«Führungswechsel bei der Hobet-Gruppe», schrieb die PR-Agentur der Familien-Holding Hodel Anfang Jahr schlicht in einer Medienmitteilung. Hinter dem wenig bekannten Namen, Kurzform für «Hodel-Beteiligungen», steht das Lebenswerk von Franz Hodel. Nach fast vier Jahrzehnten Engagement in der Geflügelwirtschaft sei es Zeit für einen Generationenwechsel. Franz Hodel, Gründer und CEO, hat Anfang Jahr die Geschäftsleitung an seine Söhne Mario und André übergeben. Ein Rückblick mit dem Patron auf 40 bewegte Jahre.
Sieben Kühe, sechs Kinder
Angefangen hat alles auf einem kleinen Bauernhof in Oberkirch LU über dem Sempachersee. «Meine Eltern hatten einen kleinen Hof, drei Hektaren Land, sieben Kühe und wir waren sechs Kinder», blickt Hodel mit Schalk zurück. Er entschied sich für eine Lehre als Geflügelzüchter.
Ende der 1960er-Jahre investierten seine Eltern in einen 4000er-Legehennenstall mit Batteriehaltung und hatten bis zu 30 Muttersauen. Eine Aufstockung, wie damals noch möglich, im Kanton Luzern. 1979 übernahm Franz Hodel den elterlichen Betrieb. Es war bereits die Zeit der Stilllegungen – angeregt vom Bund – vor allem in Thurgau und Luzern. Das machte der Jungunternehmer, der sich immer vor allem für das Geflügel und speziell für die «Eier-Linie» interessierte, wie er sagt. So arbeitete er als Geflügel-Meister und als Berater in der Branche. Damals gab es noch vom Bund gestützte «Systemeier» und sogenannte «graue Eier» für den freien Markt.[IMG 2]
1987 konnte Hodel mit einem Investor seine erste Firma gründen. Es war der eigentliche Startschuss für die heutige Struktur mit der Aufzucht der Küken/Junghennen (Prodavi) und dem Eiergeschäft (F&F). Ab 1996 hatte man eine eigene Genetik und seit 1998 sind Hodels selbständig unterwegs.
120 Vollzeitstellen
In Oberkirch wurde in eine erste eigene Sortiermaschine und Brüterei investiert. «Damals gab es noch rund zehn Brütereien in der Schweiz», so Hodel. Heute sind es noch deren zwei.
Die Umstellung von Käfig- auf Bodenhaltung führte zu einem Strukturwandel. «Das war meine Chance», blickt Hodel zurück. Ältere Kollegen in der Branche taten sich teils schwer mit dem Systemwechsel. Nicht so Hodel: Auf «Teufel komm raus» setzte er auf die Aufzucht in Volieren auf seinen Partner-Betrieben, pochte mit grosser Beharrlichkeit auf Tierwohl und Qualität und sorgte so für grosses Wachstum.
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Mit dem Eintritt von Aldi und Lidl in die Schweiz folgte die zweite grosse Expansion. Die Deutschen sind heute zwei Hauptkunden der F&F. Vier Grossabnehmer sorgen für den Hauptanteil des Eier-Umsatzes. 2015 wurde ein Neubau in Schötz LU bezogen, beide Söhne stiegen ins Geschäft ein. Im Detailhandel führten verbesserte Infrastruktur und Logistik zu Vorteilen am Markt. In Schötz werden die Eier konditioniert, verpackt und ausgeliefert. Auch der Fuhrpark ist untergebracht, inklusive Waschanlage.
120 Vollzeitstellen bietet die Gruppe insgesamt. Darunter Geflügelzüchter, Tierärztinnen für den eigenen Beratungsdienst, Chauffeure, Einkäufer/Verkäufer und natürlich der ganze Innendienst.
Die Firma arbeitet schweizweit mit rund 30 Aufzuchtbetrieben zusammen und beliefert 150 Kunden mit Junghennen. Der Marktanteil beträgt wohl gegen 50 Prozent. 60 Betriebe liefern Eier an F&F. Seit über 20 Jahren ist man auch im Bio-Segment mit einer Brüterei aktiv.
