Die Delegiertenversammlung des Schweizerischen Schafzuchtverbandes (SSZV) in Altdorf stand ganz im Zeichen der Tierzuchtstrategie 2030 des Bundes und der damit nötigen Einführung der Linearen Beschreibung und Einstufung (LBE). Das aktuelle Punktierungssystem der Schafe habe sich zwar lange Zeit bewährt, sei nun aber nicht mehr zeitgemäss, erklärte Christian Stricker vom BLW gegenüber den 184 Delegierten in Altdorf. Aus diesem Notensystem sei nicht explizit erkenntlich, was die eigentlichen Fehler und Vorzüge eines Tieres seien. Dadurch sei es auch nicht möglich, aussagekräftige Zuchtwerte zu berechnen.
Zuchtwerte sind zwingend
Damit das BLW im Rahmen der Tierzuchtstrategie 2030 auch zukünftig Gelder ausbezahle, müssten bei Massnahmen zur Zuchtförderung aber Zuchtwerte berechnet werden können, denn mit diesen könne die Selektion anhand des genetischen Potenzials der Tiere gemacht werden. Welche Massnahmen das seien, liege in den Händen der Zuchtorganisationen. Das könnten beispielsweise Gewichtszunahmen oder Exterieur-Beurteilungen sein, sprich die LBE.
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SSVZ bestimmt die LBE-Experten
In den verschiedenen Rassenverbänden sorgte das Thema LBE in der Vergangenheit für Unbehagen. Befürchtet wurde, dass die Schafbeurteilung zukünftig von externen Personen und nicht mehr von verbandseigenen Experten ausgeführt werde. Dem widersprach SSVZ- Präsident Lukas Berger an der Delegiertenversammlung: «Wir bestimmen, wer die Schafe zukünftig linear beschreibt. Die LBE wird von Personen gemacht werden, die eine Ahnung von Schafen haben.» Es werde zwar mit der Firma Linear AG zusammengearbeitet, dies aber vor allem bei der Datenverarbeitung.
Der SSVZ-Vorstand schlug vor, zum Thema LBE zwei Ausschüsse einzusetzen. Der erste Ausschuss, wo insbesondere die Rassenvertreter Einsatz nehmen würden, könne sich auf züchterische Aspekte konzentrieren. In diesem Gremium soll ausgearbeitet werden, wie die LBE bei den verschiedenen Rassen aussehen soll. Der zweite Ausschuss soll sich hingegen um organisatorische Fragen wie die Finanzierung kümmern. In diesem Ausschuss würden die Kantonalvertreter miteinbezogen. Präsident Lukas Berger konnte an der Versammlung bereits erste provisorische Zahlen bekannt geben. Der Bund zahle dem SSVZ für die LBE voraussichtlich Fr. 800 000.–, was rund Fr. 33.– pro Beurteilung entspreche.
Rückzug des Antrages der Vereinigung Schwarzbraunes Bergschaf
Die offene Kommunikation des Vorstandes mittels einer Protokollabsichtserklärung bewog die Verantwortlichen der Vereinigung Schwarzbraunes Bergschaf (SBS), ihren Antrag zurückzuziehen, in welchem sie ein eigenes Beurteilungssystem vorschlugen. «Da nun unserem Hauptanliegen nachgekommen wurde, dass die Rassenverbände bei der Ausarbeitung der LBE miteinbezogen werden, ziehen wir unseren Antrag zurück», erklärte SBS-Präsident Hans Ryter. Auch Angelo Rizzi, der Präsident des WAS-Zuchtverbands, lobte das Vorgehen des Vorstandes: «Die LBE muss für ein fortschrittliches Zuchtprogramm mit einer Zuchtwertschätzung eingeführt werden. Es ist aber wichtig, dass nun Ausschüsse mit Rassenvertretern eingesetzt werden, denn zur Basis ist Sorge zu tragen.»
Experten verabschiedet
Neben dem Hauptthema LBE und dem Referat von Biologe und Wolfsexperte Marcel Züger standen die Ehrungen im Mittelpunkt. Vizepräsident Hans Pernet verabschiedete einerseits die drei erfahrenen Schafexperten Theo Fux, Embd VS, Théo Gerber, Lajoux JU, undFrançois Vogel, Vicques JU. Anderseits konnte er eine grosse Schar an langjährigen Zuchtbuchführern für ihre Verdienste rühmen.
Langjährige Zuchtbuchführer
50 Jahre: Jean Berset, Mur FR; 45 Jahre: Angelo Rizzi, Luzein GR; Beat Werlen, Bürchen VS; 40 Jahre: Remo Imsand, Münster VS; Volluz Florian Orsières VS; 35 Jahre: Niklaus Beyeler, Wattenwil BE; Franz-Josef Grand, Susten VS; Hans Kalbermatter, Niedergesteln VS; Heinz Plüss, Rothrist AG; 30 Jahre: Anni Arni-Stuber, Oberramsern SO; Karin Büchel, Eschen FL; Flavio Derighetti, Motto TI; Armin Eugster, Bürglen TG; Marco Furrer, Eisten VS; Hans Gertsch, Burglauenen BE; Albert Grossenbacher, Oberthal BE; Hermann Kaufmann, Bellikon AG; Pius Kuster, Eschenbach SG; Dominique Pasquier, Courtepin FR; 25 Jahre: Fidel Cadalbert, Rueun GR; Maria Senn, Oberriet SG; Daniel Steiner, Niedergampel VS; Amato Vescovi, Castri TI; Tarcisi Vincenz, Ilanz GR; Edith Wiedmer, Zweisimmen BE; Arnold Zurbrügg, Bönigen BE.
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Kleinvieh ist sehr bedeutend für Uri
Gerühmt wurde auch der Urner Kleinviehzuchtverband unter der Leitung von Präsident Kurt Jauch, welcher Gastgeber der diesjährigen Delegiertenversammlung war. Zwölf Schafzucht- und zwei Ziegenzuchtgenossenschaften zählt der Urner Verband. Im Herdebuch befinden sich aktuell 1480 Urner Schafe und 586 Ziegen. Märkte, die Kantonalviehschau und immer häufiger die Grossraubtierproblematik fordern den Urner Kleinviehzuchtverband, so Kurt Jauch. Die Kleintierhaltung sei für die vielfach eher kleineren Urner Betriebe von Bedeutung, betonte Kurt Jauch gegenüber den aus der ganzen Schweiz angereisten Delegierten.