Solothurner Bauernverband SOBV-Präsident Andreas Vögtli tritt zurück Thursday, 30. March 2023 Es zieht ihn in abgelegene Dörfer Chinas und leben tut er im Schatten einer Burg. Nun will Robert Dreier, dessen grosse Leidenschaft das Alphorn ist, Präsident des Solothurner Bauernverbandes (SOBV) werden. Die BauernZeitung hat Robert Dreier kurz nach der Bekanntgabe seiner Kandidatur durch den Solothurner Bauernverband auf seinem Hof in Mariastein besucht. 

Dreier steigt in einer Einerkandidatur ins Rennen. Alle anderen Kandidaten hätten sich – nicht zuletzt aufgrund des grossen Aufwandes, welcher das Amt mit sich bringen dürfte – wieder zurückgezogen. «Ich habe nicht unbedingt Angst, aber den nötigen Respekt vor dem grossen Zeitaufwand», sagt er. Er wolle das, was in dieser Funktion anstehe, im Team machen. «Und das Team ist gut», sagt der Meisterlandwirt mit Bezug auf die Geschäftsstelle, aber auch auf den Vorstand der Solothurner Bauern.

Der Betrieb lässt das Engagement zu

Im Hinterkopf hat Robert Dreier schon lange mit dem Gedanken einer Kandidatur gespielt. «Irgendwann kommt der Entscheid und das definitive Ja dazu», erklärt er. Die betriebliche Situation lasse es in seinem Fall jedenfalls zu, so Dreier. Ganz ohne zusätzlichen Aufwand werde es nicht gehen. Der Betrieb, der bis 1990 im Besitz von Coop Basel stand, umfasst eine Fläche von 85 Hektaren. 700 Mastschweine, 25 Milchkühe und sechs Mutterkühe mit Kälbern stehen auf dem Hof. Dreier baut Zuckerrüben, Konservenerbsen, Silomais, Urdinkel, Weizen und Gerste an. Familie Dreier kam 1990 auf den Hof Rotberg, weil im Sommer 1989 ihr Hof in Metzerlen auf Grund eines Blitzschlages niederbrannte. Der Hof, den er heute bewirtschaftet, gehörte einst Coop Basel und stand zum Verkauf. Der Tierarzt hatte Dreiers auf die Idee gebracht, anstelle eines Neubaus im Dorf den Hof unter der Burg zu kaufen.

Die Landwirtschaft muss vorwärts gehen

Gefragt nach den Gründen, wieso der 54-Jährige das Präsidium in Angriff nehmen will, kommt sehr rasch: «Ich will die Landwirtschaft nach vorne bringen.» Bauern seien KMU-Unternehmer. Genau das müsse man aber schliesslich der Öffentlichkeit wieder vermehrt vermitteln. «Das eine ist Produktion. Das andere sind die Programme», sagt Dreier. Jede Betriebsleiterin und jeder Betriebsleiter müssten sich die Fragen stellen, ob sich die Durchführung eines Programms auf dem Betrieb eigne. «Entscheidend ist auch, sich die Frage zu stellen: Habe ich einen Abnehmer dafür, und zwar den Abnehmer, der mir auch den Preis zahlt, den ich brauche oder will», mahnt Dreier. Wenn dem nicht so sei, dann gelte es, einen anderen Weg einzuschlagen. Robert Dreier ist sicher: Das, was den Bauern vom Bund auferlegt wird, müsse vermehrt auf die Kantone heruntergebrochen werden. Denn da bestünden je nach Region besondere Herausforderungen. «Der Kanton Solothurn hat mehrere grosse Projekte – zum Beispiel ist Raumplanung ein wichtiges Thema», begründet der Landwirt sein Interesse an der Kandidatur weiter.

«Am allerwichtigsten aus meiner Sicht ist die Landesversorgung.»

Robert Dreier ist Meisterlandwirt und bewirtschaftet einen Hof in Mariastein.

«Am allerwichtigsten aus meiner Sicht ist die Landesversorgung», sagt er und präzisiert: «Die produzierende Landwirtschaft.» Und dazu zähle eben auch die Ökologie – «das ist selbstverständlich», sagt Dreier, der auch Mitglied des Vorstands von IP-Suisse ist.

Die Wahl wird anlässlich der DV im Februar vollzogen

Im Februar soll Robert Dreier als Nachfolger von Andreas Vögtli anlässlich der Delegiertenversammlung des SOBV gewählt werden. Helfen bei diesem Engagement, vor dem er zwar keine Angst, aber grossen Respekt habe, sollen ihm seine bisherigen Erfahrungen. «Ich bin schon lange selbstständig.» Er war in mehreren Funktionen tätig, unter anderem auch als Gemeinderat. Dreier ist seit 2018 Mitglied im SOBV-Vorstand und kennt daher auch die Abläufe und Prozesse des Verbandes genau.

Gefragt nach der grössten Herausforderung, der die Landwirtschaft aktuell gegenübersteht, überlegt Robert Dreier einen Augenblick. Dann sagt er: «Die Produktion aufrechtzuerhalten. Und zwar in einem zahlbaren Rahmen für die Kundschaft.» Was man nicht vergessen darf – und zwar auch innerhalb der Landwirtschaft –, der Betrieb eines Bauernhofes ist ein KMU im klassischen Sinne. «Man wird gerne als Direktzahlungsempfänger abgetan, aber wir sind alle ein KMU.»

Die Schweizer Landwirtschaft soll besser erkannt werden 

Für Robert Dreier steht fest: Es müssen vermehrt Zeit und Mittel investiert werden, um den Bauernstand in der Öffentlichkeit als wertvollen Partner zu positionieren. «Eine grosse Herausforderung ist sicherlich die Tierhaltung, die meiner Ansicht nach immer wieder zu Unrecht kritisiert wird», so Dreier. «Man muss auch offen sein für Neues und versuchen zu produzieren, was die Bevölkerung und der Markt will. Und sich dabei dem Modernen nicht verschliessen», erklärt er.

Dazu gehört für ihn der Einsatz moderner Technologien. «Damit wir ein gewisses Einkommen generieren können, aber auch die Freizeit ihren Platz hat, z. B. der Melkroboter.» Bei allem, was es zu tun gebe, muss seiner Ansicht nach in den Vordergrund gerückt werden, dass die Landwirtschaft Nahrungsmittelproduzent ist und jeder essen muss.