Wegen dem Coronavirus wurde die Regionaltagung für die Mutterkuhhalter aus Luzern, Obwalden, Nidwalden und Uri letzte Woche bei der Krieger AG in Ruswil abgesagt. Jene tags darauf für die Zuger, Glarner und Schwyzer fand aber statt und war mit gegen 100 Teilnehmern gut besucht. Besichtigt wurde der Betrieb von Stefan und Nadine Probst vom Mattenhof in Rotkreuz, wo seit 2007 auf Pinzgauer gesetzt wird.

Reiner Grünlandbetrieb

Schon sein Vater habe damit angefangen, erklärte Stefan Probst, er selbst führt den rund 20 ha grossen Betrieb seit 2015. Vor Jahren sei noch Ackerbau betrieben worden, nun sei dies ein reiner Grünlandbetrieb. Vier Schnitte seien möglich, dazu die Herbstweide. Konserviert werden ausschliesslich Grossballen, «wir haben keinen Ladewagen.» Zugekauft werden zur Futterergänzung rund 30 Mais-Siloballen. So könne er den Betrieb fast allein führen, ergänzt mit der Hilfe des Vaters, meinte Probst. Arbeitseffizient ist auch der Laufstall eingerichtet, welcher letzten Sommer um 20 Meter erweitert wurde, vor allem für mehr Aufzucht- und Ausmastplätze. Der Mehrraum-Laufstall mit offener Liegefläche bietet maximal 30 Kuhplätze, welche in zwei Gruppen gehalten werden. Dazu kommen 21 Aufzucht- und Ausmastplätze.

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Fahrbare Einstreubühne

Gross ist der Strohverbrauch, jährlich kaufe er rund 130 Grossballen zu. Interessant gelöst ist das Einstreuen der Liegeflächen, mit einer fahrbaren Bühne. Entmistet wird mit einem Motorkarren maschinell. Dank dem sauberen Strohbett habe er auch saubere Kühe, Probst setzt auch Pflanzenkohle zu. Der Betrieb ist recht tierintensiv mit 2,24 DGVE pro Hektare, künftig wolle er zum Güllen in einen Schleppschlauchverteiler investieren. Gefüttert werden im Winter Siloballen und Heu, dazu Silomais. Die Kälber erhalten rund 50 Kilo Energiekraftfutter. Im Sommer wird während rund 210 Tagen geweidet.

 

Pinzgauer: «ideale Mutterkühe»

Pinzgauerrinder stammen ursprünglich aus dem Salzburgerland in Österreich. Sie gelten als ruhig, umgänglich und robust und haben gute Klauen. Der Mutterinstinkt und die Milchleistung seien ideal für die Mutterkuhhaltung. Das Fleisch habe einen guten Geschmack und eine ansprechende Marmorierung, sehr geeignet für die Direktvermarktung, meinte Stefan Probst. In der Schweiz gibt es rund 1000 Pinzgauer-Kühe auf 270 Betrieben, weltweit rund eine Million, sie gelten aber als gefährdete Hausrinderrasse. Der Betrieb Probst gehört zu den wenigen Betrieben in der Schweiz, welche auf konsequente Züchtung setzen und auch  Zuchttiere verkaufen. Die Tiere sind natürlich hornlos, gleichwohl würden auf dem Mattenhof teils Kälber mit Hörnern geboren. Probst setzt in der Zucht aber auf Reinerbigkeit und somit hornlose Tiere. Den Stier tauscht er regelmässig mit einem Betrieb in Deutschland.

 

Einzelstücke direkt ab Hof

Jährlich werden neun Pinzgauer-Beef und zwei bis drei Natura-Veal ab Hof direkt vermarktet, der Rest geht in den Handel. Probst lässt das Fleisch bei der Metzgerei Klausner in Oberrüti verarbeiten. Vermarktet werden an die Privatkunden und teils an die Gastronomie keine Mischpakete, sondern Einzelstücke. «Die Pinzgauer Hamburger sind sehr gefragt.»

 

Herausforderung Saisonalität

40 Jahre Natura-Beef sei eine Erfolgsgeschichte, jährlich könnten 60 00 Tiere vermarktet werden, erklärte Daniel Flückiger, Mutterkuh Schweiz. Damit die Preise stabil bleiben, wurde letzten Herbst aber ein Aufnahmestopp für Neueinsteiger verfügt. Künftig soll mehr auf Natura-Veal gesetzt werden. Die sollen vor allem im Herbst geliefert werden, Flückiger rief dazu auf, die Abkal­bungen auf das Frühjahr zu richten. Die saisonalen Angebotsschwankungen seien eine Herausforderung, vor allem für Betriebe mit Alpung. Die Genetik biete noch Potenzial zur Qualitätsverbesserung, so bei der Fettabdeckung. Da lasse sich auch bei der Fütterung ansetzen, informierte Andreas Scheurer von der HAFL Zollikofen. Energiereiche Fütterung bringe eine bessere Fleischigkeit und einen höheren Deckungsbeitrag. Er riet zu leistungsgerechter Fütterung, mit Kälberschlupf für Zufütterung, Leistungsgruppen und saisonaler Abkalbung.

 

 

Betriebsspiegel

Betriebsleiter: Stefan und Nadine Probst, Mattenhof, Rotkreuz

LN: 20,36 ha Grünland

Tiere: 24 Pinzgauer-Mutterkühe und 1 Stier; 19 Kälber bis 160 Tage, 6 Kälber bis 1 Jahr, 10 Rinder und Ochsen bis 2 Jahre.

Obst: Hochstamm-Obstgarten Kirschen und Mostäpfel