu hirten.

Pächter statt Gefangene

Ab 1994 war die Familie Fritz dann nicht mehr Betriebsleiter, sondern sie konnten den Betrieb Hospice als Pächter übernehmen. "Im Jahr 2004 konnten wir dann mit dem Kanton einen Baurechts- und Pachtvertrag für 50 Jahre abschliessen", sagt der Betriebsleiter. Dies erlaubte ihnen, ein neues Wohnhaus und einen neuen Freilaufstall für ihre Tiere zu erstellen. "Als wir den Betrieb als Pächter übernahmen, wollte ich eigentlich Melken", sagt Fritz. Da aber das Milchkontingent zu klein und keine Aussicht bestand, dieses zu vergrössern, entschied man sich, auf die Mutterkuhhaltung zu setzen. Im Jahr 2000 hielten dann die ersten Simmentaler-Mutterkühe Einzug. "Die Rasse ist ruhig im Umgang, hat einen guten Mutterinstinkt, eine hohe Fleischleistung und genügend Milch für die Kälber", sagt Jakob Fritz.

Eine mittelgrosse Kuh

"Auf unserem Betrieb streben wir eine mittelrahmige Kuh mit einer Grösse von 136 bis 140 cm an, die 700 bis 800 kg schwer ist", sagt der Züchter. «Da unsere Kühe nur mit Raufutter gefüttert werden, ist es unabdingbar für eine hohe Tageszunahme der Kälber, dass die Mutterkuh viel einpacken kann, um daraus viel Milch zu produzieren", weiss Jakob Fritz aus Erfahrung. Da man am Anfang nur Schweizer Genetik einsetzte, aber mit der Muskelfülle der Jungtiere nicht zufrieden war, entschloss man sich, auch ausserhalb der Schweiz die passende Simmentaler-Genetik zu suchen. "Wir haben zuerst Simmentaler-Genetik aus Deutschland, später aus England, Kanada und sogar aus Südafrika importiert und eingesetzt", sagt Jakob Fritz. Neben dem positiven Effekt der Hornlosigkeit brachten die Importe auch robustere Tiere und eine bessere Fleischleistung hervor. "Da wir die Kälber mit zehn Monaten als Natura-Beef verkaufen, sind wir bestrebt, eine hohe Tageszunahme und eine gute Fleischigkeit zu erzielen", hält der Landwirt fest. Denn die Anforderungen an das Label Natura-Beef sind hoch. So müssen die Kälber auf der Weide oder im Stall bis im Alter von zehn Monaten mit ihren Müttern zusammen sein. Freilandhaltung mit Sommerweide und Winterauslauf ist Voraussetzung. Die Fütterung besteht vorwiegend aus Muttermilch, später auch aus Gras und Heu. Der Einsatz von wachstumsfördernden Zusatzstoffen, tierischen Eiweissen oder Fetten, Soja, Palmöl oder Palmfett und gentechnisch veränderten Futtermitteln sei verboten. Auf dem Betriebsrundgang wird klar, Jakob Fritz ist ein eingefleischter Züchter. Die 30 Mutterkühe mit ihren Kälbern fallen durch ihre enorme Fleischigkeit und Masse auf. Aber nicht nur das – die Fundamente, die korrekten Becken und die guten Euter fallen einem sofort ins Auge. "Auch wir in der Mutterkuhhaltung streben eine funktionelle Kuh an. Dazu gehört auch ein gutes Euter mit nicht zu langen Zitzen", sagt der Züchter. "Bei den Simmentalern müssen wir aufpassen, dass wir die Milchleistung nicht vernachlässigen, da lege ich in Zukunft bei der Stierenauswahl vermehrt grossen Wert", hält er fest.

Einen Namen gemacht

Jakob und Sabine Fritz haben sich in den Jahren mit ihren Simmentalern einen Namen gemacht und verkaufen laufend weibliche und männliche Zuchttiere aus ihrem Stall. "Dabei ist uns der Charakter der Tiere sehr wichtig", sagt der Züchter. Auch auf die Abkalbeeigenschaften wird grossen Wert gelegt. "Tiere mit schlechter Beckenlage oder mit schlechter Fruchtbarkeit schliessen wir aus der Zucht aus", hält der Betriebsleiter fest. Auch bei den verkäuflichen Stieren wird die Messlatte hoch gelegt: "Unser Ziel ist es, dass diese Stiere, wenn sie das nötige Alter erreichen, als Elitestier klassiert werden", sagt Fritz. Dass die Familie mit ihrer Zuchtstrategie auf dem richtigen Weg ist, zeigt sich daran, dass sie ihre schönen Tiere an den Fleischrindermärkten immer zu guten Preisen verkaufen können. Aber auch Swissgenetics konnte vom Züchterfleiss der Familie Fritz schon mächtig profitieren, denn bisher fanden schon sieben Simmentaler-M-Stiere aus dem Stall Hospice den Weg in das Genetikunternehmen und ein Ende scheint nicht noch lange nicht in Sicht.