150 000 Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Welt kann die Milchmanufaktur Einsiedeln mittlerweile jährlich begrüssen. «Unsere Gästeliste ist sehr vielfältig, von Kindergärten über Firmen bis zu ausländischen Besuchergruppen», erklärt René Schönbächler, der Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens. Vor 17 Jahren schrieb der mittlerweile 40-Jährige als Agronomie-Student eine Arbeit darüber, wie für die Milch der Einsiedler Bauern die Wertschöpfung verbessert werden könnte.
Von Theorie zur Praxis
Es blieb nicht bei der Theorie, René Schönbächler verfolgte das Projekt weiter, überzeugte die lokalen Landwirte und weitere wichtige Partner. Das Vorhaben wurde als Teil eines PRE-Projekts unterstützt, 2015 konnte dann das top moderne Betriebsgebäude der Manufaktur unmittelbar neben dem Fluss Alp feierlich eröffnet werden. «Dass aus dieser Idee mittlerweile ein Unternehmen mit 80 Angestellten geworden ist, zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind», so René Schönbächler rückblickend.
Jurypräsident Dario Cologna
Dieses Jahr feiert die Milchmanufaktur Einsiedeln somit ihr 10-jähriges Jubiläum. «Wir fanden das den richtigen Zeitpunkt, um uns für den Prix Montagne zu bewerben. Dass wir den Preis nun tatsächlich nach Hause nehmen dürfen, ist einfach grossartig», so Käsesommelier Schönbächler. Zusammen mit Milchlieferanten und regionalen Behördenvertretern durfte er anlässlich der Preisverleihung in Bern den mit 40 000 Franken dotierten Prix Montagne entgegennehmen. Jurypräsident Dario Cologna sprach an der Preisverleihung von einer absolut verdienten Gewinnerin: Er finde es bemerkenswert, wie die Milchmanufaktur lokale Milch zu wertvollen Produkten verarbeitet und zugleich Erlebnisse schafft, die bis nach Übersee ausstrahlen. Diesen Mut und Pioniergeist bewundere er – er zeige, wie beherzt die Menschen in den Bergen seien.
Lokaler Verarbeiter
Sieben Bauern aus der Region Einsiedeln liefern aktuell rund 1,3 Millionen Heumilch. Einer davon ist Markus Kälin aus dem Gross. «Es ist schön, mit der Manufaktur in unserer Region wieder einen lokalen Verarbeiter zu haben», so der Milchbauer. Nach dem Stallneubau, bei dem er auch ein Sonnendach für eine optimierte Heubelüftung installierte, begann er im Jahr 2017, der Manufaktur Heumilch zu liefern. «Dadurch habe ich heute einerseits einen fairen Milchpreis, anderseits macht es mich aber auch stolz zu sehen, was aus unserer Milch gemacht wird», so Markus Kälin weiter.
Gesund weiter wachsen
Rund zehn Käsesorten, dazu Frischkäse, Mozzarella und weitere Milchprodukte, werden in der Milchmanufaktur Einsiedeln hergestellt. Die verarbeitete Milchmenge stieg innerhalb von zehn Jahre kontinuierlich von 400 000 auf 1,3 Millionen Liter an. «Wir möchten auch in Zukunft gesund weiter wachsen und hoffen die verarbeitete Milchmenge bei guter Wertschöpfung weiter steigern zu können», so René Schönbächler. Rund drei Viertel der Milchprodukte wird über Migros, Coop und regionale Läden und Gastronomiebetriebe verkauft, ein Viertel wird im eigenen Regio-Shop, dem Restaurant und in der Gastwirtschaft im Abteihof selber vermarktet.
Jährlich rund 800 Führungen
Enorm sei momentan die Nachfrage nach Kulinarik und Gastronomieangeboten. Nur schon für die jährlich rund 800 Führungen hat die Manufaktur rund 20 Guides und Schaukäser angestellt. Dabei erhalten die Besucher nicht nur einen spannenden Einblick in die Welt der Milchverarbeitung, sie können auch aus Einsiedler Bergmilch ihr eigenes Käsemutschli herstellen. Anteil am Erfolg des Unternehmens hat auch der sechsköpfige Verwaltungsrat. Neben zwei lokalen Milchlieferanten arbeiten darin auch vier nicht aus der Region stammende Experten aus den Bereichen Marketing, Betriebswirtschaft und Milchverarbeitung an der strategischen Zukunft des Unternehmens mit.
Fokus Regionalität
«Der Prix Montagne ist für uns eine Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Unsere Ziele, lokale Arbeitsplätze zu schaffen und eine bessere Wertschöpfung für lokale Milch zu realisieren, haben wir dank des Fokus zur Regionalität in den letzten zehn Jahren erreicht», zeigt sich René Schönbächler zufrieden, ergänzt aber: «Angesichts der Marktlage in den USA steht die gesamte Milchbranche vor schwierigen Herausforderungen, deren Auswirkungen wir auch auf dem Schweizer Markt heute noch nicht richtig abschätzen können».