«Die Schweineproduktion steht vor grossen Herausforderungen, diese stellen sich in der Landwirtschaft allgemein und speziell auch bei der Tierhaltung», sagte Matthias Schick während der Eröffnungsrede des diesjährigen Strickhof-Schweinetags, der am 17. Januar in Lindau mit 132 Teilnehmenden stattfand. «Preise und Strukturwandel können wir nicht verändern, wir sind auch nicht in der Lage, die Afrikanische Schweinepest zu beeinflussen. Wir können hier jedoch wesentliche Optimierungsmöglichkeiten aufzeigen, um die Produktion wettbewerbsfähiger und nachhaltiger zu machen», führte Tagungsleiter Schick aus.
In der letzten Zeit sei die Landwirtschaft von den Medien oft als Problemverursacherin dargestellt worden, beispielsweise was Pflanzenschutzmittel angeht. Doch gerade in der Schweiz biete die Landwirtschaft viele Lösungsansätze. Was etwa das Tierwohl betreffe, so der Bereichsleiter Tierhaltung am Strickhof, seien die hiesigen Standards sehr hoch. Ein Beispiel ist das freie Abferkeln. Ein Weg, sich den Herausforderungen zu stellen, sei auch, sich besser zu vermarkten.
Der ÖLN wird angepasst
In seinem Referat ging Niklaus Neuenschwander, Leiter des Fachbereichs Tierische Produkte und Tierzucht beim Bundesamt für Landwirtschaft BLW, auf die Schweineproduktion in der zukünftigen Agrarpolitik ein. «Der Bundesrat sieht in seiner Botschaft zur AP 22+ vor, dass qualitativ noch besser produziert und dabei die Umwelt vermehrt im Fokus gehalten wird, nicht zuletzt auch als Reaktion auf die aktuellen Initiativen», sagte Neuenschwander. Beispiele für Neuerungen:
- ÖLN: Der Ökologische Leistungsnachweis soll angepasst werden. Dazu gehört die Phasenfütterung von Mastschweinen, welche neu in den ÖLN aufgenommen wird. Dabei soll der Stickstoffgehalt im Futter je nach Altersphase an den Bedarf angepasst werden, um die Stickstoffemissionen in der Schweinehaltung zu reduzieren.
- Produktionssystembeiträge: Das Anreizsystem der Produktionssystembeiträge (PSB) soll erweitert werden. In der Nutztierhaltung plant der Bund beispielsweise Beiträge zur Reduktion von Ammoniakemissionen und zur Begrenzung der Rohproteinzufuhr. Beiträge soll es ebenfalls für die Stärkung der Tiergesundheit geben. Ein Ziel dabei ist auch die Reduktion von Antibiotika.
- Förderung Tierzucht: Der Bundesrat will züchterische Massnahmen fördern, welche auf Wirtschaftlichkeit, Produktequalität, Ressourceneffizienz, Umwelt, Tiergesundheit und Tierwohl fokussieren.
- Netzwerke: Um den Wissenstransfer zwischen den Akteuren der Agrar- und Ernährungswissenschaft zu fördern, sollen Kompetenz- und Innovationsnetzwerke unterstützt werden.
- Absenkpfad: Der Bund sieht einen verbindlichen Absenkpfad für die landwirtschaftlichen Nährstoffverluste vor. So sollen Nitrat- und Phosphorüberschüsse bis 2025 um zehn Prozent und bis 2030 um 20 Prozent reduziert werden.
Der Pro-Kopf-Konsum sinkt
Niklaus Neuenschwander warf auch einen Blick auf den aktuellen Schweinefleischmarkt. Auf dem Weltmarkt geht die Produktion von Schweinefleisch derzeit zurück. Besonders in China, dem weltweiten Hauptproduzenten, sagen Prognosen für 2020 einen Rückgang von bis zu einem Viertel voraus. Dies ist auf die Afrikanische Schweinepest zurückzuführen, von welcher China besonders betroffen ist. In der EU waren die Schweineschlachtungen im letzten Jahr rückläufig, wogegen die Exporte in Drittländer zugelegt haben.
In der Schweiz hält die Tendenz an, dass weniger Schweinefleisch produziert wird, und auch der Inlandanteil am Konsum ist im Sinken begriffen. Der schweizerische Pro-Kopf-Konsum von Schweinefleisch ist seit Jahren rückläufig, während derjenige von Geflügel zunimmt. Was den inländischen Produktionsrückgang betrifft, so ist dieser nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass seit Herbst 2018 nach einer Übergangsfrist keine Vollspaltenböden für Schweine mehr erlaubt sind. «Die Frage ist, wann die Produktion wieder anzieht», sagte Neuenschwander. «Das Angebot sinkt aktuell stärker als die Nachfrage.»
Gesellschaftliche Themen gewinnen an Bedeutung
Das WTO-Zollkontingent Nr. 6 für weisses Fleisch, das vorwiegend Schweinefleisch und Geflügel betrifft, umfasst 54 500 t, wovon 8498 t auf Schweinefleisch entfallen. In den letzten paar Jahren wurde es kaum mehr erreicht. Noch ungewiss sei, wie sich die Füllrate dieses Importkontingents entwickle, sagte Niklaus Neuenschwander.
Der Agronom kam zudem auf das Freihandelsabkommen «Mercosur» zu sprechen, bei dem bilaterale Kontingente vereinbart wurden, darunter für 200 t Schweinefleisch aus den Mercosur-Staaten. Dabei seien die Effekte auf die Produzentenpreise vernachlässigbar und im Vorfeld mit den Branchen diskutiert worden. Mitberücksichtigt werde dabei auch die Nachhaltigkeit der gehandelten Produkte.
Themen wie Ernährung, Nachhaltigkeit und Tiergesundheit würden in der Gesellschaft zunehmend an Bedeutung gewinnen, stellte Neuenschwander abschliessend fest. Was dies in Zukunft für die Schweineproduktion bedeute, stünde noch offen.