Hürden beim Stallbau
Auch Franz Hodel erlebte während seiner Berufskarriere Hochs und Tiefs. Eine schwierige Phase gab es ers vor Kurzem mit dem Überangebot nach Corona. Das hatte einen grossen Abschreiber zur Folge. «Aber wir haben überlebt», so der Luzerner. Heute ist die Situation eine andere: Die Nachfrage ist hoch. «Wir haben zu wenig Eier in der Schweiz und suchen neue Produzenten», sagt Franz Hodel.
Diese kommen aus immer entfernteren Regionen. In den typischen Tierhalter-Kantonen fänden Dienststellen immer neue Gründe, um keine Bauten zu bewilligen, vor allem im Kanton Luzern. Ein Betrieb sei seit fünf Jahren im Bewilligungsverfahren. Man begleite und berate die neuen Partner. Es seien eher grössere Betriebe, die da infrage kämen, gerade auch in der Westschweiz. Man schaue die betriebliche Nährstoffsituation gut an, könne spezialisierte Firmen vermitteln und habe Erfahrung bei Finanzierungslösungen.
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Gut zwei Millionen Franken kostet ein stattlicher Legehennenstall heute, pro Legehennenplatz zwischen 150 und 200 Franken. Im Stallbau ist die Hobet-Gruppe seit zwei Jahren nur noch Vermittler. Den Eier-Lieferanten werden Abnahmeverträge von fünf Jahren angeboten. «Das ist wichtig für die Betriebe bei der Finanzierung», so Hodel. Ansonsten blieben diese aber unabhängig und würden selbst entscheiden, woher die Tiere oder das Futter stammen.
Schweizer Ei mit Potenzial
Die Eier-Preise sind in der Schweiz vor 30 Jahren im Zuge der neuen Eier-Verordnung gesunken. Seit der Jahrtausendwende liegen sie aber wieder auf stabil gutem Niveau. Franz Hodel sieht Potenzial: «Umsteller werden es nicht bereuen», ist er überzeugt. Mit 190 Eiern pro Kopf weist die Schweiz im Vergleich einen tiefen Konsum aus. «In Mexiko sind es fast doppelt so viele», sagt er mit einem Schmunzeln. Das seien die grössten Eieresser weltweit.
Die Tierhaltung in der Schweiz sei dem guten Image des Eis dienlich. Die Höchstbestandesverordnung mit maximal 18 000 Tieren sei schon richtig. Im Ausland seien Betriebe mit zwischen 100 000 und 200 000 Tieren die Norm. Und auf den Getreideimport sie man hier nun mal angewiesen.
Gerne nach Italien
Der ehemalige Patron Franz Hodel ist 70 Jahre alt und bleibt noch Verwaltungsratspräsident der Hobet-Gruppe. Er werde aber nur «strategisch unterstützen», wie er sagt. Er habe ein grosses Beziehungsnetz, dass er noch einbringe. Ins operative Geschäft aber werde er sich aber nicht einmischen. Auch seine vielen Ämter in der Branche hat er abgegeben. Der Plan sei, dass er noch etwa zwei bis drei Jahre in der Firma bleibe.
Daneben ist er vermehrt im Süden. Gemeinsam mit seiner Frau, die ihre Wurzeln in Italien hat, hat er einen kleinen Weinberg in Italien, den es zu pflegen gelte. Die Hobet AG gehört je hälftig den beiden Söhnen. Hodel hat in den vergangenen Jahren gesehen, dass diese das Handwerk verstehen. Und sowieso: «Die Familienunternehmen überleben meist die anderen.»
Ausstieg aus dem Kükentöten
Einen weiteren Imageschub erhofft sich die Branche mit dem Ausstieg aus dem Kükentöten. Bei der Hobet AG ist dies gut angelaufen. Seit zwei Monaten werden die Eier am 11./12. Tag mittels MRI nach Geschlecht sortiert. «Die Genauigkeit ist hoch», so die Erfahrung von Franz Hodel. Dafür dauert der Arbeitsprozess nun dreimal länger. Küken kosten neu 3 Franken mehr, massive Mehrkosten also. Intern habe man eine Lösung gefunden, um diese zu verteilen. Eier kosten seit dem neuen Jahr gemäss einer Branchen-Vereinbarung einen Rappen mehr. aem